Betrüger in der Trierer Innenstadt unterwegs

Trier · Ordnungsamt und Polizei warnen aktuell vor einer kriminellen Organisation. In der Trierer Innenstadt sind immer mehr Erwachsene und Jugendliche unterwegs, die vorgeben, taubstumm zu sein. Mit Mappen fordern sie Passanten dazu auf, Geld für einen guten Zweck zu spenden. Die Münzen und Scheine stecken sie dann aber in die eigene Tasche.

Trier. Ein Sommernachmittag in der Trierer Innenstadt: Kinder schlecken ihr Eis, Passanten eilen mit Einkaufstüten über den Hauptmarkt. An einer Ecke steht eine ausländisch anmutende Frau. Sie hält stumm eine Kladde in der Hand. Das gut sichtbare Formular in ihren Händen hat eine klare Botschaft: Sie will - selbst taubstumm - Spenden für ein internationales Zentrum sammeln.
Nicht wenige Passanten halten an, drücken ihr Münzen oder Scheine in die Hand und unterschreiben auf der Spendenliste. Sie wollen helfen und werden getäuscht. Denn diese Frau ist genau wie viele ihrer Kollegen weder taubstumm noch im Auftrag einer sozialen Initiative unterwegs. Das Geld wird die Hilfebedürftigen nie erreichen und wandert nicht in eine Spendendose, sondern in die eigene Tasche.
Anfangs nur Jugendliche



"Diese Masche beobachten wir seit Spätsommer 2010", sagt Roman Schmitz vom Trierer Ordnungsamt. Anfangs seien es rumänische Jugendliche gewesen, die sich in der Innenstadt als taubstumm ausgaben und von Passanten Spenden erbettelten. Auf den Formularen seien immer die obersten Reihen ausgefüllt, um den potenziellen Neuspendern zu zeigen, wie viel andere bereits gespendet haben.
"Meist waren das bis zu 20 Euro von einem einzelnen Spender", sagt Schmitz. Seit Frühjahr 2011 seien seinen Kollegen vom Ordnungsamt und Beamten der Polizei vermehrt erwachsene Spendensammler aufgefallen, die als Taubstumme in der Stadt unterwegs sind. "Sobald sie uniformierte Menschen auf sich zukommen sehen, flüchten sie in ein Geschäft", sagt Schmitz. Mittlerweile würden sie auch dort versuchen, die Kunden zum Spenden aufzufordern. Deshalb hat das Ordnungsamt nun die City-Intitiative informiert. "Die Geschäfte sind sensibilisiert und sehen diese Leute als geschäftsschädigend an."
Besonders ältere Menschen empfänden die Spendensammler als Bedrohung. Schmitz geht davon aus, dass eine Organisation dahinter steckt. Trier hätten sich die Hintermänner bewusst ausgesucht, "weil es hier eine hohe Fluktuation von Tagestouristen und Besuchern aus dem Umland gibt, die Geld bereitwillig spenden".
Zwischen Porta Nigra und Dom



Dass die Spendensammler zwischen Porta Nigra und Dom gute Einnahmequellen zu finden scheinen, kann Schmitz belegen: "Anfangs tauchten diese Menschen in sehr ärmlicher Kleidung auf. Mittlerweile ist ihre Ausstattung deutlich besser geworden." So trügen sie längst keine Lumpen mehr und würden mit Autos gruppenweise im Stadtgebiet abgesetzt.
Deutschlandweit ist die Vorgehensweise der Betrüger bekannt. "Diese Banden kommen in der Regel aus Osteuropa und wandern dann", sagt Klaus Wahl, stellvertretender Leiter des Dezernats Wirtschaftskriminalität beim Landeskriminalamt in Mainz.
Es seien einige wenige Organisationen "mit mafiösen Strukturen", die dahintersteckten. Oft seien es Kinder oder Behinderte, die gegen einen geringen Lohn als Bettler und Spendensammler engagiert würden. Das beste Mittel diese Betrüger zu bekämpfen, sei es, sie dauerhaft zu kontrollieren und Platzverweise zu erteilen.
Trierer sollen andere schützen

 So sehen die Dokumente aus, mit denen die Betrüger Passanten hereinlegen. Foto: Polizei

So sehen die Dokumente aus, mit denen die Betrüger Passanten hereinlegen. Foto: Polizei


Das sei auch die Vorgehensweise, die die Stadt Trier gewählt habe, erklärt Schmitz. Seit 2005 ist das gewerbsmäßige Betteln auf Wegen, Straßen und Plätzen in Trier verboten. Allerdings seien die Platzverweise kein Mittel, um diese Menschen auf Dauer zu vertreiben. Wirkung könne laut Schmitz nur ein Vorgehen zeigen: "Wenn die Öffentlichkeit auf diese Betrüger sensibilisiert reagiert und sich Trierer Bürger künftig schützend vor andere stellen, die kurz davor sind, auf diese Masche hereinzufallen."

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