Neue Betrugsmasche Schockanruf von falschem Arzt aus Trier: Sohn liegt im Sterben und braucht angeblich teures Medikament

Trier/Leiwen · Ein älteres Ehepaar aus Leiwen und etliche weitere Menschen in der Region bekommen am Donnerstag Schockanrufe mit einer neuen Masche. Was die Betrüger erzählen und wie sie an ihr Ziel kommen wollen.

Betrugsmasche in Trier: Schockanrufer gibt sich als Arzt im Brüderkrankenhaus aus
Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Ein Ehepaar aus Leiwen, 86 und 80 Jahre alt, wäre am Donnerstag fast Opfer von Telefonbetrügern geworden. Die Schockanruf-Masche, die der 86-Jährige der Redaktion schildert und auf die auch die Polizei hinweist, ist dabei neu. Zunächst habe eine Frau angerufen und sich als Sekretärin eines Professors im Brüderkrankenhaus in Trier ausgegeben. Dann habe die Sekretärin folgende Geschichte aufgetischt: Der Sohn des Angerufenen sei an einer neuen Corona-Variante erkrankt, mit dem Krankenwagen in die Klinik eingeliefert worden und liege nun auf der Intensivstation. In Trier gebe es aber kein Medikament gegen diese Variante des Virus. Nur in der Schweiz gebe es ein Medikament, das in Deutschland nicht zugelassen sei. „Wir könnten dieses Medikament besorgen“, habe die Sekretärin dann gesagt. Wenn das Ehepaar 37.000 Euro in bar besorge und im Brüderkrankenhaus übergebe, könne ein Hubschrauber in die Schweiz fliegen und vier Ampullen des Medikaments besorgen, um den Sohn zu retten.

Das alles habe die Sekretärin seiner 80-jährigen Frau erzählt, schildert der 86-Jährige das Vorgehen. Und danach habe ein angeblicher Professor die Geschichte noch bestätigt. „Wenn wir das Medikament nicht bekommen, können wir nicht garantieren, dass Ihr Sohn die Nacht überlebt“, habe dieser noch gesagt.

Und das Ehepaar hat tatsächlich einen Sohn, der mit Kindern und Frau ebenfalls in der Region lebt. Deshalb seien sie sehr geschockt gewesen von dem Anruf, erzählt der 86-Jährige. Zusammen mit seiner Frau sei er sogar zur Sparkasse gefahren, um Geld abzuheben. Dort habe aber eine Bankmitarbeiterin darauf hingewiesen, dass das doch eine so ungewöhnliche Geschichte sei. Dann erst hätten sie bei ihrer Schwiegertochter angerufen und erfahren, dass mit ihrem Sohn alles in Ordnung sei.

Den Anruf hätten sie dann auch bei der Polizei angezeigt. Besonders verunsichert gewesen seien sie, weil der angebliche Professor tatsächlich wie ein echter Arzt geklungen habe. „Wir kriegen noch alles mit und haben uns selbst gefragt: Wie kann man sich so belämmern lassen“, sagt der 86-Jährige nach dem betrügerischen Anruf. „Aber das war echt ein Schock für uns.“ Nun wolle er andere vor der Masche warnen.

Auch die Polizei warnt vor dieser Masche. Sie verschickt am Donnerstagnachmittag eine Pressemeldung dazu. „Wenn ein Arzt anruft und die Nachricht überbringt, dass ein naher Angehöriger im Krankenhaus liegt, ist der Schock groß. Und genau dieser Schockmoment ist es, den Betrüger aktuell ausnutzen“, heißt es darin.

Auf Nachfrage, warum bei den Anrufen zwei Personen auftreten, die angebliche Sekretärin und der angebliche Professor, sagt Polizeisprecher Uwe Konz: „Das ist doppelte Absicherung nach dem Motto: ‚Wenn zwei das Gleiche schildern, wird es glaubwürdiger.“ Konz berichtet von zehn Anzeigen zu genau dieser Krankenhaus-Masche, die beim Präsidium in Trier am Donnerstag registriert worden seien. Es könnten noch weitere Anzeigen bei Polizeiinspektionen eingegangen sein, von denen das Präsidium keine Kenntnis habe. Zudem sei die Dunkelziffer, die Zahl nicht angezeigter Fälle, bei solchen Fällen hoch. „Zurzeit habe ich keine Informationen darüber, ob jemand auf die Masche hereingefallen ist und tatsächlich Geld gezahlt hat“, sagt Konz.

Die Masche läuft laut Polizei genauso ab wie bei dem Ehepaar in Leiwen. Bei älteren Menschen gingen anonyme Anrufe auf dem Festnetzanschluss ein. Dann melde sich ein angeblicher Arzt des Brüderkrankenhauses, der von einem Angehörigen berichte, der mit dem Tod ringe. Eine Überlebenschance bestehe nur mit der Einnahme eines teuren Medikaments. Dann folge die Nachfrage, ob der Angehörige eine fünfstellige Summe für dieses Medikament bezahlen könne oder ob es sonstige Vermögenswerte gebe. Die Polizei folgert: „Diese Masche erinnert an die bekannten Schockanrufe, bei denen sich die Betrüger als Enkel oder Polizeibeamte ausgeben.“

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