Bevölkerung nach Bonner Bombenfund alarmiert

Bonn/Köln/Trier · Die Polizei hat noch keine Antwort auf die Frage, ob Terroristen den Sprengsatz im Bonner Hauptbahnhof deponiert haben. Zu einer Festnahme, die in Trier stattgefunden haben soll, will die zuständige Kölner Kripo nichts sagen. Die Sperrung des Trierer Bahnhofs hatte nichts mit der Bonner Bombe zu tun.

Auch wenige Tage nach dem Fund eines Sprengsatzes im Bonner Hauptbahnhof geht das Rätselraten weiter. Die zuständige Kölner Kripo sucht fieberhaft nach den beiden Verdächtigen und wertet neue Hinweise aus, die die Sendung "Aktenzeichen XY…ungelöst" geliefert hatte. Die Polizisten gehen von einem versuchten Anschlag aus - ob aber Terroristen dahinterstecken, wissen sie noch nicht. "Wir ermitteln in alle Richtungen", sagt ein Sprecher der Kölner Polizei. Über eine Festnahme, die es "Spiegel online" zufolge in diesem Zusammenhang in Trier gegeben haben soll, will er sich nicht äußern: Zu einzelnen Maßnahmen könne man keine Stellungnahmen abgeben. Fest steht: Herrenlose Koffer führen derzeit schnell zu Großeinsätzen.

Am Donnerstag rückte die Trierer Bundespolizei aus, weil in einer Regionalbahn, die zwischen Koblenz und Mainz unterwegs war, ein herrenloser Rucksack aufgefallen war. Etwa 80 Reisende mussten den Zug laut Rudolf Höser, Sprecher der Bundespolizei, verlassen. Die Untersuchung auf einem Nebengleis bei Oberwesel ergab, dass es sich um "ganz normales Gepäck handelte". Kurz nach dem Bonner Alarm hatte am Montag auch in Trier ein Gepäckstück für Aufregung gesorgt: Die Bundespolizei riegelte die Bahnhofhalle ab und ließ einen Sprengstoffhund zu dem Koffer, der sich als harmlos herausstellte und inzwischen von seinem Besitzer abgeholt wurde. Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), vermutet durchaus einen terroristischen Hintergrund des Bonner Bombenfunds. Er kann deshalb nicht verstehen, dass die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen noch nicht an sich gezogen hat. Bosbach verwies auf die Gefährlichkeit des Sprengsatzes: In der Sporttasche befand sich ein mit Ammoniumnitrat gefülltes Metallrohr, um das vier Butangas-Kartuschen gebunden waren. Ob die Bombe tatsächlich funktionsfähig war, konnte noch nicht geklärt werden. Bei einer Zündung wäre die selbst gebaute Konstruktion laut Polizei allerdings von "beachtlicher Sprengkraft" gewesen. Sie fahndet mit mehreren Hundert Beamten weiter nach zwei Verdächtigen. Der eine ist ein hellhäutiger Mann, der auf dem Video einer McDonald's-Filiale an Gleis 1 im Bonner Hauptbahnhof zu sehen ist. Auf den Bildern trägt er vermutlich die blaue Tasche, in der sich die Bombe befand. Der zweite Mann ist dunkelhäutig und groß. Er soll die Tasche wenig später zwei Jugendlichen vor die Füße gestellt haben und weggelaufen sein. Extra: Entwarnung für Weihnachtsmärkte
Die Bundesregierung sieht nach dem Fund des Sprengsatzes im Bonner Hauptbahnhof keinerlei Grund für eine auf Weihnachtsmärkte zielende Terrorwarnung. "Hinweise auf die Gefährdung konkreter Ziele in Deutschland liegen unseren Sicherheitsbehörden nicht vor. Das gilt auch für Weihnachtsmärkte", betonte das Innenministerium gestern in Berlin. "Deshalb sollten wir - bei aller Wachsamkeit - unser alltägliches Leben nicht beeinträchtigen lassen." Zuvor hatte die Bild-Zeitung berichtet, das Ministerium gehe von einem besonderen Anschlagsrisiko für Weihnachtsmärkte aus. dpa

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