Bibbern vor der Bombe

TRIER. Aufregung in Trier-Euren: In der Spirostraße ist ein Bagger am Dienstagnachmittag auf eine Bombe gestoßen. Nach einer stundenlangen Hängepartie stand am Abend fest, dass sie erst heute entschärft werden muss. Auf die Anwohner kommt eine Evakuierung zu.

Ein rot-weißes Absperrband ist von einer Seite der Spirostraße zu anderen gespannt, rechts und links stehen Polizeiautos. Ausnahmezustand - das wird am Dienstagabend in Trier-Euren auf den ersten Blick deutlich. Am späten Nachmittag ist in dem Stadtteil ein Bagger auf eine Bombe gestoßen. Auch 60 Jahre danach offenbart die Trierer Erde immer wieder Spuren des Zweiten Weltkriegs. Trotzdem ist dieser Bombenfund kein Routinefall: Zermürbendes Warten ist angesagt. Die Feuerwehrleute und Polizisten können die Bombe nicht einschätzen: Welche Sprengkraft hat sie? Besteht die Gefahr, dass sie explodiert? Der Mann, der Antworten auf diese Fragen weiß, heißt Horst Lenz. Und steht bei Koblenz im Stau. Niemand weiß, wie lange es dauern wird, bis der Experte des Kampfmittelräumdienstes freie Fahrt nach Trier hat. Schließlich holt ihn die Polizei per Hubschrauber nach Trier.Vom Urteil des Experten hängen an diesem Abend zwei wichtige Entscheidungen ab: Muss die Bombe noch in der Nacht entschärft werden? Und in welchem Radius muss geräumt werden? Gibt Lenz einen Umkreis von 500 Metern vor, sind 2100 Menschen betroffen. Das hat der Einsatzleiter der Feuerwehr, Herbert Albers-Hain, bereits anhand von Listen des Einwohnermeldeamtes recherchiert. "Unter drei, vier Stunden geht das nicht ab", sagt er. Hallen und Schulen im Umfeld stehen bereit, falls Lenz die sofortige Evakuierung anordnet. Kurz vor Redaktionsschluss kommt die Entwarnung: Die Bombe wird am Mittwochmittag entschärft. Weitere Infos dazu soll es bei einer Pressekonferenz geben.

Die Anlieger sind am Nachmittag gebeten worden, den vorderen Teil ihrer Häuser zu meiden. Während die Einsatzkräfte auf Lenz warten, stehen einige Bürger an der Absperrung und schwanken zwischen Bangen und gegenseitiger Beruhigung. Ein mulmiges Gefühl sei es schon, wenn eine Bombe vor der Haustür liege, meinen einige. "Ach was, das gab es vor etlichen Jahren hier schon mal", sagt eine Frau, "und alle im Haus sind eines natürlichen Todes gestorben." Andere Anwohner sind genervt: "Ich komme von der Arbeit und würde jetzt gerne in Ruhe kochen", sagt Heike Zanger. Ute Simon fügt bibbernd hinzu: "Eine blöde Jahreszeit für einen Bombenfund!" Nur die herumtobenden Kinder freuen sich offensichtlich über das Abenteuer, in das sie hineingeraten sind - und hoffen auf positive Auswirkungen: "Vielleicht haben wir ja Glück", sagen Michelle und Pascal, "und morgen fällt die Schule aus!"

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