Bilder von der Rolle und ganz digital - Zeitreise durch die Trierer Film- und Kinogeschichte

Trier · Vom Stummfilm bis zum Blockbuster - Kinos gibt es seit mehr als einem Jahrhundert. Die Besucher des Broadway-Filmtheaters konnten jetzt mehr über ein Medium erfahren, das mit stetigem Wandel um sein Überleben kämpft.

 Josefine Kraft, stellvertretende Leiterin des Broadway-Filmtheaters. TV-Foto: Christian Altmayer

Josefine Kraft, stellvertretende Leiterin des Broadway-Filmtheaters. TV-Foto: Christian Altmayer

Foto: (h_st )

Trier. Im Vorführraum dröhnen die Projektoren. In der Ecke steht eine Filmspule. Seit Jahren wird sie nicht mehr benutzt. Moderne Geräte spielen die Filme von Festplatten ab. "Heutzutage läuft das alles digital", sagt Josefine Kraft (31), stellvertretende Leiterin des Broadway-Kinos. Sie nimmt ein Stück Filmstreifen in die Hand und zeigt es den Besuchern, die an diesem Tag einen Blick hinter die Kulissen werfen dürfen.

Als Teil der Veranstaltungsreihe "Trier für Treverer" hat das Broadway-Kino eine Führung durch die Trierer Kinogeschichte organisiert. Ein Vortrag von Josefine Kraft und Kinobetreiber Dirk Ziesenhenne (50) nimmt die Besucher mit auf eine Zeitreise von den Anfängen der Trierer Filmtheater bis heute. Kraft hat einiges an Material zusammengetragen: Historische Dokumente und Zeitungsartikel, Filmtrailer aus der Nachkriegszeit sowie mehr als 100 Jahre alte Stummfilme.

Die Trierer Kinogeschichte ist spannend und von ständigem Wandel geprägt: 1951 hatte ein Bischof die Macht, den Skandalfilm "Die Sünderin" von den Leinwänden der Stadt zu verbannen. Jahre später steckten die Kinos so tief in der Krise, dass sie sich nur noch mit der Vorführung pornografischer Filme über Wasser halten konnten. Heute ist die Durststrecke nach der Einführung von Fernseher und Videokassette zwar vorbei. Vom heimischen Sofa verschlägt es viele Menschen wieder zurück in den Kinosessel. Doch die technischen Neuerungen haben ihren Tribut gefordert: Von mehr als 30 Trierer Kinos sind heute nur noch drei übrig.

Dirk Ziesenhenne bleibt trotzdem optimistisch. Von den Krisen hat er sich nicht unterkriegen lassen. In den 1980er Jahren leitete er zusammen mit seinem Vater das Atrium. Wie so viele Kinos habe es "dem Multiplex-Riesen Cinemaxx weichen müssen". Heute betreibt er das Broadway-Filmtheater. Noch vor wenigen Jahren liefen hier Filmrollen über Drehspulen, heute ist das Broadway vollständig digitalisiert. Doch auch wenn sich die Technik ständig verändert, einer Sache ist er sich ganz sicher: "Das Kino wird es immer geben."Extra

Eines der ersten Kinos in Trier war das Germania-Lichtspielhaus, das 1913 von Peter Marzen eröffnet wurde. Bis nach dem Ersten Weltkrieg gehörten Marzen fast alle Filmhäuser der Stadt. Sein Erfolgsrezept: Er machte das Publikum zu Protagonisten, indem er Trierer Alltagsszenen abfilmte und vorführte. Teile dieser Kurzfilme sind bis heute erhalten. Von keiner anderen Stadt in Deutschland gibt es so viele alte Filmaufnahmen. cha

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