Bildung

Zum Artikel "Für das Leben nach dem Scheitern" über einen neuen Zusammenschluss von fünf regionalen Partnern, die Studienabbrechern helfen wollen (TV vom 27. Januar):

Wenn laut Statistik etwa 33 Prozent der Studierenden gar nicht erst zum Abschluss kommen, ist das vor dem Hintergrund des drohenden Facharbeitermangels eine beklemmende Entwicklung. In dem Artikel sagt Handwerkskammer-Präsident Manfred Bitter: "Es muss jeder selbst merken, ob man genug in der Birne hat, um Klausuren zu bestehen." Das ist wohl wahr, nur wenn ich als Schüler über Jahre auf dem Weg zum Abitur genau diese Kompetenz attestiert bekommen habe, ist es doch nicht verwunderlich, dass sich Schüler auf diese Aussage verlassen und ein Studium anstreben. Im Studium ist die Welt dann auf einmal eine ganz andere, und sie fallen in den Brunnen. Laut Herrn Bitter müssen sie dann aber laut "Hilfe, Hilfe" schreien, denn sonst bekommen sie keinen Rettungsring zugeworfen. Das alles spielt sich nach drei Jahren gymnasialer Oberstufe und im Mittel nach drei Semestern ab. Toll für das Selbstwertgefühl unserer Schüler. Wie wäre es denn, wenn man ihnen schon vorher alternative Wege aufzeigt? Wir als Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Berufsbildenden Schulen (VLBS) fordern schon lange eine verpflichtende Beratung von Schülern ab Klasse 8 an Gymnasien, Integrierten Gesamtschulen und Realschulen, um auf die vielfältigen Möglichkeiten im dualen System aufzuklären. Bisher wurde das vonseiten der ADD und des Ministeriums nicht konsequent unterstützt. Wir haben an unseren berufsbildenden Schulen, an denen wir im Land etwa 115 000 Schüler in der Sekundarstufe zwei unterrichten, im Gegensatz zu etwa 45 000 Schülern an Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen, genügend fachliches Know-how, diese Beratung durchzuführen! Es müsste uns nur jemand einen verbindlichen Auftrag dazu erteilen. Aber da wird lieber ein regionales Brunnenrettungsteam aus Trierer Hochschulen, Trierer Uni, Agentur für Arbeit, HWK und IHK gebildet, die jetzt endlich den Gescheiterten die berufliche Neuorientierung erklären wollen. Aber auch hier ist die Berufsbildende Schule nicht dabei. Prima! Nur wo landen denn jetzt diese Gescheiterten mit 22,23 Jahren nach der Wiederbelebung? Richtig - bei uns. Robert Arckel, Lehrer an der berufsbildenden Schule EHS, Trier, Mitglied im Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Berufsbildenden Schulen

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