BILDUNG

Zum Bericht "Das letzte Wort kommt noch" (TV vom 25. August) über eine mögliche Namensänderung der Grundschule Trier-Biewer:

Meinung

Vertane Chance für den Lernprozess
In einer demokratischen Gesellschaft erleben Menschen bei Abstimmungen die Ablehnung ihrer Wünsche und Vorstellungen. Dies lässt sich akzeptieren, wenn das Ganze durch überzeugende Argumentation nachvollziehbar gemacht wird, und gehört zu einem demokratischen Lernprozess dazu. So auch in der Grundschule Trier-Biewer, Modellschule für Demokratie-Erziehung, in der seit neun Jahren demokratische Strukturen eingeübt und praktiziert werden. Hier erhalten Schüler bei Klassenräten, Klassensprecher-Treffen und Kinderkonferenzen die Möglichkeit, am Zusammenleben mitzuwirken und sich auf ihr Leben als mündige Bürger vorzubereiten. Lehrer begleiten dies beobachtend und notfalls regulierend. Abstimmungen folgen nach ausführlicher Diskussion und stichhaltiger Argumentation. Die aus diesen Prozessen entstandenen Wünsche der Kinder versuchte die Schule in der Vergangenheit stets im Konsens mit den davon betroffenen Personen zu verwirklichen. Im Gegensatz zu den vom Ortsbeirat erhobenen Vorwürfen des Alleingangs wurden im Vorfeld sowohl bei der Errichtung des Spielgerätes als auch bei der Beantragung der Namensänderung der Ortsvorsteher und ein weiteres Mitglied des Ortsbeirates in die Überlegungen mit einbezogen und zur Kinderkonferenz eingeladen. Es ist der von Lehrern und Elternvertretern befürwortete Antrag der Kinder, nicht der Lehrer, den der Ortsbeirat mit der unverständlichen Argumentation ablehnte, dass bei "Grundschule am Biewerbach Trier" der Ortsteil Biewer nicht berücksichtigt sei. Die Kinder begründeten den Antrag in einem ausführlichen Brief. Statt eines einfachen "Nein" hätte man als Vertreter einer demokratischen Institution auf deren Kompetenzen eingehen und bereits während der Kinderkonferenz in einen Dialog eintreten können. Vorausgesetzt man freut sich über den demokratischen Lernprozess. Dieser jedoch scheint in Biewer keinen Stellenwert zu haben. Eine vertane Chance! Im Für und Wider stichhaltiger Begründungen wäre eine Ablehnung für die Kinder wenigstens nachvollziehbar. Gabriele Leonardy, Newel, ehemalige Leiterin der Grundschule Trier-Biewer

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