Bis der Rhythmus groovt

TRIER. Trommeln ist eine Sprache, die ohne Worte auskommt. Trommeln ist so alt wie die Menschheit und vor allem in Afrika ein Medium, das noch heute wichtig für das Zusammenleben der Menschen ist. In dieser Sprache hat Michael Nitsche seinen Lebensinhalt und dessen besten Ausdruck gefunden.

Eine Postkarte mit dem nach Plattitüde klingenden Spruch "Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum" flatterte dem Krankenpfleger und Medizinstudenten Michael Nitsche vor etwa 14 Jahren ins Haus. So abgegriffen diese Grußkarten-Weisheit auch klingen mag, für Nitsche war sie der letzte Anstoß, sein Leben komplett zu verändern. "Denn Leben heißt, auszuprobieren, wonach dein Herz schreit", sagt er. Seinen Beruf und das Studium hängte er an den Nagel und fand so den Weg aus einer "Sinnkrise". In Oberhausen entdeckte er durch Zufall sein Interesse für den Rhythmus. Einen Rhythmus, der die Menschen in Westafrika in allen Lebenslagen begleitet. Aus einem Probenraum drangen Trommelgeräusche, Nitsche fragte nach, lernte den Kursleiter kennen und fing an, Unterricht zu nehmen. "Zwei Jahre habe ich mich im Probenraum eingeschlossen", sagt er. Ab 1993 gab er dann selbst Kurse für Anfänger. Aber nur hinter geschlossenen Türen zu trommeln, das kam für den Perfektionisten Nitsche nicht in Frage. "Alleine bist du nichts. Beim afrikanischen Trommeln geht es um das Zusammenspielen. Wenn der Rhythmus dann groovt, kommt man sich näher, und es entsteht ein gutes Gefühl." Obwohl sein Lehrer die zwölfköpfige Gruppe "Yamane Di" (Die Fremden) mit Afrikanern und Deutschen gründete und Nitsche Mitglied wurde, reichte ihm das noch lange nicht. "Jeder, der trommelt, muss mindestens einmal in Afrika gewesen sein", sagt Nitsche."An meine Grenzen gegangen"

So reiste er nach Gambia und lebte ein halbes Jahr in einem Dorf, in dem afrikanische Musiker und Tänzer ausgebildet werden. Von morgens bis abends sorgten dort der Unterricht für Schwielen an den Händen und die einfachen Lebensbedingungen für körperliche Einschränkungen. "Da bin ich an meine Grenzen gegangen. Aber ich habe durchgehalten, weil ich etwas ganz oder gar nicht mache. Das habe ich in erster Linie für mich getan, wollte es aber auch anderen beweisen", die an ihm und seinen Plänen gezweifelt hätten, sagt Nitsche. In Gambia lernte er Rhythmen auf typischen afrikanischen Instrumenten wie Djembe oder Djun Djun. "Der Klang der Djembe fasziniert mich, daran hängt mein Herz", sagt Nitsche. Leicht und fröhlich oder dumpf und melancholisch können die durch die Kombination mehrerer Trommeln entstehenden Klangbilder sein. "Außerdem steckt darin die Geschichte des Landes und der Menschen, die damit ihr Wissen über Jahrtausende von Generation zu Generation weitergegeben haben." Insgesamt 16 Rhythmen beherrscht er. Mehr, sagt er, seien für deutsche Ohren nicht zu unterscheiden. Seine Instrumente baut sich der Musiker - ganz Perfektionist - selbst, die Materialien wie Holzkörper und Felle erhält er aus Afrika. Heute bezeichnet sich Nitsche als glücklichen Menschen. Denn nicht nur Djemben und Djun Djuns sind zum Lebensinhalt für den Musiker geworden. "Ich habe Lust auf Melodie bekommen", sagt er. Er lernte Klarinette zu spielen, zupft die Gitarre, singt und schreibt eigene Songs. Vor einem Jahr kam Nitsche aus dem Ruhrpott nach Trier, will auch dort mit und von afrikanischem Trommeln und Musik leben. Während er als Sänger noch auf der Suche nach einer Band ist, beginnt er am Montag, 5. September, mit seinem ersten Trommelkurs in der Tufa. Kursteilnehmer können sich unter Telefon 0651/9943636 anmelden. Der Kurs im Ballettsaal der Tufa beginnt um 20.15 Uhr mit einer kostenlosen Schnupperstunde.

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