Bistum trennt sich vom "Klotz am Bein"
Trier · Das Weinrestaurant Cumvino in der Weberbach schließt am 30. September. Der Betreiber, die Trägergesellschaft Bistum Trier (TBT), sieht sich außerstande, das 2006 eröffnete Lokal wirtschaftlich zu betreiben.
Trier. Zur Pressekonferenz hatte das Bistum erst wenige Stunden vorher eingeladen, und das, was darin verkündet wurde, ist eine dicke Überraschung: "Wir schließen das Weinrestaurant Cumvino Ende September", erklärten der TBT-Aufsichtsratsvorsitzende Prälat Rainer Scherschel (71) und Geschäftsführer Johannes Thielmann (48).
Die Überraschung resultiert aus der Diskrepanz zwischen öffentlicher Wahrnehmung und dem tatsächlichen Betriebsergebnis. Das Cumvino an der Weberbach mit seinen 180 Plätzen drinnen (einschließlich Balkensaal) und weiteren 80 auf der Außenterrasse gilt als noble Gastro-Adresse, an der man tunlichst nicht ohne vorherige Reservierung auftauchen sollte.
Weit weg von Gewinnzone
TBT-Chef Thielmann widerspricht dieser Beobachtung: "Das Restaurant ist ab 12 Uhr geöffnet, und phasenweise brummt es tatsächlich. Aber unterm Strich sind wir weit entfernt von einem wirtschaftlichen Betrieb. Dazu fehlen uns 20 Prozent."
Das sei nicht zuletzt auf die Lohnkosten für die zehn Mitarbeiter (davon sechs Festangestellte) zurückzuführen, die aufgrund kirchlicher Arbeitsverträge um etwa 30 Prozent über denen in der Gastronomie üblichen lägen. Zudem drückten hohe Abschreibungen: Rund 2,8 Millionen Euro hatte das Bistum 2005/06 investiert, um aus dem einstigen Sitz des Stiftungsweinguts Friedrich-Wilhelm-Gymnasium (FWG) ein Weinrestaurant zu machen. Ein Drittel davon floss in den Umbau des ehemaligen Kelterhauses.
Die Lage des Betriebs in der "1-B-Lage abseits der Touristenströme" sei ein weiteres Manko. Gegenüber der boomenden Gastronomie am Kornmarkt habe man wenig Chancen.
Knapp sieben Jahre nach der Eröffnung ist das Experiment, mit einem nicht originär kirchlichen Angebot schwarze Zahlen schreiben zu wollen, endgültig gescheitert. "Bei unseren Bildungshäusern erwarten wir keinen wirtschaftlichen Gewinn und sind am Jahresende mit einer schwarzen Null zufrieden. Aber ein Restaurant darf nicht defizitär sein", erklärt Scherschel. Da sich eine Subventionierung aus Kirchensteuermitteln verbiete, bleibe aus betriebswirtschaftlicher Sicht nur die Schließung. Die Mitarbeiter hätten am Freitagvormittag von ihrer Kündigung erfahren. Die beiden Auszubildenden könnten ihre Lehre am Robert-Schuman-Haus (Auf der Jüngt) fortsetzen, das, wie Thielmann betonte, "trotz weit verbreiteter gegenteiliger Auffassung weiterhin als Tagungshaus am Markt ist". Auch von den anderen Tagungseinrichtungen (siehe Extra) wolle man sich - "Stand heute! - nicht trennen.
Die Frage, ob sich das Bistum mit der Schließung des Cumvino eines Klotzes am Bein entledige, antwortet Thielmann: "Ja, das kann man so sagen."
Wie es nach dem 30. September an der Weberbach weitergeht, vermochten Thielmann und Scherschel nicht zu sagen. Die TBT strebte eine "kirchliche Anschlussnutzung der Räumlichkeiten" an, ohne dass es bereits konkrete Pläne gebe. Damit ist aber das Thema Gastronomie nicht endgültig vom Tisch: "Sollte es Interesse geben, sind wir gesprächsbereit", erklärt Scherschel; "Aber unsererseits werden wir in dieser Richtung nicht aktiv." Was so viel heißt wie: Interessenten sollten sich an TBT-Chef Thielmann wenden.Extra
Die Trägergesellschaft Bistum Trier (TBT) wurde 1997 gegründet. Alleiniger Gesellschafter der GmbH ist das Bistum Trier. Die TBT betreibt die Jugend- und Erwachsenenbildungsstätten Robert-Schuman-Haus (Trier), Marienburg bei Zell an der Mosel und Haus Sonnental im saarländischen Wallerfangen sowie noch bis Ende September das Weinrestaurant Cumvino. Das im Juli 2006 auf dem Gelände des vormaligen FWG-Stiftungsweinguts eröffnete Lokal war ein Projekt des ersten TBT-Geschäftsführers Jürgen Kast (48), den der Aufsichtsrat im Juli 2009 überraschend abberief. Gründe hierfür wurden offiziell nie genannt. Kast ist heute in Weimar gastronomisch tätig. rm.
