Was tun, wenn der Strom weg ist? Blackout: So bereitet sich Trier auf den Ernstfall vor

Trier · Wenn der Strom ausfällt, bleibt nicht nur der Fernseher tot und die Küche kalt. Ein längerer Blackout würde für die Stadt Trier eine Katastrophe bedeuten. Was der städtische Feuerwehrchef dabei für die größte Gefahr hält:

Ohne Strom wird’s nicht nur dunkel, auch die Kommunikation übers Internet, Festnetz und Handys funktioniert nicht mehr.

Ohne Strom wird’s nicht nur dunkel, auch die Kommunikation übers Internet, Festnetz und Handys funktioniert nicht mehr.

Foto: dpa/Daniel Bockwoldt

Ein Blackout – ein längerer und großflächiger Stromausfall – war schon vor dem Krieg ein echtes Horrorszenario. Damals machte allerdings eher die Stabilität der teilweise veralteten Leitungen und Strommasten Sorgen. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine – und damit auf Europa – geht es dagegen in erster Linie um mögliche Hackerangriffe auf die computergesteuerten Energiesysteme, Sabotage oder Anschläge auf die sonstige Infrastruktur. „Wir müssen uns auf diese Krisen und Situationen neu vorbereiten“, betonte Ralf Britten am Mittwoch bei einem Pressegespräch. Die Überlegungen, wie die Stadt sich auf die neue Gefahr einstellen kann, hätten bereits am Tag nach Kriegsausbruch am 24. Februar begonnen, sagte der im Stadtvorstand für die Feuerwehr und den Katastrophenschutz zuständige Dezernent. Wenig später beauftragte der Stadtrat die Verwaltung mit der konkreten Ausarbeitung eines Notfallplans.

Bis ins Detail fertig ist dieser noch nicht, die Eckpunkte des „Alarm- und Einsatzplan Stromausfall“ stellte die Stadt am Mittwoch allerdings vor.

Das zunächst größte Problem bei einem Blackout ist laut Triers Feuerwehrchef Andreas Kirchartz, dass die übliche Kommunikation zusammenbricht. Mobiltelefone und auch das Festnetz funktionieren nicht mehr, das Internet ist tot. Um sicherzustellen, dass die Bürger den Rettungsdiensten trotzdem Brände oder medizinische Notfälle melden können, sollen in allen Stadtteilen Annahmestellen für Notrufe eingerichtet werden. Das können zum Beispiel die Standorte der Freiwilligen Feuerwehren sein aber auch andere Räumlichkeiten, die mit Notstromaggregaten und Funk ausgerüstet sind oder werden. „Wo nichts besseres zur Verfügung steht, könnte eine solche Notruf-Annahmestelle auch in einem großen Bus der Stadtwerke entstehen“, erklärte Florian Zonker, Leiter der Abteilung Katastrophenschutz bei der Trierer Berufsfeuerwehr.

An diesen Örtlichkeiten soll aber auch medizinisches Personal stationiert werden. „Und es wird auch zum Beispiel die Möglichkeit geben, eine Babyflasche aufzuwärmen“, erklärte Zonker. An den Stationen sollen die Bürger auch Informationen zur Katastrophenlage erhalten, zum Beispiel durch Aushänge an Schwarzen Brettern.

Die Aufarbeitung der Flutkatastrophe im Juli 2021 hat gezeigt, dass es Lücken gibt bei der Kommunikation zwischen Rettungsdiensten, Polizei und Behörden. In Trier hätten die Informationsketten zwar ganz gut funktioniert, betonte Zonker. Um sicherzustellen, dass wirklich alle Beteiligten möglichst schnell in Kenntnis gesetzt werden, hat die Stadtverwaltung nun allerdings eine „Checkliste Alarmstufe 3“ aufgestellt. Detailliert listet diese auf, wer zu welchem Zeitpunkt informiert wird und wie und wo der- oder diejenige zu erreichen sind. Auch die Kontaktdaten für das Versenden von Warnmeldungen im Handynetz sind in der Checkliste verzeichnet. „Die Liste legt fest, was in welcher Reihenfolge zu tun ist – das stellt sicher, dass auch im Katastrophenfall nachts um 3 nichts und niemand vergessen wird“, erklärt Zonker.

Wichtig bei einem Blackout ist die Notstromversorgung. In einer Liste hat die Stadt aktualisiert, welche Stellen und Einrichtungen über Notstrom verfügen. Notiert ist auch, wie lange die Aggregate jeweils betrieben werden können. Die beiden großen Trierer Kliniken werden über riesige Dieselaggregate versorgt, in deren Tanks mehrere Zehntausende Liter lagern. Zusätzlich hätten die Trierer Stadtwerke Dieselvorräte eingelagert, um die Tanks der Krankenhäuser bei einem mehrere Tage anhaltenden Stromausfall wieder aufzufüllen.

Die Stadt sei bei Katastrophen für den Schutz ihrer Bevölkerung verantwortlich. „Das heißt aber nicht, dass wir jeden Einwohner dann betreuen können – jeder Bürger sollte für den Notfall vorsorgen“, betont Feuerwehrchef Kirchartz. Jeder sollte genug Nahrung und Wasser zu Hause lagern, um zumindest zehn Tage über die Runden zu kommen. Wer lebenswichtige Medikamente benötigt, sollte diese nicht bis zum letzten Rest aufbrauchen, bevor er Nachschub besorgt.

Gleichzeitig warnt Feuerwehrchef Kirchartz aber auch vor unbedachter Eigeninitiative: „Die größte direkte Gefahr sehe ich bei einem Stromausfall darin, dass versucht wird, das Haus zum Beispiel mit einem Gasgrill oder anderen Feuerstätten zu heizen oder darauf zu kochen.“ Die Gefahr einer Gasvergiftung oder eines Hausbrands sei dann groß – und würde nicht nur die Anwohner gefährden. Kirchartz: „Die damit verbundenen Notfalleinsätze würden dann auch Feuerwehr und Rettungsdienste in einer ohnehin sehr schwierigen Lage zusätzlich belasten.“

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