Spätfolgen des Zweiten Weltkriegs Blindgänger im Untergrund? Zwei städtische Bauprojekte in Trierer Innenstadt ruhen wegen Bombenverdacht

Trier · Die Erweiterung des Humboldt-Gymnasiums und der Bau der Theater-Hebebühne sind verschoben: Am Augustinerhof in Trier kommen erst mal Kampfmittelsucher zum Einsatz, ehe weiter gearbeitet werden kann.

 Die frisch begonnenen Vorbereitungen zum HGT-Erweiterungsprojekt ruhen. Die Auswertung von altem Luftbildern hat ergeben, dass sich noch Blindgänger im Boden befinden könnten. 

Die frisch begonnenen Vorbereitungen zum HGT-Erweiterungsprojekt ruhen. Die Auswertung von altem Luftbildern hat ergeben, dass sich noch Blindgänger im Boden befinden könnten. 

Foto: Roland Morgen

Bei den drei schweren Angriffen, die britische Bomber kurz vor Weihnachten 1944 auf Trier flogen, wurden große Teile der Altstadt zerstört. Aber möglicherweise geht von damals abgeworfenen Bomben immer noch Gefahr aus. Die Stadtverwaltung hat deshalb  zwei aktuelle Bauprojekte am Augustinerhof erst einmal gestoppt. „Es besteht der Verdacht, dass sich Blindgänger im Boden befinden“, so Rathaus-Pressesprecher Michael Schmitz.

Der Verdacht beruht auf der – bauordnungsrechtlich vorgeschriebenen – Auswertung von alten Luftbildern. Und schließt nicht aus, dass es noch brisante Weltkriegs-Hinterlassenschaften rund um den Hochbunker geben könnte. Schmitz: „Solche Verdachtsmomente sind in der Trierer City keine Seltenheit. Sie bedeuten aber nicht zwangsläufig, dass dort Kampfmittel im Boden liegen. Es müssen aufgrund des Verdachts jedoch entsprechende weitere Sondierungen vorgenommen werden. Um Auswirkungen möglicher Kampfmittelfunde möglichst gering zu halten, werden die Bauzeitenpläne der Projekte nun angepasst und aufeinander abgestimmt.“

Betroffen sind die Arbeiten zur Erweiterung des Humboldt-Gymnasiums (HGT) sowie zum Bau einer Hebebühne hinter dem Theater. Beide Baufelder müssten durch technische Sondierungen in einem bestimmten Radius weiter erforscht werden. Dazu werden zunächst Flachbohrungen in einem bestimmten Raster vorgenommen und dann der Boden mit Magnetsonden überprüft.

Sollten sich dabei Hinweise auf Kampfmittel ergeben, wird der Verdacht zunächst mit tieferen Bohrungen für die Magnetsonden überprüft. Sollte tatsächlich ein Blindgänger gefunden werden, müsste dieser vorsichtig freigegraben und je nach Zünder sehr schnell entschärft werden – eine Evakuierung von Bewohnerinnen und Bewohnern in einem mehrere Hundert Meter großen Radius wäre nötig.

Schmitz: „Wegen der momentan stark ansteigenden Corona-Zahlen wäre eine solche Evakuierung für die Berufsfeuerwehr und die freiwilligen Löschzüge sowie die Rettungskräfte mit großen Herausforderungen verbunden. Der Stadtvorstand hat nach einer gemeinsamen Bewertung der Lage mit den betroffenen Ämtern daher entschieden, die Bauzeitenpläne der Projekte anzupassen.“ Durch die notwendigen tiefergehenden technischen Sondierungen wird sich die bereits begonnene Baumaßnahme HGT sowie der Start des Baus der Theaterhebebühne um rund zwei Monate verzögern.

Andreas Kirchartz, Leiter der Berufsfeuerwehr Trier, sagt: „Wir hoffen natürlich, dass wir keinen Blindgänger finden werden, können das aber nicht ausschließen. Es geht derzeit nur um Verdachtspunkte. Dennoch wollen wir kein Risiko eingehen und eine mögliche Evakuierung von Bewohnerinnen und Bewohnern in dieser Hochphase der Corona-Pandemie vermeiden.“

Sebastian Schön, Leiter der Gebäudewirtschaft, ergänzt: „Wichtig ist: Sollte sich tatsächlich ein Blindgänger unter einer der Baustellen befinden, besteht derzeit keine Gefahr für die Bevölkerung, so lange nicht darauf gegraben wird. Die Verschiebung zweier Bauprojekte um zwei Monate nehmen wir in Kauf – die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger geht vor.“

(rm.)
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