Blumen, Steine und eine Murmel

TRIER. (red) "Wenn die Jugend sich erinnert, habe ich die Hoffnung in die Zukunft, dass wir aus der Vergangenheit gelernt haben" - Gedanken aus dem Schlusswort von Gerd Klestadt, der als Zeitzeuge am Hindenburg Gymnasium (HGT) Trier zu Gast war, um mit den Schülerinnen und Schülern der 10. Klassen der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken.

Seit 1998 begeht das HGT den Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus als Projekttag mit den 10. Klassen. In kleinen Gruppen beschäftigten alle Schülerinnen und Schüler mit einem breiten Spektrum von Themen. In diesem Jahr stand Gerd Klestadt als Zeitzeuge für zur Verfügung. Inhaltlich war der Bogen weit gespannt: Vom Besuch des KZ Hinzert über den Besuch der Trierer Ausstellung "Befehl ist Befehl - Zur Rolle der Polizei im Nationalismus" bis hin zu einem Gang an die Stätten des NS-Terrors in Trier. Eine Gruppe setzte sich mit der Diskussion über das Gedenken anhand der "Walser-Debatte" auseinander, eine andere ging dem Thema "Jüdisches Leben früher und heute" nach und besuchte die nahe der Schule gelegene Synagoge. Widerstandskämpfer im Dritten Reich wurden in einer weiteren Gruppe vorgestellt. Drei Gruppen suchten einen kreativ-musischen Zugang zum Thema: In einer szenischen Umsetzung des Gedichtes "Todesfuge" von Paul Celan näherten sich Schülerinnen und Schüler der Thematik.500 Nägel für 500 Deportierte

Eine zweite Gruppe richtete aus rund 500 Nägeln eine Gedenkstele für die etwa 500 aus Trier deportierten Juden her. Hinzu kam die Gestaltung einfacher Gedenksteine und drei Schaukästen mit Gegenständen, die in ihrer symbolischen Reduktion an die Gewalt in KZ erinnern sollen. Zehn Schülerinnen und Schüler studierten zum Teil in Gettos entstandene jiddische Lieder ein. Gerd Klestadt, Jahrgang 1932, als Kind mit der Familie aus Deutschland in die Niederlande geflohen, dort verhaftet und zunächst nach Westerbork, später nach Bergen-Belsen gebracht, berichtete von seinen Erfahrungen und zeigte Bilder und Dokumente aus der Zeit. Immer wieder wies Klestadt auf die Bedeutung des Gedenkens hin und resümierte: "Die Lehre der KZ ist, dass die Würde des Menschen unantastbar ist." Die jungen Zuhörer bat er eindringlich: "Jedes Mal, wenn ihr seht, dass Menschen wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Religion oder anderer Dinge verlacht oder ausgegrenzt werden, erinnert euch!" Als persönliches Andenken an diese Bitte schenkte Gerd Klestadt jedem Zuhörer eine Murmel, die man in der Tasche mit sich tragen soll, um diesen Gedanken nie zu vergessen. Der Tag endete mit einer Gedenkfeier, in der auch Gerd Klestadt anwesend war. Die Stühle der Aula waren zu einem großen Davidsstern gestellt. Auf jedem Stuhl brannte eine Kerze. In der Ecken der Aula nahmen die Schülerinnen und Schüler Platz. Die Eltern waren bewegt vom Ernst und der Würde, mit der sich ihre Kinder mit diesem schwierigen Thema befasst hatten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort