Bohren für die neue Feuerwache

Trier · Noch in diesem Jahr will die Stadt entscheiden, wohin die Berufsfeuerwehr Trier umziehen wird: Das ART-Gelände an der Löwenbrückener Straße scheidet als möglicher Standort für eine neue Feuerwehrwache aus. Die Entscheidung fällt zwischen den Arealen Spitzmühle, altes Polizeipräsidium und Stadtwerke.

Trier. Sind unter dem Sportplatz des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums und dem Parkplatz Spitzmühle archäologische Schätze verborgen? Die Antwort auf diese Frage wird mit ausschlaggebend sein für die Entscheidung, ob dort die neue Hauptwache der Berufsfeuerwehr gebaut wird.
Probebohrungen auf dem Parkplatz, der angrenzenden Kleingartenanlage Trier-Ost und dem Schulsportplatz vor einigen Tagen sollen erste Erkenntnisse über Bodenbeschaffenheit und historische Hinterlassenschaften bringen. Ralf Frühauf vom Presseamt der Stadt Trier: "Es wurden in Zusammenarbeit mit dem Landesmuseum insgesamt neun Bohrkerne mit einem Durchmesser von etwa sieben Zentimetern bis aus einer Tiefe von sechs Metern entnommen. Diese werden nun untersucht."
Bei Kleingärtnern sorgten die Aktivitäten auf dem Gelände für Unruhe. Eine Festlegung auf den Standort Spitzmühle, so die Befürchtung, sei bereits gefallen. Dem widerspricht Frühauf: "Eine Entscheidung soll aber noch in diesem Jahr getroffen werden."
In der Auswahl für den dringend erforderlichen Ersatzneubau für die Feuerwache am Barbara-Ufer (siehe Extra) stehen das Areal des ehemaligen Polizeipräsidiums an den Kaiserthermen, das nur 200 Meter entfernte Gelände an der Spitzmühle und das Betriebsgelände der Stadtwerke (Ostallee). Nicht weiter geprüft werde eine Eignung des ART-Betriebsgeländes in der Löwenbrückener Straße, heißt es vonseiten der Stadt.
Willi Eichhorn, Geschäftsführer des Trierer Stadtverbands der Kleingärtner, sieht die Standortprüfung im Bereich der Kleingartenanlage Trier-Ost zwar nicht mit Freude. Von einer fundamentalen Ablehnung des Projekts hält er allerdings auch wenig. "Wir werden unsere Argumente einbringen, wenn die Entscheidung ansteht. Wichtig ist, dass die Interessen der Kleingärtner ernst genommen werden." Diesen Eindruck habe er bei einem langen Hintergrundgespräch mit Vertretern der Verwaltung am gestrigen Dienstag gewonnen.
Er hat dabei auch die gemeinsam mit Matthias Bellmann (Vorsitzender des Kleingartenvereins Trier-Ost) entwickelte Idee vorgestellt, den derzeit wenig attraktiven Parkplatz in eine Parkanlage umzuwandeln. "So könnte ein noch schönerer Grünzug vom Südbahnhof durch den Tempelbezirk und das Altbachtal bis nach Olewig entstehen."
Falls aber die Entscheidung für den Standort Spitzmühle fällt, wird der Sportplatz des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums in der Diskussion eine zentrale Rolle spielen. "Das Tal darf nicht zugebaut werden", sagt Eichhorn und meint damit vor allem die mögliche Verlegung des Sportplatzes in die Kleingartenanlage. Zahlreiche Gartenparzellen müssten dafür entfallen.
Ralf Frühauf erläutert die weitere Vorgehensweise der Stadt bei der Suche nach einem neuen Standort für die Hauptfeuerwache: "Zunächst prüfen wir, ob sich das Raumprogramm realisieren lässt. Danach geht es um Aspekte wie Klima und Archäologie. Es folgen die Themen Verkehrsanbindung und schließlich der Architektenwettbewerb."Meinung

Alles eine Frage der Kosten
Die Trierer Berufsfeuerwehr braucht dringend ein neues Domizil, das steht außer Frage. Denn der derzeitige Standort am Barbara-Ufer liegt nicht nur zu weit von den Höhenstadtteilen entfernt, um dort im Ernstfall innerhalb der vorgeschriebenen Frist helfen zu können. Die Gebäude sind zudem teilweise in einem derart erbärmlichen baulichen Zustand, dass es eine Frage der Zeit scheint, wann die Wehrmänner zum ersten Katastropheneinsatz auf dem eigenen Betriebsgelände ausrücken müssen. Noch in diesem Jahr wird die Entscheidung für den neuen Standort fallen. Das muss sie auch, weil weitere Jahre vergehen werden, bis die neuen Gebäude in Betrieb genommen werden können. Zu umfangreich für eine schnellere Realisierung ist die notwendige Detailplanung inklusive Architektenwettbewerb. Der Standort Löwenbrückener Straße wird nicht weiter geprüft. Das ist richtig, denn alleine verkehrstechnisch wären Noteinsätze von hier aus oft schlicht unmöglich. Drei potenzielle Standorte gibt es also noch. Letztlich werden vermutlich die Kosten entscheidend sein. Die Kleingärtner an der Spitzmühle macht das nervös. Vermutlich aus gutem Grund. Denn sobald klimatische Beeinträchtigungen durch einen massiven Baukörper an dieser Stelle ebenso ausgeräumt werden können wie archäologische Hindernisse, spricht viel für diesen Standort. r.neubert@volksfreund.deExtra

Gelände Spitzmühle/Kleingärten Trier-Ost: Für den Bedarf von 10 500 Quadratmetern für eine neuen Hauptfeuerwache wäre hier genügend Platz. Allerdings müsste der Sportplatz des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums aufgegeben oder verlegt werden. Besondere Beachtung finden Aspekte des Stadtklimas (Frischluftzufuhr) und der Archäologie. Gelände Stadtwerke, Ostallee: Durch die Verlagerung des Betriebshofs in absehbarer Zeit könnte hier ein entsprechend großes Areal frei werden. Das Ergebnis einer Standortanalyse der Stadtwerke für ihre technischen Betriebe muss abgewartet werden. Gelände Ex-Polizeipräsidium, Südallee: Mit 9600 Quadratmetern zu klein. Das Gefälle im Gelände würde laut einer Analyse der Stadtverwaltung Rampen notwendig machen, die eine Alarmausfahrt behindern könnten. Hohe Kosten, weil das Grundstück dem Land abgekauft und die Gebäude abgerissen werden müssten. ART-Gelände Löwenbrückener Straße: Scheidet als möglicher Standort aus. Die Stadt hat das Areal als Wohn- und Gewerbegebiet vorgesehen. Barbara-Ufer: Ein Neubau oder die Sanierung der Wache am jetzigen Standort kommt nach Einschätzung der Stadt nicht infrage: Die Höhenstadtteile können von dort nicht in der vorgeschriebenen Zeit erreicht werden. Keine Erweiterung möglich. Zudem seien Sanierung und Neubau im laufenden Betrieb "kritisch und kostenintensiv". r.n./woc

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