Bollywood mit Botschaft

Zum ersten Mal 2004 bei der Landesgartenschau aufgeführt, hat die Schmit-z Family das Stück "Trouble in Eschnapur" auf mehrfachen Wunsch wieder aufgenommen und auf die Bühne der Tuchfabrik gebracht. Mit den Roman- und Filmvorlagen "Das indische Grabmal" und "Der Tiger von Eschnapur" hat die Bühnen-Fassung zwar wenig gemein, dafür hat die Schmit-z Family ihr ihren ganz eigenen unverkennbaren Stempel aufgedrückt.

 Farbenprächtiges Spektakel: Die Tempeltänzerinnen vereinen Geist und Körper.TV-Foto: Cordula Fischer

Farbenprächtiges Spektakel: Die Tempeltänzerinnen vereinen Geist und Körper.TV-Foto: Cordula Fischer

Trier. (cofi) Opulent: farbenprächtige Kostüme, eine Geschichte um Verrat, Macht, Intrige und auch Liebe, zwischen Kitsch und Romantik, Klamauk und Revue, drei Stunden Drama und Komödie, Tanz und Gesang, ein Großaufgebot von Figuren und Schauspielern - was die indische Filmindustrie kann, kann die Schmit-z Family schon lang. Puristen mögen verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen ob der oberflächlichen Trivialität und der Kitsch-Attacken. Die schwul-lesbische Theater-Truppe treibt's bunt. Aber nicht, ohne ihr Werk im Bollywood-Stil mit einer Botschaft zu verbinden: "Liebe darf nicht bestraft werden." Auch nicht, wenn sie eine adelige Engländerin und eine indische Tempeltänzerin trifft.

Ein neuer junger Herrscher setzt althergebrachte Gesetze außer Kraft und begnadigt das gleichgeschlechtliche Paar. Moral der Geschichte: Die Liebe setzt sich gegen überholte Konventionen durch. Einst als "unsittliche Annäherungen und unkeusche Akte" strafbar, gibt es ein gutes Ende und die Erkenntnis: "Liebe ist das Größte auf der Welt, nur sie wird bestehen und niemals untergehen."

Das Spektakel der Schmit-z Family hat alles, was das Bombay-Kino ausmacht: böse Familienzwiste, heimliche Liebschaften zwischen Protagonisten, die nicht derselben Kultur oder demselben Stand angehören, Verrat. Auch jede Menge Musik: Lieder zumeist live gesungen.

Selbstironie und eine Prise Klamauk



Gewürzt wird das Ganze mit einer Prise Klamauk, komischen Namen - da heißt der Maharadscha Ramaschmier (Ingo Könen), der Hohepriester Dahatmawat (Edgar Sonnen), die Tempeltänzerin Shiva Ptshi Tshi (Caro Hermes) und die Zweitfrau Mahagoni Indira Langhaari (Christian Sailler) - und eindeutige Attitüden.

Und all das nicht ohne Selbstironie. Da liebt der Großwesir Hapsarda Yogiyakarta (Klaas Michel) den Erbprinzen Kamasutra (Jean-Michel Ermold), der Maharadscha ist seinem Diener Passgutauf (Günther Thommes) zugetan, und Tempelwächter Basmati (Dietmar Kruppert) will lieber ein Mädchen sein, mutiert zur anmutigen Tempeltänzerin, die als 14. Reinkarnation der Hohepriesterin Patschuli (Nele Engel) Geist und Körper im Tanz vereint und die böse Schlange besänftigt.

Zu guter Letzt muss es auch noch einen Seitenverweis und -Hieb auf die Kirche und einen Ausflug nach Absurdistan geben: Die "Erscheinung" (Alex Rollinger) ähnelt gewollt der Missionarin der Nächstenliebe aus Kalkutta in weißem Talar mit blauen Streifen. "Der Himmel hat mich geschickt", sagt sie und geht online auf die Suche nach einem Kanal zu ihrem Herrn: Shiva.

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