Bordsteinschwalben machen Dreck

Trier · Kondome, Unterwäsche, Feuchttücher und Müll aller Art: Anwohner und Unternehmer beklagen sich über Abfall, den ihrer Meinung nach Prostituierte und Freier auf dem Straßenstrich im Industriegebiet Trier-Nord liegen lassen.

Trier. "Nach dem 100. Kondom habe ich aufgehört zu zählen", sagt Doris Sproß. Im April hat sich die 69-jährige Frau aus Ruwer beim Dreck-weg-Tag engagiert. In der Gruppe mit drei weiteren Bürgern aus Ruwer hat sie den Bereich um die Glascontainer in der Ruwerer Straße im Industriegebiet Trier-Nord gesäubert. "Unzählige Damenbinden und Taschentücher haben wir aus den Brombeersträuchern geholt, aber auch Unterwäsche. Das war ziemlich ekelig."
Sproß ist empört über die Müllmassen, auf die die Reinigungsgruppe am Dreck-weg-Tag im Bereich der Ruwerer Straße gestoßen ist - dort, wo am Abend Prostituierte ihrem Geschäft nachgehen. Mit Müllsäcken, Handschuhen und Greifern ausgestattet haben sie in dem Bereich einen ganzen Anhänger voll Unrat eingesammelt. "Es kann aber doch nicht sein, dass die Ruwerer Bürger diese Hinterlassenschaften der Prostituierten einsammeln müssen", sagt Sproß.
Reinigung einmal in der Woche


"Das ist auch nicht der Fall", erklärt Ralf Frühauf, Pressesprecher der Stadt Trier, auf TV-Anfrage. Der Bereich um die Glascontainer würde wöchentlich durch den Zweckverband Abfallwirtschaft A.R.T. gereinigt. Auch zwei Tage vor der Dreck-weg-Aktion sei das Areal sorgfältig aufgeräumt worden. Der Abfall könne sich also nur innerhalb von zwei Tagen dort angesammelt haben, sagt Frühauf. Der herumliegende Müll sei also nicht auf eine mangelhafte Reinigung durch die Stadt zurückzuführen, sondern allein auf das rege Geschäft mit Prostituierten, das sich dort abspiele.
"Das stimmt ganz sicher nicht", meint hingegen Doris Sproß zur Stellungnahme der Stadt. Sie hält es für ausgeschlossen, dass sich solche Müllberge innerhalb von nur zwei Tagen anhäufen. Um das zu beweisen, hat sie ein Foto vom Anhänger geschossen, den das Team allein mit Abfall von diesem Ort gefüllt hat. Mehrere große blaue Müllsäcke brauchen die Helfer, um den Unrat zu ver packen. Auch der Ortsbeirat Ruwer hat in seiner jüngsten Sitzung beklagt, dass die Bürger den Müll der Prostituierten wegräumen müssten. Dies sei Aufgabe der Stadtreinigung.
Wegen der Beschwerde aus der Bevölkerung werde die Stadt jedoch von nun an ein verstärktes Augenmerk auf Sauberkeit und Zustand des Areals richten und gegebenenfalls mit einem verkürzten Reinigungsturnus reagieren, sagt Frühauf.
Keine 1000 Meter weiter ärgert sich auch Reiner Banning, Prokurist der Firma Vossloh Laeis, über den Müll, der offenbar vom Straßenstrich auf dem Parkplatz des Unternehmens liegen bleibt. Freier und Prostituierte würden in der Dunkelheit auf Teilen des unbeleuchteten Firmenareals in der Ruwerer Straße parken und auch dort ihren Abfall hinterlassen, sagt Banning.

Videokameras und Strahler


Das Ordnungsamt hätte ihm mitgeteilt, es sei nicht zuständig, Vossloh habe den Dreck selbst zu beseitigen. "Meinen Mitarbeitern kann ich das nicht zumuten. Deshalb habe ich einen Elektriker beauftragt, zwei Strahler und eine Videokamera anzubringen." Die Videoüberwachung solle Prostituierte und Freier abschrecken, auf dem Firmengelände ihr Schäferstündchen zu halten. Banning sagt, nicht ganz ernst gemeint: "Wenn die Videokamera lustige Szenen aufnimmt, dann stellen wir die ins Internet. Dann können sich auch andere daran erfreuen."

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