Freizeit für Familie&Freunde Spielend Abenteuer erleben: Experten stellen Tipps und Trends für Brettspiele vor

Trier · Es muss nicht immer Monopoly sein: Die Bandbreite an Brettspielen ist schier unerschöpflich, hunderte Neuerscheinungen kommen jährlich hinzu. Zwei Experten geben Tipps zu Trends und Klassikern.

Das Plättchenlegespiel „Cascadia“ ist Spiel des Jahres 2022. Hier ist es mit dem Autor Randy Flynn zu sehen.

Das Plättchenlegespiel „Cascadia“ ist Spiel des Jahres 2022. Hier ist es mit dem Autor Randy Flynn zu sehen.

Foto: dpa/Jörg Carstensen

Wenn es um Brettspiele geht, kommt man an dem Verein „Spiel des Jahres“ nicht vorbei. Immer im Sommer blickt die internationale Spielewelt gebannt nach Deutschland. Denn dann verkündet die Jury des 1977 gegründeten Vereins ihr Urteil. Gekürt werden jeweils das „Spiel des Jahres“, das „Kinderspiel des Jahres“ und das „Kenner-Spiel des Jahres“. Ihr Wort hat in der Szene Gewicht: Die so ausgezeichneten Produkte, die der kleine, lorbeergekränzte Spielkegel, auch „Pömpel“ genannt, schmückt, stehen in den Schaufenstern ganz weit vorne.

Der Verein will laut Eigenbeschreibung Akzente setzen und die Verbreitung von Gesellschafts- und Brettspielen fördern. Damit sei auch gesagt, heißt es weiter, dass die Jury mit ihrer Tätigkeit nicht nur die Spiele-Spezialisten ansprechen will. Der Adressat sei das breite Publikum, das sich im riesigen Angebot kaum mehr zurechtfindet und auf unabhängige und kompetente Orientierungshilfe angewiesen sei. „Durch unsere Hände gehen rund 300 Spiele im Jahr“, sagt Bernhard Löhlein, Mitglied der elfköpfigen Jury, die das „Spiel des Jahres“ bestimmt. Den engeren Kreis der Favoriten erreichen Produkte, die mit originellen Themen punkten. Aber auch Kriterien, wie die Ausstattung des Spiels, die Verwendung umweltfreundlichen Materials bringen Pluspunkte. Doch entscheidend sei der Praxistest, erzählt Löhlein, im wahren Leben Redakteur in der Stabsstelle Medien der Diözese Eichstätt, wo er für das Hörfunk-Programm verantwortlich ist. „Die Brettspiele werden im Familien- und Freundeskreis und in Spielgruppen ausprobiert. Erst dann folgt ein Klausurwochenende der gesamten Jury, an dem wir uns die Pros und Contras ganz genau anschauen.“

Die Verleihung des Titels „Spiel des Jahres“ ging im Juli in der Berliner Nhow Music Hall über die Bühne, die Wahl fiel auf das naturverbundene Legespiel Cascadia. „Ein wahres Wohlfühlspiel“, heißt es in der Begründung der Jury. „Die Spielzüge sind immer belohnend. Besonders gelungen ist zweigeteilte Puzzleaufgabe, für die eine Balance zwischen den passenden Landschaften mit den richtigen Tiersymbolen gefunden werden muss.“ Auf das Siegertreppchen zum „Kinderspiel des Jahres“ hat es das magische Kugelbahn-Kooperationsspiel Zauberberg geschafft: „Die beliebte Kugelbahn kommt auf eine neue Art zum Einsatz“, sagt die eigens für das Kinderspiel zuständige siebenköpfige Jury. „Sie wird zum Schauplatz eines magischen Wettrennens – kooperativ, in Teams oder alleine.“ Der attraktive Spielaufbau ziehe die Kinder förmlich an den Spieltisch und lasse sie so schnell nicht wieder los.

Mit dem „Kennerspiel des Jahres“ zeichnet der Verein Brettspiele aus, die, wie der Name sagt, auch den Ansprüchen erfahrener Spieler genügen. „Das sind Produkte, bei denen auch schon mal sechzehn Seiten Regeln studiert werden müssen, bevor es losgehen kann“, erklärt Löhlein. Gewonnen hat in diesem Jahr Living Forest, ein interaktives Waldgeister-Wettrennen. „Den Reiz des Spiels machen drei zentrale Faktoren aus“, sagt die Jury. „Das spannende Wettrennen auf zwölf Punkte, das riskante Zocken beim Aufdecken der Karten und die hohe Interaktion unter den Mitspielenden.“ Die Themen der Spiele, ihre Ausgestaltung und die Spielmechanik hielten Schritt mit der Zeit, sagt Bernhard Löhlein. „Da hat sich inzwischen richtig viel getan.“ Ein erkennbarer Trend: „Die Spielfigur wird immer mehr zu einem Avatar, nimmt unterschiedliche Charaktere an und entwickelt sich fortwährend.“ Sogenannte Legacy-Spiele, bei denen die Gruppe gemeinsam eine Aufgabe löst, würden zunehmend beliebter.

Alle Spiele, die es in die engere Auswahl der Jury geschafft haben, hat der Verein auf seiner Empfehlungsliste unter
www.spiel-des-jahres.de zusammengefasst.

Wer sich mit Bestenlisten nicht zufriedengibt und einen ultimativen Überblick braucht, sollte mit Pascal Urgiero sprechen. Der Betreiber der SpielBar in der Trierer Walramsneustraße legt Wert auf persönliche Beratung der Kundschaft – und bietet darüber hinaus an, die Spiele vor dem Kauf in seinem Laden anzutesten. „Bei uns gibt es überwiegend die Spiele, die nicht pallettenweise für die großen Kaufhausketten produziert werden“, sagt Urgiero. Unter seinen Kunden seien Menschen, die außerhalb von „Risiko“ oder „Die Siedler von Catan“ nach Spielen suchten, die tiefer gingen, und Geschichten erzählten. „Die SpielBar ist zwar ein Fachhandel, doch selbstverständlich führen wir auch gängige Spiele.“

Auch Urgiero sieht den Trend zu kooperativen Brettspielen, in der die Teilnehmer gemeinsam gegen eine Spielwelt agieren. „Das können auch gerne hochkomplexe und abendfüllende Spiele sein.“ Seine persönlichen Favoriten: Nemesis und Great Wall. Die Liste an Klassikern, die Pascal Urgieros Urteil nach in jeden Haushalt gehören: Race for the Galaxy, Junta und Robo Ralley. „Es gibt noch viel mehr und es fällt wirklich schwer nur drei zu nennen“, sagt er. Am besten sei es tatsächlich, sein Angebot wahrzunehmen und die Spiele in seinem Laden auszuprobieren. Eine gute Gelegenheit dazu bietet sich jeden zweiten Samstag im Monat: Dann findet in der SpielBar ein Brettspieltag statt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort