Bronzetäfelchen als Eintrittskarte

HEILIGKREUZ. Die Seniastraße zeugt von einer der zwei römischen Siedlungen in Trier. Neben einer Siedlung in Pallien gab es beim Südbahnhof den "Vicus Seniae". Mit Bronzetäfelchen wurde der Zugang zu dessen Veranstaltungen geregelt.

Als 1905 im Bereich der heutigen Seniastraße Erdreich bewegt wurde, um den Bahnhof Trier-Süd anzulegen, fand man ein Täfelchen aus der römischen Antike. "Es handelt sich um ein acht mal sieben Zentimeter großes Bronzetäfelchen", weiß Heimatforscher Rudolf Gall. Auf der Vorderseite des Täfelchens ist "Vicus Seniae" genannt und einer der damaligen Bürgermeister. Mit "Vicus" bezeichnet man Siedlungen - den heutigen Stadtvierteln vergleichbar - im römischen Trier, erläutert Lothar Schwinden vom Rheinischen Landesmuseum. "Seniae" war ein Ortsname. In Trier sind zwei solche Stadtviertel bekannt: Neben dem Vicus Seniae am heutigen Südbahnhof gab es in der Nähe der Römerbrücke den Vicus der "Voclannier", so Lothar Schwinden. Auf der Rückseite des Täfelchens ist eine Inschrift, die besagt: "Bewahre mich, denn er das Täfelchen verliert, gibt - Goldmünze." Das Täfelchen gewährte also seinem Besitzer Zugang zu einer - wahrscheinlich religiösen - Veranstaltung des Vicus Seniae. Bei Verlust war eine Strafe zu zahlen. "Dieses Täfelchen gib uns einen wichtigen Hinweis auf das Funktionieren kommunaler Gemeinschaften", sagt Lothar Schwinden. Denn mit dem Täfelchen wurde sichergestellt, dass an der vom Vicus organisierten Veranstaltung ein bestimmter Kreis von Leuten auch wirklich teilnimmt. Die heute unter dem Straßenschild angebrachte Erklärung: "Vicus Seniae, nachgewiesener römischer Straßenname in Trier" ist also missverständlich. Die Seniastraße existierte in der römischen Zeit noch nicht, sondern wurde erst 1906 nach einer Örtlichkeit im römischen Trier, dem Vicus Seniae, benannt.

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