Brot und Spiele startet neu

Das erfolgreiche Römerspektakel Brot und Spiele - 165 000 Zuschauer in neun Jahren - steht 2011 vor einem Neubeginn. Ob die Stadt Trier wie bisher die Rolle des Veranstalters und vor allem des Zuschussgebers und Bürgen trägt, muss neu verhandelt und beschlossen werden.

 Gladiatorenkämpfe gehören zu den Höhepunkten bei Brot und Spiele. 2011 soll das Römerspektakel in eine neue Ära starten. Über die Finanzierung wird verhandelt. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Gladiatorenkämpfe gehören zu den Höhepunkten bei Brot und Spiele. 2011 soll das Römerspektakel in eine neue Ära starten. Über die Finanzierung wird verhandelt. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Trier. (jp) "Ich halte sehr viel von Brot und Spiele. Diese Veranstaltung ist wichtig für Trier und darf nicht gefährdet werden." Klare Worte des Wirtschafts- und Kulturdezernenten Thomas Egger, in dessen Verantwortung die bevorstehenden Verhandlungen mit den Ratsfraktionen und der seit der Premiere 2002 für das Konzept und die Durchführung verantwortlichen Medienfabrik Trier fallen. Heute treffen Egger und Ronald Frank, Chef der Medienfabrik, zu einem ersten Gespräch zusammen.

Diese Partnerschaft zwischen der öffentlichen Hand - neben der Stadt finanziert auch das Land das Römerspektakel - und dem Marketing-Spezialisten aus der privaten Wirtschaft hat Brot und Spiele bisher definiert. Die Stadt Trier stellte die jährlichen Finanzierungspakete in ihre Haushaltspläne ein und schob immer wieder Zuschüsse nach, wenn das Defizit zu groß war. Und das war es oft. Von 2002 bis 2008 flossen laut Mitteilung des Presseamts 230 000 Euro an Zuschüssen. 2009 kamen 36 000 Euro dazu, für 2010 sind weitere 50 000 Euro bereits bewilligt.

Dezernent Egger verlangt "kalkulierbares Gerüst"



Ob es ab 2011 so weitergeht, ist zurzeit offen. Auch wenn Kulturdezernent Egger sich hinter Brot und Spiele stellt, ist das Votum des Stadtrats entscheidend. Dieser hatte im Dezember 2005 einstimmig beschlossen, die Finanzierung der drei sommerlichen Römertage im jährlichen Haushalt zu verankern und das Verlustrisiko zu tragen - allerdings nur bis 2010. Im nächsten Jahr beginnt eine neue Ära. Der Rat muss verhandeln und beschließen, wie er mit Brot und Spiele in Zukunft umgehen will.

Diese Debatte wird sich um eine zentrale Frage drehen: Spielt die Stadt Trier weiterhin die Rolle des Geldgebers oder soll Brot und Spiele losgelöst und mit vollem Verlustrisiko in die freie Wirtschaft entlassen werden? Genau das hatten die Grünen gefordert, als der Rat im Dezember 2008 knapp mit 25 gegen 20 Stimmen beschloss, die Hälfte des 59 000 Euro starken Defizits aus 2008 zu tragen. Auch die SPD hatte in dieser Sitzung Skepsis erkennen lassen. "Wir stimmen heute noch einmal zu, weil das Produkt stimmt", sagte Peter Spang damals für seine Fraktion. Die UBM hatte sich enthalten - mit dem Verweis auf den finanziellen Nachteil und das zu hohe Risiko für die Stadt.

"Natürlich würde ich mich freuen, wenn eine private Finanzierung von Brot und Spiele machbar wäre", sagt Dezernent Egger. "Das konnten wir bis jetzt nicht realisieren, sollten es aber grundsätzlich anstreben." Allerdings nicht mit der Brechstange. "Brot und Spiele muss weiter existieren, gerne in nächster Zukunft auch weiterhin unter dem Mantel der Stadt." Egger plädiert für eine Rückführung des finanziellen Risikos und eine klare Berechenbarkeit - eine Absage an die Taktik, immer mal wieder Zuschüsse nachzuschieben. "Wir müssen die Veranstaltung so aufstellen, dass sie ein kalkulierbares Gerüst hat. Ich will eine klare Vorlage haben, die zeigt, was Brot und Spiele kostet und was es bringt."

Die Antwort auf die Frage, was Brot und Spiele bringt, liegt für Medienfabrik-Chef Ronald Frank auf der Hand. "Die Stadt Trier profitiert enorm. Brot und Spiele generiert hohe Einnahmen in Hotellerie und Gastronomie." Die Partnerschaft mit der Stadt sei eine Verbindung, die sich für beide Seiten lohne. Eine Trennung und Loslösung lehnt Frank strikt ab. "Eine derart große Kulturveranstaltung lässt sich ohne Zuschüsse nicht auf die Beine stellen. Das Risiko wäre viel zu hoch."

Wie soll die Zukunft aussehen? Frank: "Ich will nicht jedes Jahr vor den Stadtrat treten und um Handlungsfähigkeit kämpfen müssen. Wir brauchen eine langfristige und stabile Partnerschaft zwischen der Stadt, dem Land und der Medienfabrik."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort