Brot & Spiele: Werbeeffekt gut, Zahlen zweifelhaft

Trier · Konzept, Zuschusshöhe und Wirtschaftskraft: Brot & Spiele wird derzeit nicht nur von den Trierer Kommunalpolitikern heftig diskutiert. Händler, Hoteliers und Touristiker kommentieren die Wirtschaftskraft des Römerspektakels.

Knapp eine Million Euro spült das Römerspektakel Brot & Spiele pro Veranstaltungstag in den Trierer Einzelhandel sowie in Hotellerie und Gastronomie. Das ist zumindest das Ergebnis einer Studie, die die Medienfabrik im Jahr 2009 in Zusammenarbeit mit der Universität erstellt hat. Demnach gibt jeder Brot-&-Spiele-Besucher pro Tag rund 40 Euro in Trier aus. Jeder zweite Übernachtungsgast gab bei der Umfrage unter insgesamt 300 Besuchern an, dass Brot & Spiele der Hauptgrund für den Besuch in Trier sei. Bei Brot & Spiele 2011 könne von einer ähnlichen Wertschöpfung ausgegangen werden, erklärt Ronald Frank, Chef der Medienfabrik, der Werbeagentur, die Brot und Spiele im Auftrag der Stadt durchführt. Zusätzlich profitiere Trier von der starken überregionalen Berichterstattung in den Medien, sagt Frank.

Der Volksfreund hat nachgefragt, wie die Trierer Wirtschaftsvertreter den finanziellen Mehrwert und den Werbeeffekt für die Moselstadt bewerten:

Andrea Weber, Geschäftsführerin des Hotels Deutscher Hof und Vizepräsidentin der Industrie- und Handelskammer: "Selbstverständlich ist Brot & Spiele ein sehr schönes Format und ein sehr stimmiger Werbeträger für die Römerstadt Trier. Dass Brot und Spiele pro Veranstaltungstag knapp eine Million Umsatz für Handel, Gastronomie und Wirtschaft verursachen soll, halte ich für eine sehr rosa gefärbte Zahl. Von unseren Hotelgästen besucht jedenfalls nur ein sehr geringer Teil Brot & Spiele."

Karin Kaltenkirchen, Vorsitzende des Trierer Händlerrings City-Initiative: "Triers römische Stätten zu bespielen, ist für die Vermarktung der Stadt sehr wichtig! Aber eine spürbare direkte Auswirkung auf den Umsatz im Trierer Einzelhandel ist nicht messbar - zumal im September ohnehin sehr viel los ist in der Stadt."

Hans Albert Becker, Leiter der Tourist-Information: "Dass Tagesgäste bei einem Trierbesuch durchschnittlich 30 bis 40 Euro in unserer Stadt ausgeben, bestätigen auch andere Studien. Allerdings stellt sich immer die Frage, aus welchem Grund die Touristen nach Trier kommen - wie viele alleine wegen Brot & Spiele anreisen, steht nicht fest. Aber natürlich trägt auch Brot und Spiele dazu bei, dass Trier überregional in den Medien vorkommt."

Helmut Scheuering, Kreisvorsitzender Trier-Saarburg des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands: "Jedes Event in Trier bringt Gäste und Kaufkraft, keine Frage. Aber im September sind die Hotels in Trier und der Region ohnehin sehr gut gebucht - auch ohne Brot & Spiele. Welche Wirtschaftskraft das Römerspektakel daher tatsächlich hat, ist schwierig zu messen."

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