Brot, Viez und Spiele

Gestern war Großkampftag für meine Bärbel. Morgens um neun hat mich meine Ehefrau in die City geschleppt. Ich habe noch sämtliche olympischen Ringe unter den Augen, doch an Maria Himmelfahrt, wenn alle Saarländer und Luxemburger in die Stadt einfallen, hat meine Bärbel nur ein Ziel: Die "Ausländer" bekommen nicht die besten Schnäppchen.

Und in dem Schicki-Micki-Schuhladen wird meine Bärbel auch gleich fündig. Schon als wir draußen vorbeigehen, hört man die Saarländerin dröhnen: "Du Heinz, guck mal, die sind soooo schick und kosten nur noch die Hälfte." "Jojo Hilde, aber so hoch wie die sin, fälscht du alle zwei Meter auf die Knie", antwortet ihr Mann. Doch ein Blick auf meine Bärbel zeigt mir, die Schuhe stehen heute Abend bei uns im Schuhschrank. Bärbels Augen glänzen, die eine Hand hält verkrampft die Handtasche, mit der anderen zerrt mich meine Bärbel in den Laden. Die saarländische Hilde versucht verzweifelt, sich auf den hohen Tretern zu halten, während ihr Heinz nur meint: "Ey, damit kannscht aber net in die Krombeere gehen." Für Bärbel musste ich das natürlich gleich übersetzen - diese Schuhe eignen sich nicht für die Kartoffelernte. Doch meine Bärbel hat da ganz andere Tricks: "Schau mal, Jupp, das sind doch die gleichen Schuhe wie Karin und Petra sie haben. Und ich glaube Susanne hat die auch noch." Zwei Minuten später hat meine Bärbel die Stolperfallen an den Füssen und stolziert durch den Laden. "Jetzt brauch' ich nur noch die passende Handtasche dazu", triumphiert meine Bärbel. Für mich bleiben da in den nächsten Wochen nur Brot, Viez und Spiele, damit wir uns bei Schnee und Eis ein paar Winterreifen leisten können.

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