Bruchbude im Busental

Trier · Im Tal des malerischen Mühlenwegs in Trier-Pallien gammelt die Ruine einer ehemaligen Wassermühle vor sich hin. Die Stadt hat den Abriss angeordnet, der Besitzer lässt das Haus allerdings weiter verfallen. Leidtragender ist der Nachbar, dessen Wohnhaus direkt an die Ruine grenzt.

 Bauruine im Mühlenweg (unterhalb der Napoleonsbrücke): Cornel Böhning ärgert sich über den Schandfleck neben seinem Haus. Der Eigentümer der Ruine kommt der Abrissverfügung der Stadt nicht weiter nach, diese droht jetzt mit juristischen Mitteln. TV-Foto: Christiane Wolff

Bauruine im Mühlenweg (unterhalb der Napoleonsbrücke): Cornel Böhning ärgert sich über den Schandfleck neben seinem Haus. Der Eigentümer der Ruine kommt der Abrissverfügung der Stadt nicht weiter nach, diese droht jetzt mit juristischen Mitteln. TV-Foto: Christiane Wolff

Trier. Oben rattern die Autos - Stoßstange an Stoßstange - über die Bitburger Straße. Unterhalb der denkmalgeschützten Napoleonsbrücke plätschert der Sirzenicher Bach durch das idyllische, enge Tal. Ehemals trieb der Bach dort die Räder zweier Mühlen an. Das Gebäude der vorderen ist hübsch renoviert und heute ein Wohnhaus. Von der zweiten Mühle ist nur noch eine Ruine übrig.
Der Besitzer, ein Trierer Geschäftsmann, hat das Haus in den vergangenen 15 Jahren verfallen lassen. 2009 ordnete die Bauaufsicht der Stadtverwaltung schließlich den Abriss des Gebäudes wegen Einsturzgefahr an.
Im vergangenen Jahr kam der Besitzer der behördlichen Anordnung nach - allerdings nur zum Teil. Lediglich das Dach des Hauses ist abgerissen worden. Der Bauschutt ist größtenteils auf dem Grundstück zurückgeblieben. Balken und Holzlatten türmen sich in der Nähe des Wasserlaufs. Alte Dachschindeln liegen nahe am Bachbett. Die übrig gebliebenen beiden Stockwerke des Hauses gammeln weiter vor sich hin.
Stadt will Abriss durchsetzen


Cornel Böhning gehört das sanierte alte Mühlengebäude nebenan. Die Bruchbude ärgert ihn. "Der Anblick der Ruine und der Bauschutt zerstören die Idylle hier im Tal komplett - und mindert natürlich den Wert meines Hauses." Zudem seien die ehemaligen Dachbalken des Abrisshauses direkt mit dem Dachstuhl seines Hauses verbunden gewesen. An den nun offenen Stellen trete Wasser ein. "Meine Mieter beklagen sich über die nasse Außenwand - die bis zum Abriss trocken war", beschwert sich Böhning.
Ab Juni dürfte das versteckte Tal und die Bauruine nicht nur den Wanderern im wild-romantischen Busental negativ auffallen: Während der zehnwöchigen Sanierung und Vollsperrung der Bitburger Straße werden Fußgänger und Radfahrer durch den Mühlenweg umgeleitet.
Die Stadt stört die Situation. Aber: "Trotz weitergehender ordnungsbehördlicher Maßnahmen gegen den Eigentümer konnte ein kompletter Abriss bislang nicht durchgesetzt werden", erklärt das Rathaus auf TV-Anfrage. Laut Bauaufsicht bestehe allerdings zumindest nicht mehr die Gefahr, dass die Reste der alten Mühle einstürzen: "Die statische Gefahrenlage hat sich nach Abbruch des Dachs deutlich reduziert."
Tolerieren will die Stadt den Zustand allerdings nicht, die Bauaufsicht will "alle zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel ausschöpfen", um den Abriss des Gebäudes "baldmöglichst durchzusetzen".
Der Besitzer des Hauses hat im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund angekündigt, der Abbruchaufforderung nicht nachkommen zu wollen. Seine Gründe dafür will er allerdings nicht öffentlich äußern.

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