Brücken-Arbeiten haben begonnen Knapp der Sünden-Liste entkommen

Die Bauarbeiten an der Eisenbahnbrücke in der Aulstraße haben begonnen. Zunächst müssen die Widerlager, auf denen die eigentliche Brücke aufliegt, verankert werden. Abgerissen wird der alte Überbau Ende Oktober.

 Die Bauarbeiten, beobachtet von Passanten, gehen weiter: Bevor die alte Aulbrücke von den Pfeilern gehoben wird, muss der Asphalt- und Betonbelag entfernt werden.TV-Foto: Christiane Wolff

Die Bauarbeiten, beobachtet von Passanten, gehen weiter: Bevor die alte Aulbrücke von den Pfeilern gehoben wird, muss der Asphalt- und Betonbelag entfernt werden.TV-Foto: Christiane Wolff

Trier. Nicht einfach sind die Arbeiten an der im Jahr 1913 gebauten Brücke, die in der Aulstraße über die Eisenbahnlinie führt, Trier-Süd mit den Höhenstadtteilen verbindet und auch eine wichtige Trasse Richtung Konz ist. Seit April ist die Brücke allerdings wegen Baufälligkeit gesperrt, nur wenige Wochen zuvor hatte der Stadtrat nach einigem Hin und Her die Sanierung des Bauwerks beschlossen.
Erst ein Gutachten bestätigte Tragfähigkeit

Doch lange war fraglich, ob die alten Pfeiler und der Beton, in dem die tragenden Eisenteile der Brücke verankert werden, nicht zu marode sind, um einen neuen Überbau tragen zu können. Erst ein Gutachten bestätigte die Tragfestigkeit der Betonwände.

Zurzeit fräsen die Arbeiter die Asphalt- und Betonschicht auf der alten Fahrbahn ab. Danach werden Eisenträger verlegt, mit denen die alten Pfeiler ober- und unterhalb der Brücke in der Aulstraße verankert werden. Würde der Brückenüberbau ohne diese Befestigungen abgerissen, könnten die Pfeiler zusammenbrechen.

Bei den Bodenarbeiten muss der Kampfmittelräumdienst zugegen sein. Denn die Bahnlinie gehörte im Zweiten Weltkrieg zu den Angriffszielen der Alliierten, im Erdreich könnten Blindgänger zurückgeblieben sein.
Einbau der Leih-Brücke ab Ende November


Ausgebaut werden soll der Brückenüberbau schließlich in der Nacht vom 26. auf den 27. Oktober. Währenddessen muss die Bahn den Zugverkehr umleiten.

Auch beim Einbau der Interims-Brücke, der zwischen dem 23. November und dem 8. Dezember in mehreren nächtlichen Arbeitsschritten geplant ist, wird die Bahnlinie gesperrt.

Das Brücken-Provisorium besteht aus Stahl-Beton-Elementen, die die Stadt von einer Spezialfirma ausleiht. Maximal sechs Jahre soll die "Leihbrücke" die wichtige Verbindungstrasse sichern. Die Kosten für sechs Jahre Leihbrücke sollen sich inklusive Bauarbeiten auf 460 000 Euro belaufen.

Binnen der sechsjährigen Leihfrist soll der Neubau der Aulbrücke rund 20 Meter nördlich des jetzigen Standortes inklusive Begradigung und Neuverlegung der unteren Aulstraße realisiert werden. Rund vier Millionen sind für Brückenneubau samt neuer Trasse einkalkuliert, davon muss die Stadt nach Abzügen der Landeszuschüsse rund 1,9 Millionen Euro selbst tragen. Die neue Brücke könnte nach Prognosen des Baudezernats bis 2013 fertig sein.

Wann die Interims-Leihbrücke wieder befahrbar ist, hänge entscheidend von der Witterung während der Bauarbeiten ab, teilt Ralf Frühauf vom städtischen Presseamt mit. "Im günstigsten Fall könnte eine Freigabe zu Beginn des Jahres 2009 erfolgen. Die Brücke ist dann wieder ohne Beschränkungen auch für den Schwerlastverkehr nutzbar." Trier. (woc) "Chance aufs Schwarzbuch" überschrieb der TV im Mai einen Kommentar zum Stadtratsbeschluss, die Aulbrücke für 860 000 Euro zu sanieren und gleichzeitig deren Neubau voranzutreiben. SPD, Grüne und FDP lehnten den Sanierungsbeschluss zwar ab und votierten allein für den schnellen Brückenneubau, statt beide teuren Vorhaben parallel zu forcieren, konnten sich aber gegen die Mehrheit aus CDU und UBM nicht durchsetzen.

Und tatsächlich kritisiert der Bund der Steuerzahler den besagten Stadtratsbeschluss. "Erst teuer sanieren, um dann neu zu bauen, das ist rausgeworfenes Geld", beanstandet er in seinem "Schwarzbuch 2008", das seit gestern vorliegt. Die jährliche Klageschrift prangert besonders ärgerliche Fälle von Verschwendung öffentlicher Mittel an.

Dass Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani und Oberbürgermeister Klaus Jensen - auch unter Druck der Öffentlichkeit - dann doch noch die "nur" 460 000 Euro teure "Leihbrücken-Lösung" aus dem Hut zauberten, mildert die Kritik des Steuerzahlerbunds allerdings ab. Die günstigere Alternative - die zudem schneller zu realisieren ist als die ursprünglich geplante Komplett-Sanierung - spare "Stadtsäckel und Steuerzahler insgesamt 400 000 Euro", lobt der Steuerzahlerbund.

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