Brückenschlag über 1702,35 Meter

Alles ist dann doch nicht planbar. Auch nicht für einen erfahrenen Bauingenieur wie Gottfried Schiff.

Der 58-Jährige leitet das Baubüro Braunenstein des Landesbetriebs Mobilität (LBM) Trier unweit des neuen Verkehrskreisels bei Wengerohr. Er ist dafür verantwortlich, dass auf der größten Straßenbaustelle in der Region alles nach Plan läuft: Die ist 25 Kilometer lang und wird am Ende B 50 neu. Jene rund 360 Millionen Euro teure Straßenverbindung zwischen der Autobahn bei Wittlich und der B 327 bei Morbach-Wederath, die seit Jahrzehnten die Gemüter erregt.
Das schlecht Planbare bezieht sich nicht auf den Bau dieser Strecke und der Hochmoselbrücke bei Zeltingen-Rachtig. Nein, der in Konz-Könen wohnende Schiff hat nicht damit gerechnet, dass die Ortsumgehung Könen so schnell gebaut wird. "Da wäre ich natürlich gerne auch bis zum Schluss aktiv daran beteiligt gewesen", sagt der Mann, der seit 1990 bei der Bauüberwachung von Straßenbauprojekten aktiv ist und dessen Büro die Arbeiten bei Konz ebenfalls überwacht.
Im Vergleich mit der neuen Bundesstraße ist die Umgehung natürlich fast ein Klacks. Die B 50 neu ist für Schiff und seine Mannschaft genauso wie für die ausführenden Firmen eine Herausforderung. Und das nicht, weil gerade die Brücke übers Moseltal ein Politikum ist. Ein Wahlkampfthema gar, für den bei den Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und Grünen ein Baustopp verkündet wurde, der keiner war.
"Technisch gesehen ist die Brücke zwar eine Herausforderung. Aber machbar", sagt Schiff. Er vergleicht die Moselbrücke gern mit ihrer kleinen Schwester an der Sauer - der Autobahnbrücke bei Langsur/Wasserbillig (rund 1200 Meter lang und bis zu 92 Meter über dem Talgrund). "Doch die Moselbrücke ist länger und höher", sagt Schiff (siehe Extra). Da bedürfe es einer ausgeklügelten Logistik und innovativer Technik, um das Vorhaben umzusetzen.
"Die B 50 neu ist viel mehr als nur die Brücke über die Mosel", sagt er und verweist auf mehr als 30 zu bauende Brücken, einen Tunnel und mehrere 100 000 Kubikmeter Material, die für den Straßendamm aufgeschüttet werden. Mehr als 100 Menschen arbeiten an Teilprojekten der Straße. Im Vergleich dazu ist die Zahl derjenigen überschaubar, die bislang mit dem Brückenbau beschäftigt sind. Schiff rechnet mit rund 100 Arbeitern, sobald es an den Bau der 7,5 mal 16 Meter großen Pfeiler und des Überbaus geht. Bis 31. März 2013 werden die täglichen Herausforderungen an den verschiedenen Baustellen auf den 25 Kilometern zwischen Wittlich und Morbach Gottfried Schiff aufs Neue fesseln. Dann beginnt der passive Teil seiner Altersteilzeit.
Erst drei Jahre später wird die B 50 neu komplett fertiggestellt, die Umgehung Konz-Könen ist 2015 dran. Es versteht sich fast schon von selbst, dass Gottfried Schiff plant, bei den Eröffnungen der neuen Strecken dabei zu sein. Harald Jansen

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