ORGANSPENDE Eine Mission zwischen Tod und Leben

Trier · Wenn Julia Großmann-Linn, Verena Esch und Theresa Blaß in ihrer neuen Rolle tätig werden, befinden sich alle Beteiligten in einer absoluten Ausnahmesituation. Die drei Ärztinnen sind Transplantationsbeauftragte des Brüderkrankenhauses.

 Freuen sich über ihre Berufung und rufen dazu auf, sich einen Organspendeausweis zuzulegen: die Transplantationsbeauftragten Dr. med. Theresa Blaß (links) und Dr. med. Julia Großmann-Linn.

Freuen sich über ihre Berufung und rufen dazu auf, sich einen Organspendeausweis zuzulegen: die Transplantationsbeauftragten Dr. med. Theresa Blaß (links) und Dr. med. Julia Großmann-Linn.

Foto: Brüderkrankenhaus Trier

Julia Großmann-Linn, Verena Esch und Theresa Blaß kommt in einer für Patienten und Angehörige existenziellen Situationen eine besondere Schlüsselrolle zu: Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier hat die drei Ärztinnen unterschiedlicher Fachrichtungen zu neuen Transplantationsbeauftragte berufen.

Ihre Aufgabe verlangt ein hohes Maß an Sensibilität und Professionalität, wie es in einer Pressemitteiolung des Klinikums heißt. Denn wenn Dr. med. Julia Großmann-Linn, Verena Esch und Dr. med. Theresa Blaß gerufen werden, wurde bei einem Patienten der Hirntod festgestellt. Aufgabe der Transplantationsbeauftragten ist es dann, im Gespräch mit den Angehörigen auszuloten, ob der Verstorbene bereit gewesen wäre, seine Organe zu spenden. Liegt kein Organspendeausweis vor, müssen die Angehörigen entscheiden.

 Es ist ein heikles Thema zwischen Tod und Leben – mit der erklärten Absicht, anderen das Leben zu retten. „Zahlreiche Erkrankungen wie zum Beispiel schwere Unfälle oder auch Hirnblutungen, die im Hirntod enden können, betreffen leider auch sehr junge Menschen, die aus vermeintlich voller Gesundheit diesem Schicksal erliegen“, sagt Theresa Blaß. Komme es zur Organspende, könne durch die Transplantation anderen schwerstkranken Menschen ein neues Leben geschenkt werden. „Das Gefühl, dass der Tod eines geliebten Menschen, der nicht zu verhindern war, jemand anderem helfen kann, ist auch für die Angehörigen nicht selten ein Trost.“

Der Bedarf an Spenderorganen übersteigt das Angebot bekanntlich bei Weitem, weshalb viele Patienten, die etwa auf eine „neue“ Lunge, Niere oder Leber warten, sterben. Appellen und gesetzlichen Maßnahmen zum Trotz, ist die Bereitschaft zur Organspende hierzulande nach wie vor gering. Liegt keine eindeutige Willenserklärung des im Sterben liegenden Patienten vor, sind die Transplantationsbeauftragten besonders gefordert.

„Als seit Jahren auch auf der Intensivstation tätige Ärztin wurde ich schon oft mit diesem Thema konfrontiert und habe erfahren, wie wichtig es ist“, sagt Verena Esch. „Den Umgang mit Organspendern und ihren Angehörigen empfand ich immer als wichtige Aufgabe, die meine Kollegen und ich genauso wie unsere Vorgänger mit Respekt und Würde vor den Spendern angegangen sind“, berichtet die Oberärztin der Anästhesie. Ihre Vorgänger, das waren über viele Jahre der Internist Dr. Erich Jochum und der Neurochirurg Michael Kiefer, die das Thema Organspende im Brüderkrankenhaus maßgeblich geprägt haben.

Mit Dr. Julia Großmann-Linn, Oberärztin der Abteilung für Innere Medizin IV, wurde erneut eine Internistin zur Transplantationsbeauftragten berufen, und auch die Neurochirurgie ist in Person von Dr. Theresa Blaß wieder vertreten. Zum Team zählen außerdem die Pflegerischen Transplantationsbeauftragten Jörg Engel und Sabine Dellinger sowie Krankenhausseelsorger Hans Edmund Kieren-Ehses.

 Im Brüderkrankenhaus Trier werden jedes Jahr  im Schnitt sieben Spenden eines oder mehrerer Organe durchgeführt. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) koordiniert den gesamten Prozess von der Entnahme bis zur Implantation der gespendeten Organe, die in anderen Zentren vorgenommen wird.

„Als christlichem Haus liegt uns das Thema sehr am Herzen, da wir auf diese Weise einen kleinen, aber möglicherweise entscheidenden Beitrag dazu leisten können, dass Menschen, die zum Teil schon seit Jahren auf ein Spenderorgan warten, wieder eine bessere Lebensperspektive erhalten“, erklärt Markus Leineweber, Hausoberer des Brüderkrankenhauses Trier. „Die freie und selbstlose Entscheidung, nach dem Tod Organe zu spenden, dürfen wir als Akt christlicher Nächstenliebe verstehen.“

Das Brüderkrankenhaus Trier engagiert sich eigenen Angaben zufolge seit 1979 in der Organspende und wurde 2016 zum zweiten Mal von der Deutschen Stiftung Organtransplantation für dieses Engagement ausgezeichnet. Organspendeausweise und umfassende Informationen bietet auch das Patienten-Informationszentrum (PIZ).

 Die neuen Transplantationsbeauftragten rufen dazu auf, sich mit dem Thema zu befassen. Wer auf einem Organspendeausweis dokumentiere, ob er zu einer Organspende bereit ist oder dort seine Ablehnung kundtue, schaffe für alle Beteiligten und nicht zuletzt für die eigenen Angehörigen Gewissheit und nehme ihnen in einer Ausnahmesituation eine in jedem Falle schwere Entscheidung ab.

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