Bürger bangen um ihre Wohnungen

TRIER-WEST/-EUREN. Angst greift um sich bei Bewohnern in Trier-West und -Euren. Deutlich wurde dies bei der ersten gemeinsamen Sitzung der beiden Ortsbeiräte. Da sich die Gemeinnützige Baugenossenschaft der Bahnbediensteten Trier mit dem Gedanken trägt, alte Bausubstanz durch neue zu ersetzen, bangen Bewohner um ihre Wohnungen.

Einstimmig beschlossen die Ortsbeiräte von Trier-West und -Euren unter dem Vorsitz der Ortsvorsteher Klaus Blum (SPD, Trier-West), und Hans-Alwin Schmitz (UBM, Euren) in der ersten gemeinsamen Sitzung in ihrer Geschichte auf Trier-Wester Boden die Aufstellung eines Bebauungsplanes für die Straßen Im Schankenbungert, Jahnstraße, Mohrenkopfstraße und Schweringstraße in Trier-West/-Euren. Dabei handelt es sich um den so genannten Bebauungsplan BW 72.Mehr als 50 Zuhörer

Mehr als 50 Zuhörer verfolgten die Beratungen der Beiräte aufmerksam. Konkrete Festlegungen was wann wie abgerissen und neu gebaut wird, wurde damit noch nicht getroffen. Anliegen der Stadt sei, dass die Maßnahme in geordneten Bahnen ablaufe, unterstrich Simeon A. Friedrich vom Stadtplanungsamt. Dem Bebauungsplan falle die Aufgabe zu, vorhandenen Bestand zu sichern sowie strukturell und architektonisch vergleichbare Neubauten zu ermöglichen, so der Diplom-Ingenieur zum Procedere: "Alle sollen gut miteinander arbeiten, damit auch alle gut miteinander leben können." Nicht wenige Zuhörer meldeten sich zu Wort, nachdem die Versammlung ihnen Rederecht eingeräumt und für diesen Teil die Ratssitzung unterbrochen hatte. Die Abstimmung über die Unterbrechung einer Ortsbeiratssitzung schreibt die Gemeindeordnung zwingend vor. Laut dem ehrenamtlichem Genossenschafts-Vorstandsmitglied Ingo Schönhofen wird der Neubau von bis zu 40 Wohnungen und gleichzeitig der Abriss von alter, "maroder" Bausubstanz in Erwägung gezogen, weil eine Sanierung unwirtschaftlich sei: "Für uns ist es uninteressant, nur anderthalbgeschossig zu bauen." Man denke auch an die "Verbesserung der Lebensqualität" der Bewohner, unterstrich Schönhofen, der öfter als einmal "Prügel bezog", wohl deshalb, weil mit Ausnahme des ebenfalls ehrenamtlichen Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Erbisch kein anderer Repräsentant der Genossenschaft zugegen war. Schönhofens Quadratmeterpreis von 4,25 Euro Neubau-Miete nahm ihm von den Bewohnern niemand so recht ab - jedenfalls zeigte die Reaktion der Leute in eine andere Richtung. Die rege Anteilnahme sei ein Beleg dafür, dass Ängste bei den Betroffenen bestünden, so ein Ratsmitglied. Zuerst mit den Betroffenen reden, forderte die Versammlung ein. Dies sei unterblieben, meldeten sich verärgerte Zuhörer. Die Genossenschaft wisse nicht, was sie wolle, schlug ein Ratsmitglied in die gleiche Kerbe. Werner Erbisch indes warnte vor "Panikmache". Es stimme einfach nicht, dass mit Leuten nicht gesprochen worden sei. Konkrete Pläne hätten bislang nicht vorgelegt werden können, weil "die Stadt noch nichts freigegeben hat". Verhältnismäßig geringe Miete

Dem hielt eine Bewohnerin entgegen, dass die Genossenschaft es bereits vor zwei Jahren abgelehnt habe, "mit uns zu sprechen". Vieles laufe bei der Genossenschaft aus dem Lot. Bei Murks am Bau könne keine Renovierung funktionieren. Alfons Diedrich, ehemals Vorstandsmitglied: "Genossen, die 70 Jahre hier wohnen, haben es nicht verdient, vor die Türe gesetzt zu werden." Eine Frau monierte, dass bei der Genossenschaft mit "zweierlei Maß" gemessen werde. Diesem "Klüngel" müsse ein für alle Mal ein Riegel vorgeschoben werden. Andere Bewohner äußerten offen ihre Ängste. Man zahle eine verhältnismäßig geringe Miete. Dafür aber habe man Jahrzehnte lang im Haus auf eigene Kosten alles selber in Schuss gehalten oder renoviert. Was mit einem Neubau auf einen zukomme, stehe in den Sternen. Die beiden Ortsvorsteher kündigten einen Erörterungstermin mit allen Beteiligten unter Federführung der Stadt Trier für den 12. Dezember an. Einladungen ergingen rechtzeitig.

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