Bürger beteiligen, dann Fakten schaffen

Stadtentwicklung

Zur Berichterstattung über den geplanten sozialen Wohnungsbau in Trier-Mariahof:

Glaube ich einigen Kommentatoren, gehöre ich wohl auch zu den undemokratischen, diktatorischen, rassistischen und unsachlichen Kritikern des Bauvorhabens am Hofgut Mariahof, die nur ihren eigenen Vorgarten im Blick haben und diese Gesellschaft in Gefahr bringen, weil sie die Entscheidung des Stadtrats als schlecht beurteilen.
- Ist es undemokratisch, seine Meinung auch nach einem demokratisch gefassten Beschluss weiter zu vertreten?
Oder bedeutet demokratisches Handeln, seine Meinung mit dem Gang zur Wahlurne abzugeben?
- Ist es diktatorisch, selbst nach Beschlussfassung mit demokratischen Mitteln für seinen Standpunkt zu kämpfen? Oder muss der Bürger kritiklos schweigen?
- Ist es rassistisch, ein Bauvorhaben nicht wegen seiner Nutzung, sondern aus städtebaulichen Aspekten abzulehnen? Oder heiligt der Zweck alle Mittel?
- Ist es unsachlich, Argumente ausführlich und nachvollziehbar zu begründen und sowohl Standort- als auch Nutzungsalternativen aufzuzeigen? Oder wird das als unbequem lieber ignoriert?
- Ist es der Stadtteilentwicklung zuträglich, jeder Kritik an Bauvorhaben im eigenen Ortsteil mit dem Vorwurf des St. Floriansprinzips zu begegnen? Fördert das eine konstruktive Auseinandersetzung für eine positive Entwicklung des direkten Wohnumfeldes? Oder wird damit nicht ein Maulkorb verhängt?
- Ist jede Entscheidung eines gewählten Gremiums per se und grundsätzlich als richtig einzustufen und darf nicht hinterfragt werden? Müsste nicht das ganze System hinterfragt werden, wenn die Gesellschaft das nicht aushält?
Hat sich einer der Kommentatoren, der Medienvertreter oder der Mehrheit der Stadträte bemüht, das Gespräch mit einem dieser hartnäckigen Kritiker zu suchen, um nachzufragen und vielleicht auch zu verstehen, welche Beweggründe hinter der Ablehnung dieses Bauvorhabens stehen und woher die Frustration kommt, die sich in leider manchmal unsachlichen Äußerungen niederschlägt?
Würden Fakten erst nach einer frühzeitigen, echten Bürgerbeteiligung mit ergebnisoffener Diskussion und ernsthafter Kompromissbereitschaft geschaffen werden, wären solche Diskussionen überflüssig.
Christina Lehmann
Trier

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