Bürger demonstrieren gegen Stromtrasse

Farschweiler · Ein Projekt mit Vorbildfunktion nennt die Mainzer Umweltministerin Ulrike Höfken (Bündnis 90/Die Grünen) das neue Wanderwegekonzept der Verbandsgemeinden Ruwer, Kell am See und Hermeskeil. Diese haben 2013 ihr Streckennetz auf die besten Wege reduziert und alle Routen frisch beschildert. Vom Ergebnis überzeugte sich Höfken am Samstag bei einer Wanderung in Farschweiler.

 Umweltministerin Ulrike Höfken (Zweite von rechts vorne, schwarze Jacke) im Gespräch mit Kommunalpolitikern und Gegnern der geplanten Stromleitung im vorderen Hochwald. TV-Foto: Christa Weber

Umweltministerin Ulrike Höfken (Zweite von rechts vorne, schwarze Jacke) im Gespräch mit Kommunalpolitikern und Gegnern der geplanten Stromleitung im vorderen Hochwald. TV-Foto: Christa Weber

Farschweiler. Die Traumschleife Römer-Keltenpfad ist einer der jüngsten Wanderwege in der Verbandsgemeinde (VG) Ruwer. Der im Juni eröffnete Pfad ist außerdem Bestandteil des neuen Wegenetzes, das die VG gemeinsam mit ihren Nachbarn in Kell am See und Hermeskeil grundlegend überarbeitet hat. Vom Erfolg des Projekts hat sich Landesumweltministerin Ulrike Höfken am Samstag ein Bild gemacht: Mit ihren zwei Patenkindern und etwa 80 Gästen wanderte sie durch die Wälder bei Farschweiler - und verteilte dabei viel Lob für das neue Wanderkonzept.
"Das Projekt hat Vorbildfunktion für andere Regionen", sagte Höfken. Es sei gelungen, das Angebot "sinnvoll zu bündeln" und den Wanderern eine noch bessere Orientierung zu bieten.Alte Markierungen entfernt


Seit Herbst 2012 haben die Verbandsgemeinden Ruwer, Kell am See und Hermeskeil, alle drei Mitglied im Verein Erholungsgebiet Hochwald, ihr Streckennetz deutlich "entrümpelt". Von 800 blieben 550 Kilometer Wanderwege übrig - nur die besten und am häufigsten genutzten Routen. Eingebunden wurden die Rundwege (Traumschleifen) entlang des Saar-Hunsrück-Steigs, die sechs Themenwege an der Ruwer, aber auch alle ortsnahen Wanderwege.
Alte Markierungen wurden entfernt und durch 15 000 neue Schilder ersetzt. Eine aktualisierte Wanderkarte, erstmals für alle drei VG-Gebiete, weist den Wanderern nun ihren Weg.
Grundlage für das Konzept war eine im Mainzer Umweltministerium erstellte Arbeitshilfe. Das Land trägt 80 Prozent der Kosten für das 130 000 Euro teure Projekt. Gefördert wird es aus Mitteln des Naturparks Saar-Hunsrück. "Das war eine wichtige Hilfe", betonte Bernhard Busch, Bürgermeister der VG Ruwer und Vorsitzender des Vereins Erholungsgebiet Hochwald. Im Hochwald könne sich dank der einheitlichen Beschilderung nun niemand mehr "verlaufen". Die beteiligten Verbandsgemeinden hätten die Zukunft eines für sie "enorm wichtigen touristischen Segments" gesichert. "Dabei haben wir Rücksicht genommen auf die Natur, die Vorlieben der Wanderer, aber auch auf Forstwirtschaft und Jagd", ergänzte Werner Angsten, VG-Bürgermeister in Kell am See und Geschäftsführer des Vereins. Die Abstimmung habe "konfliktfrei" funktioniert - und die neue Wanderkarte finde "sehr guten Absatz".
Für die Umweltministerin ist das landesweite Pilotprojekt auch ein Beweis dafür, dass die "Naturparkidee lebt". Sie führe Naturschutz, Erholung, Bildung und nachhaltige Konzepte wie das neue Wegenetz zusammen. Zu dieser "einheitlichen Betrachtung" passe auch die Diskussion über die im vorderen Hochwald geplante Stromtrasse, sagte Höfken in Anspielung auf etwa 80 Stromleitungsgegner, die die Ministerin in Farschweiler empfingen (siehe Extra). Höfken ging auch auf die kürzlich aufgekeimte Diskussion über die Finanzierung der Naturparks ein. Kritiker des geplanten Nationalparks Hunsrück befürchten, dass die Regierung bei den Naturparks Fördermittel zugunsten des Nationalparks abziehen könnte. Höfken bekräftige: "Es gibt keine Kürzungen und damit keinen Grund, die Naturparks gegen den Nationalpark auszuspielen."Extra

Etwa 80 Bürger aus dem vorderen Hochwald und Hunsrück haben am Samstag in Farschweiler gegen den Bau der geplanten Hochspannungsleitung zwischen Thalfang und Osburg protestiert. Zur Demonstration hatte eine Interessengemeinschaft aus Farschweiler, Herl und Lorscheid aufgerufen. Die Demonstranten warteten mit Holzklappern und Plakaten auf Landesumweltministerin Ulrike Höfken, die zur Besichtigung der neuen Traumschleife nach Farschweiler gekommen war. Mit Botschaften wie "Hochspannung tief legen", "Erdkabel jetzt" und "Gesundheit statt RWE-Profit" forderten die Bürger, dass die von der RWE-Tochter Westnetz geplante Leitung unterirdisch verlegt wird. Wortführerin Elke Morgen berichtete Höfken von der Angst der Bürger, dass die teurere Erdkabellösung von Westnetz nicht ernsthaft geprüft und die Bedenken der Menschen ignoriert würden. Die Ministerin zeigte Verständnis für den Protest. Es sei wichtig, diesen frühzeitig zu äußern, damit nicht allein "wirtschaftliche Interessen" am Ende die Entscheidung brächten, sagte sie. Gleichzeitig beruhigte Höfken: "Es gibt viele Möglichkeiten, während der Planung ihre Meinung einzubringen. Noch haben wir Zeit, es ist noch kein Kind in den Brunnen gefallen." Die Ministerin versprach zudem, die Problematik der unterschiedlichen Kosten für Erdkabel und Freileitung in der nächsten Umweltministerkonferenz anzusprechen. Bernhard Busch, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Ruwer, betonte, dass es innerhalb der "kommunalen Familie" einen Konsens gebe, in der Nähe der betroffenen Orte unbedingt eine unterirdische Leitung zu fordern. Nach seinen Informationen denke RWE inzwischen auch über diese Lösung nach. Elke Morgen forderte für den weiteren Planungsprozess, dass "die Bürger frühzeitig und umfassend informiert werden. Das hat im Großen bisher nicht stattgefunden". cweb

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