Bürger wollen Felder und Weiden behalten

Trier · In Zewen schlagen die Wellen wegen der städtischen Pläne zur Erschließung neuer Baugebiete schon länger hoch, jetzt wurde es auch in Mariahof turbulent: Zu einer Bürgerinformation vor der Sitzung des Ortsbeirats sind rund 200 interessierte Bürger gekommen.

 Die Mitglieder der Bürgerinitiative „Stoppt Landfraß" machen ihrem Unmut mit Schildern und Transparenten Luft. TV-Foto: Friedemann Vetter

Die Mitglieder der Bürgerinitiative „Stoppt Landfraß" machen ihrem Unmut mit Schildern und Transparenten Luft. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Viele der rund 200 Gäste im Pfarrzentrum in Mariahof sind spürbar kritisch gegenüber den Plänen, neben dem in den siebziger Jahren in der unberührten Natur errichteten Stadtteil das Prinzip fortzusetzen, um Platz für Dutzende neue Häuser zu schaffen. Etwa 50 Mitglieder der Bürgerinitiative "Stoppt Landfraß" machen ihren Unmut mit Schildern und Transparenten besonders deutlich. Sie wollen, dass die Felder und Weiden zwischen Mariahof und dem Brubacher Hof bleiben, was sie sind - ein Biotop für Hasen und Wildkatzen, für Pferde und ruhebedürftige Stadtbewohner und wertvolle Ackerflächen für regionale landwirtschaftliche Produkte.Kein leichter Stand für Heike Defourny und Stefan Leist vom städtischen Planungsamt, die Auskunft geben wollen und sich den Fragen der Bürger stellen. Schon während Defourny nochmals die Pläne darlegt, kann mancher Zuhörer sich kaum zurück halten. Als die Planerin sagt, dass die Gegend sicherlich ein wichtiges Naherholungsgebiet sei, Voruntersuchungen ihr aber "eher geringe" Attraktivität bescheinigten, erschallt höhnisch-trotziges Gelächter. Bei unsachlichen Zwischenrufen greift der Ortsvorsteher ein: "Mir tut auch in der Seele weh, was hier geplant wird - aber wir müssen trotzdem sachlich bleiben!", mahnt Jürgen Plunien (CDU).Defourny erkärt, dass Tiergartental und der Mattheiser Weiher immer noch in der Nähe lägen und ohnehin nicht das ganze Areal zubetoniert würde: "Dann muss man eben 500 Meter weiter zum Wald spazieren." Aber auch das überzeugt die Menge nicht, die noch viele weitere Kritikpunkte nennt. So bemerkt eine Frau, dass ältere Gutachten dem Gebiet enorme Wichtigkeit für die Kalt- und Frischluftzufuhr der Stadt zugemessen hätten. Neuere Untersuchungen, die zu anderen Schlüssen kommen, scheinen ihr "Gefälligkeitsgutachten" zu sein.Ein Vorwurf, den die Planer noch mehrfach zurückweisen. "Frühere Gutachten gingen von weit mehr gleichzeitig zu entwickelnden Flächen aus", versucht Defourny, die Diskrepanzen zu erklären.Auch die zuerst von Ortsbeirat Jörg Hahn (Wählergruppe Lehmann) vorgebrachten Zweifel an den Zahlen zu Verkehrsströmen und der Tragfähigkeit vorhandener Knotenpunkte versuchen die Stadtplaner auszuräumen. Doch das Argument von Leist, dass mit der Bevölkerungsdichte auch die Bereitschaft der öffentlichen Hand steige, die Infrastruktur zu verbessern, will im Saal nicht verfangen. "Wir werden genauso hängengelassen wie die Leute auf dem Petrisberg!", sagt eine Bürgerin verbittert. Ein Anderer fragt: "Wenn später alles zufriedenstellend wird, warum läuft es dann heute noch nicht perfekt?"Zudem habe Mariahof mit Prognosen schlechte Erfahrungen gemacht, wirft jemand ein: So sei die örtliche Grundschule vor Jahren fast geschlossen worden, weil sie nicht mehr gebraucht werde - heute platze sie aus allen Nähten. Dass nun aber der Entwurf des Flächennutzungsplans den Mariahofern "eine schöne neue Schule verspricht" macht Jutta Albrecht (CDU) dennoch "wütend, weil man denkt, uns immer wieder so ködern zu können."Die Planer können nur resümieren, dass konfliktfreie Lösungen kaum erreichbar seien, neuer Wohnraum aber dringend gesucht werde. Stefan Leist erinnert die Mariahofer daran, wie ihr Stadtteil vor Jahrzehnten in die schöne Natur gebaut wurde, damit sie hier ein Zuhause finden. "Ermöglichen Sie das auch anderen Menschen!" Die nächste Stufe zur Umsetzung der städtischen Pläne wäre ein Stadtratsbeschluss zur öffentlichen Auslegung. Darüber entschieden werden soll noch in dieser Jahreshälfte. Der Ortsbeirat Mariahof hatte in seiner der Bürgerinformation folgenden Sitzung Gelegenheit zur Stellungnahme - und lehnte den Entwurf einstimmig (bei zwei Enthaltungen) ab.Links zu den aktuellen Entwürfen des Flächennutzungsplans 2025 finden Sie unter volksfreund.de/fnp

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