Bürgermeisterwahl Trier-Land Bürgermeisterwahl Trier-Land: SPD spricht sich für Kandidat Michael Holstein aus

Kordel/Welschbillig · Im Verbandsgemeinderat Trier-Land bilden CDU und SPD eine Koalition. Doch wenn es um den nächsten Bürgermeister geht, favorisieren die Sozialdemokraten den Fraktionschef der Freien Wähler. Die Entscheidung fällt bei der Stichwahl am 17. Juni.

 Michael Holstein (FWG) will Bürgermeister der Verbandsgemeinde Trier-Land werden.

Michael Holstein (FWG) will Bürgermeister der Verbandsgemeinde Trier-Land werden.

Foto: Friedemann Vetter

Spätestens am vergangenen Sonntagabend um 20 Uhr haben die Zahlenspiele begonnen. Welcher der beiden übrig gebliebenen Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters der Verbandsgemeinde Trier-Land kann wo seine Stimmenanteile ausbauen? Diese Frage dürfte Michael Holstein (Freie Wähler) und Lothar Zengerling (CDU) vermutlich ebenso umtreiben wie die Überlegung, was mit den Stimmen der Anhänger von Matthias Wagner geschieht. Denn der knapp auf dem undankbaren dritten Platz gelandete Matthias Wagner (SPD) hat in vielen Orten hervorragend abgeschnitten. Immerhin hatte er mit 2328 Stimmen nur 24 weniger als Zengerling. Und der wiederum hat im ersten Wahlgang am vergangenen Sonntag 281 Stimmen weniger als Hol­stein erzielt.

Nicht nur die Wahlkämpfer und deren Wahlkampfteams haben sich darüber Gedanken gemacht, wie sie noch möglichst viele Wähler überzeugen können. Auch die Sozialdemokraten haben sich zusammengesetzt und beraten. Dazu sagt Dominik Matter, Vorsitzender des Gemeindeverbands Trier-Land: „Der Vorstand des Gemeindeverbands Trier-Land hat festgestellt, dass aktuell die meisten inhaltlichen Gemeinsamkeiten mit dem Kandidaten der Freien Wähler Trier-Land, Michael Holstein bestehen, und unterstützt dessen Kandidatur.“ Die SPD Trier-Land bitte alle Wähler, bei der Stichwahl von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.

 Lothar Zengerling tritt für die CDU zur Bürgermeisterwahl an.

Lothar Zengerling tritt für die CDU zur Bürgermeisterwahl an.

Foto: Friedemann Vetter

Vor dem Hintergrund der Lage im Verbandsgemeinderat Trier-Land ist die Wahlaussage der Sozialdemokraten für Holstein bemerkenswert. Denn dort koalieren erstmals CDU und SPD. Bis zur Kommunalwahl 2014 regierten Christdemokraten und Freie Wähler gemeinsam. Das hatte unter anderem zur Folge, dass Michael Holstein von 2004 bis 2014 Beigeordneter der Verbandsgemeinde war.

Man kann trotz der Empfehlung durch den Gemeindeverband nicht davon ausgehen, dass alle Wagner-Wähler nun zu Hol­stein-Wählern werden. Eine Analyse auf Wahlbezirksebene zeigt, dass Wagner nicht nur in seinem Heimatort Langsur-Metzdorf vorne gelegen hat. Unter anderem auch in den Ortsteilen Sirzenich, Igel, Newel oder Rodt hat der Sozialdemokrat die Mehrheit der Stimmen für sich verbuchen können. Und auch auf Gemeindeebene hat Wagner mehrfach die Nase vorne gehabt. So unter anderem in Franzenheim und Newel.

Die auf der Seite der Verbandsgemeinde Trier-Land abrufbaren Daten zeigen, welch große Bandbreite es bei den einzelnen Ereignissen gegeben hat. Michael Holsteins Ergebnisse liegen zwischen satten 65,5 Prozent der Stimmen im Bezirk Kordel 1 und 8,3 Prozent in Metzdorf. Lothar Zengerlings Werte liegen zwischen 65,4 Prozent in Welschbillig und 12,2 in Kersch.

Die Wahl vom 3. Juni mit ihren Ergebnissen und der daraus resultierenden Unsicherheit ist die eine Sache. Der zweite Wahlgang am 17. Juni eine andere. Auch wenn man keine Wahlbenachrichtigung hat, ist es nach Auskunft der Verbandsgemeindeverwaltung Trier-Land möglich, im Wahllokal zu wählen. Man braucht nur einen Personalausweis oder Reisepass beziehungsweise für EU-Bürger den Identitätsausweis. Bedingung ist zudem, dass der Wähler im Wählerverzeichnis eingetragen ist. Dazu sagt Johanna Fox, Sprecherin der Verwaltung: „Die Wahlbenachrichtigung würde es allerdings dem Wahlvorstand erleichtern, die Person im Wählerverzeichnis zu finden.“

Es war Ziel der Verbandsgemeindeverwaltung, alle Briefwahlunterlagen rechtzeitig auf den Postweg zu bringen. Es sei möglich, auch jetzt noch die Briefwahl zu beantragen. Zeitlich knapp werde es aber, sollte man den Antrag per Post senden. Zudem ist die Beantragung der Briefwahl und die Abholung der Unterlagen im Wahlraum im Rathaus der VG Trier-Land möglich. Dort kann auch direkt gewählt werden.

Die Wahllokale sind am Sonntag, 17. Juni, von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Die ersten Ergebnisse werden gegen 18.15 Uhr vorliegen. Vermutlich sind es erneut die aus Langsur-Grewenich oder die aus Newel-Lorich. Je nachdem, wie viele der rund 17 500 Bürger zur Wahl gehen, wird gegen 19 Uhr feststehen, wer im kommenden Jahr die Amtsgeschäfte von Bürgermeister Wolfgang Reiland (CDU) übernimmt.

So reagieren die Kandidaten auf die Wahlempfehlung der SPD

Der Kordeler Michael Holstein ist nicht nur FWG-Kandidat zur Bürgermeisterwahl, sondern auch Vorsitzender des Vereins Freie Wähler Trier-Land und Fraktionsvorsitzender im VG-Rat. Aus seiner Sicht kam die Entscheidung der SPD keineswegs aus dem Nichts: „Die Politik in der VG Trier-Land ist insgesamt recht harmonisch. Man spricht viel miteinander.“ Schon lange vor dem ersten Wahlgang am 3. Juni seien mögliche Konstellationen einer Stichwahl Thema zwischen allen politischen Gruppierungen gewesen. Der Tenor sei letztlich gewesen: „Jeder macht seinen Wahlkampf, und nach der Wahl sehen wir weiter.“

Die Gespräche nach der Wahl hätten dann zu der Unterstützungsaussage der SPD geführt. „Wir finden das natürlich sehr gut und freuen uns darüber“, sagt Holstein im Gespräch mit dem TV.

Auswirkungen auf das künftige Abstimmungsverhalten der SPD im Verbandsgemeinderat sieht Hol­stein dadurch nicht: „Die Zusammenarbeit zwischen SPD und CDU wird wohl bis zum Ende der Legislaturperiode des Rats fortbestehen. Es ist aber legitim, dass sich die SPD für die Stichwahl zum Bürgermeister nun anders entschieden hat. CDU-Kandidat Lothar Zengerling und ich haben einen ruhigen, sachlichen Wahlkampf geführt. Die Bürger sollen entscheiden.“

CDU-Kandidat Lothar Zengerling aus Welschbillig hatte nach eigener Aussage bei der SPD mal nachgefragt, inwiefern die Partei eine Wahlempfehlung ausspreche. Am Donnerstag sei er dann über die Entscheidung der SPD pro Hol­stein informiert worden. Ein Sondierungsgespräch habe es mit ihm nicht gegeben. „Ich bin verwundert, dass sich die SPD, Kooperationspartner der CDU in Trier-Land, für den FWG-Kandidaten entschieden hat. Ich akzeptiere das und gehe davon aus, dass der Wähler als Souverän sich die Person aussucht, die er zum Bürgermeister wählen will.“

Alexander Bohr, CDU-Fraktionsvorsitzender im VG-Rat, äußert sich ebenfalls „erstaunt, dass unser Koalitionspartner sich in Richtung FWG bewegt. Wir haben uns mit allem zurückgehalten. Vielleicht sollten wir mal deutlich machen, dass Michael Holstein nicht der Richtige ist, um eine Verwaltung zu führen.“ Die 30,8 Prozent im ersten Wahlgang für Matthias Wagner seien nicht unbedingt Stimmen für die SPD, sondern eher für den Verwaltungsfachmann Wagner als Person gewesen. Diese Wähler könnten nun bei der Stichwahl den Verwaltungsfachmann Zengerling wählen. Bohr: „Ich bin auch optimistisch, dass diesmal viele CDU-Sympathisanten zur Wahl gehen, die am 3. Juni noch zu Hause geblieben sind, weil sie jetzt wissen, dass es darauf ankommt.“

30 Fragen umfasst der Fragebogen, den der französische Schriftsteller Marcel Proust drei Mal in seinem Leben ausfüllte und bei dem man angeben soll, welche militärischen Leistungen der Ausfüllende bewundert. Da weder Michael Holstein noch Lothar Zengerling  Schriftsteller noch Militärs sind, umfasst der Fragebogen für sie nur zwölf Fragen.

30 Fragen umfasst der Fragebogen, den der französische Schriftsteller Marcel Proust drei Mal in seinem Leben ausfüllte und bei dem man angeben soll, welche militärischen Leistungen der Ausfüllende bewundert. Da weder Michael Holstein noch Lothar Zengerling  Schriftsteller noch Militärs sind, umfasst der Fragebogen für sie nur zwölf Fragen.

Foto: TV/Lambrecht, Jana

Die Wahlempfehlung der SPD sei womöglich ein taktisches Manöver mit Blick auf die Zeit nach der Kommunalwahl 2019, wenn es um neue Mehrheiten in der Verbandsgemeinde gehe, vermutet Bohr.

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