Bundespolizei auf römischen Spuren

Bis Ende März suchen Mitarbeiter des Rheinischen Landesmuseums auf einem Grundstück der Stadtwerke Trier bei den Kaiserthermen nach Zeugnissen aus Mittelalter und Antike. Nach Umbau und Erweiterung des Gebäudes in der Straße Weberbach für rund vier Millionen Euro will die Bundespolizei-Inspektion einziehen.

Trier. Jahrelang lief bei der Bundespolizei Trier eine intensive Fahndung in eigener Sache. Ein neuer Standort sollte gefunden werden als Ersatz für die ehemalige französische Kaserne in der Zurmaiener Straße. Vor einem Jahr wurde mit Pauken und Trompeten das fünfstöckige Stadtwerke-Gebäude Weberbach Nummer 50 als Lösung präsentiert.

Doch der für Sommer 2009 angepeilte Umbau-Beginn verzögert sich. Die Gründe: hohe Sicherheitsanforderungen für die Polizeidienststelle und Grabungsarbeiten durch das Landesmuseum.

Bald beheiztes Zelt über dem Grabungsort



Immerhin hat sich schon einiges getan. Die Telekommunikationsgesellschaft Trilan, ein Tochterunternehmen der Stadtwerke (SWT), hat im Oktober für die Zeit des Umbaus Ersatzräume am Petrisberg bezogen. Im Weberbach-Hochhaus wird die Trilan auch künftig einige Büros und die inzwischen renovierten Kellerräume belegen. Für den neuen Verkehrsrechner der Stadt Trier, der die Ampelschaltungen regelt, wurde ein Raum eingerichtet. "Nach der Installation des neuen Rechners können wir den Vorgänger im Erdgeschoss abbauen und die Etage für den Umbau räumen", sagt SWT-Pressesprecher Carsten Grasmueck beim Ortstermin mit dem TV. Im Hintergrund scharrt eine Baggerschaufel über die Erde: Die Arbeiter graben sich trotz Schnees und eisiger Temperaturen durch die oberen Schichten des bisherigen Parkplatzes neben dem Gebäude. "Bei starkem Frost kommen wir nur mit dem Bagger in den Boden, aber nicht mit Schaufel und Handwerkzeugen", sagt Hanne Comann, technische Leiterin der Grabung. Demnächst wird dort ein Zelt aufgestellt und beheizt.

Die etwa 250 Quadratmeter große Fläche wird drei Meter tief abgetragen. Weil dieser Bereich dann ohnehin offen ist, wird der künftige Anbau entgegen der ursprünglichen Planung unterkellert. Dazu muss der Bauantrag ergänzt werden.

"Wegen der umfangreichen Änderungen bei den Grundrissen ist die Erteilung der Baugenehmigung vorläufig ausgesetzt", erklärt Stadt-Pressesprecher Ralf Frühauf. "Bei der Planung sind spezielle polizeiliche Anforderungen zu berücksichtigen, etwa im Gewahrsamsbereich", ergänzt Klaus Leidinger, stellvertretender Inspektionsleiter der Bundespolizei Trier. "Das führt zu erhöhtem Aufwand." Statt im Herbst 2010 kann die Dienststelle voraussichtlich erst im zweiten Quartal 2011 verlagert werden. Bisher besteht ein Mietvorvertrag. Verhandlungen wollen Bundespolizei, Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und SWT noch in diesem Monat führen.

Im Gespräch ist eine Vertragsdauer von zunächst fünf oder zehn Jahren.

Extra Triers Unterwelt: Die aktuelle Grabungsfläche in der Weberbach lag zu römischer Zeit zwischen der Palästra (Sportplatz) der Kaiserthermen und dem Forum (öffentliches Zentrum, heute Höhe Neustraße). "Das war also ein gehobenes Wohnviertel", folgert Joachim Hupe, Archäologe und wissenschaftlicher Leiter der Grabung. Typisch auch für das antike Trier war ein rechtwinkliges Straßennetz, das die Wohnblocks einschloss und sich noch heute in etlichen Straßenverläufen widerspiegelt. "Wenn wir Glück haben, finden wir in der Erde einen Abschnitt einer römischen Straße", hofft Hupe. Außerdem auf der Fahndungsliste: Mauerreste, Brunnenanlagen und Latrinenschächte. Die Dokumentation der Ergebnisse fließt in ein stimmigeres Gesamtbild der historischen Stadtentwicklung ein. (cus)

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