Stadtentwicklung Das Geisterdorf in Trier wird zum Vorzeigequartier – So laufen die Arbeiten im Burgunderviertel

Trier-Kürenz · Der Winterschlaf im Burgunderviertel ist beendet. Die neue Zufahrt zu dem neuen Wohnquartier wird gebaut. Doch das ist nur der Anfang.

Burgunderviertel Trier - Das Ende des Dornröschenschlafs
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Burgunderviertel Trier - Das Ende des Dornröschenschlafs

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Foto: Rainer Neubert

Das neue Wohnquartier Burgunderviertel soll etwas Besonderes werden. Verschwunden ist das Geisterdorf auf dem Trierer Petrisberg. Bergeweise zerkleinertes Abbruchmaterial haben einen Großteil des 9,4 Hektar großen Areals der ehemaligen französischen Militärsiedlung in eine Mondlandschaft verwandelt. 480 Wohneinheiten in den unterschiedlichsten Formen werden hier entstehen.

„Mit der Erde und dem Abbruchmaterial modulieren wir das Gelände neu“, erläutert David Becker, Geschäftsführer der Gesellschaft für urbane Projektentwicklung EGP, beim gemeinsamen Rundgang über das Gelände. Lieber heute als morgen würde er mit dem Bau der Häuser beginnen. Denn die Nachfrage nach Eigentumswohnungen und Bauplätzen ist groß. „Wir haben derzeit nichts mehr im Angebot“, macht Becker klar.

600 potenzielle Käufer für das Burgunderviertel

Die Interessensbekundungen von 600 potenziellen Käufern für Wohnungen und Grundstücke im Burgunderviertel ist angesichts dessen keine Überraschung. Zumal das gemeinsam mit dem Stadtplanungsamt entwickelte Konzept für das Quartier etwas verspricht, was es so in Trier bislang nicht gibt: Geplant ist ein energiearmes Quartier mit nachhaltigem Mobilitätskonzept, das für Fußgänger, Radfahrer und Familien viel Wohnqualität bieten soll. Viel Autoverkehr ist tabu. Wichtiger Baustein ist dafür die Mobilitätszentrale, eine Quartiersgarage, die auch Angebote wie Carsharing oder Bikesharing bieten soll.

Die Erschließungsarbeiten für das neue Wohngebiet haben nun an der Robert-Schumann-Allee begonnen. Dort sind acht 20 Jahre alte Linden versetzt worden, um den notwendigen Platz für eine neue Zufahrt inklusive Abbiegespur zu schaffen. Die Bauarbeiten zwischen dem Kreisverkehr Kohlenstraße und dem Wasgau-Markt dauern voraussichtlich bis Mitte April.

Aber auch auf dem Gelände selbst soll es mit der Ruhe bald vorbei sein. „Wir fangen jetzt wieder an“, sagt Becker. Es geht zunächst um die Planung für die Straßen und die Infrastruktur, die komplett neu entstehen werden. Der Spatenstich ist für Mitte des Jahres geplant. Im Winter wurden einige Bäume gefällt. „Das war notwendig, weil sie auf der neuen Straßentrasse standen.“

Wegen einiger bewohnter Wohnhäuser und der deutsch-französischen Kita im Gebiet des neuen Bebauungsplans sei eine sehr genaue Planung notwendig. „Die Entwässerung der Kita und andere Leitungen müssen schließlich auch während der Bauphase funktionieren.“

Erschließung des neuen Wohnquartiers auf dem Petrisberg  dauert ein Jahr

Die Erschließung des Areals wird etwa ein Jahr dauern. Danach will die EGP in vier Phasen Baufelder entwickeln und vermarkten. Den ersten Bereich mit Geschosswohnungsbau im Bereich der neuen Zufahrt von der Robert-Schumann-Allee bebaut die EGP selbst. Danach folgen sozialer Geschosswohnungsbau und Mobilitätszentrale. Auch bei den Einfamilienhäusern und Mikrogebäuden will die Gesellschaft neue Wege gehen. Becker: „Wir werden voraussichtlich keine Grundstücke verkaufen, sondern fertige Gebäude.“

Damit die zukünftigen Besitzer dennoch Einfluss auf die Gestaltung ihres zukünftigen Traumhauses haben, sind Interessenten über eine Umfrage bereits jetzt mit ins Boot genommen worden. Dabei wurden auch Freizeitverhalten und Mobilität abgefragt. „Wir hatten in dieser frühen Phase schon 180 Rückmeldungen“, freut  sich David Becker und verspricht: „Das fließt in die Planung ein“.

Im Westen des Burgunderviertels geht es schneller

Komplett bebaut und bewohnt soll das neue Burgunderviertel  in sechs Jahren sein. Viel früher werden die neun erhaltenen Mehrfamilienhäuser im Westen des Quartiers saniert sein. Sie sind im Besitz der Wohnungsbaugesellschaft Wohnen in Trier (WiT) und werden weiterhin als geförderter Wohnraum genutzt.

Dahinter, im Bereich der École Maternelle, der ehemaligen französischen Schule, hat die EGP Mehrfamilienhäuser gebaut, die vor der Fertigstellung stehen. Die 76 Eigentumswohnungen dort waren schnell verkauft, vermutlich auch, weil der Quadratmeterpreis rund 1000 Euro niedriger war als die gut 5000 Euro, die derzeit in Trier-West verlangt werden.

EGP-Geschäftsführer David Becker steht dort, wo im Burgunderviertel die Mobilitätszentrale entstehen soll.

EGP-Geschäftsführer David Becker steht dort, wo im Burgunderviertel die Mobilitätszentrale entstehen soll.

Foto: Rainer Neubert

33 Prozent der Geschosswohnungen im Burgunderviertel müssen nach Vorgaben der Stadt als geförderter Wohnraum entstehen. Wie teuer der Rest wird, ist noch nicht klar. Angesichts der rasant steigenden Baukosten ist allerdings die Richtung klar: Es wird teurer.

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