Café Lübke droht das baldige Aus

Trier · Die Einnahmen sinken, die laufenden Kosten wachsen ihm über den Kopf: Deshalb hat Thomas Fehr, Inhaber des Café Lübke, nun die Reißleine gezogen. Zum Jahresende will er sein Lokal dichtmachen - wenn nicht noch ein Wunder geschieht.

 Steht vor dem Aus: das Café Lübke Sounds im charakteristischen Glasrundbau in der Theodor-Heuss-Allee. TV-Foto: Christa Weber

Steht vor dem Aus: das Café Lübke Sounds im charakteristischen Glasrundbau in der Theodor-Heuss-Allee. TV-Foto: Christa Weber

Trier. Gemütliche Atmosphäre, bunte Sofas, ein Panoramablick durch die gläserne Fensterfront: Dafür ist das Café Lübke Sounds in der Theodor-Heuss-Allee seit Jahren bekannt und beliebt - vor allem bei Triers Studenten. Nun steht das Lokal jedoch vor dem Aus. "Ich kann das finanziell nicht mehr stemmen", sagt Inhaber Thomas Fehr. Zum Jahresende soll Schluss sein.
Das Café besteht seit 2003, vor vier Jahren hat Fehr es von zwei Studenten übernommen. Die Grundidee: Ein "zwangfreier Raum" ohne Bedienungen, die ständig an die Tische kommen. Die Gäste entscheiden selbst, wann sie etwas trinken wollen. Ein Konzept, das bisher gut funktioniert hat, sagt Fehr, nur "ab und zu haben Leute das ausgenutzt und stundenlang nichts bestellt". Im Winter 2010/11 seien die Umsätze stark eingebrochen, "diese Einnahmen fehlen mir jetzt noch". Momentan ist das Café von Donnerstag bis Samstag (18 bis 24 Uhr) geöffnet, den Betrieb schmeißt Fehr mit einem Mitarbeiter. Fehr schmerzen vor allem die laufenden Kosten. Für Lokal und Wohnung auf derselben Etage, in der er mit seiner vierköpfigen Familie wohnt, zahlt er im Monat eine Warmmiete von 2500 Euro, 700 Euro für Heizkosten. Die 33 Fensterscheiben des denkmalgeschützten Rundbaus aus den 20er Jahren sind nur einfach verglast.
Ein Aus für das Lübke - das will Oliver Kremer nicht akzeptieren. Der Künstler zeigt ab Samstag eine Auswahl seiner Bilder im Lübke (siehe Extra). Er will sich für den Erhalt des Cafés einsetzen, damit nach Idealbank und Karussell am Zuckerberg nicht "die nächste alternative Kneipe in Trier stirbt". Viele Künstler suchten zum Beispiel nach Ausstellungsflächen, sagt Kremer.
Notwendig wäre jedoch eine Sanierung, sagt Fehr. "Energetisch ist alles auf dem Stand der 50er." Auch die Toiletten müssten gemacht werden. Dazu seien die Vermieter jedoch nicht bereit.
Eigentümer der Café-Immobilie ist eine zweiköpfige Erbengemeinschaft. Else Fichter (84) - wegen ihres jahrzehntelangen Einsatzes für den Umweltschutz auch als "Solar-Else" bekannt - wohnt im Obergeschoss. Ihr Neffe Karl Rose lebt in Minden (Ostwestfalen). Rose weist jeglichen Vorwurf an die Vermieter zurück. Er habe Fehr schriftlich um ein "tragfähiges Konzept" für das Lübke gebeten. Das sei er bis heute schuldig geblieben. Wegen Streitigkeiten unter den Eigentümern habe er außerdem derzeit "keinerlei Verfügungsgewalt".
Für Fichter äußert sich deren Rechtsanwalt Gilbert Haufs-Brusberg. Er stellt klar: Ein Mietvertrag habe zwischen Fehr und der Inhaberin der Apotheke im Erdgeschoss bestanden. Diese stehe wegen Insolvenz seit einem Monat leer. "Herr Fehr darf im Moment bleiben, obwohl er keinen Vertrag hat." Und er wisse, dass er bald gehen müsse. Denn das Haus soll langfristig verkauft werden. Es gebe "lebhaftes Interesse" an der Immobilie.
Dass er defintiv gehen müsse, sagt Fehr, sei "nie so direkt kommuniziert" worden. Er hat zwar nun einen Job als Landschaftsgärtner, hofft aber, das Lübke zu erhalten: "Es müsste sich jemand finden, der hier investieren will." Sonst sei definitiv Schluss. Für Fehr kein leichter Abschied: "Mir blutet das Herz."Extra

Oliver Kremer stellt ab Samstag, 26. November, im Café Lübke aus. Zwölf Bilder und eine Skulptur sind drei Wochen lang zu sehen. Kremer fertigt seine Werke im Collagestil, kombiniert Aquarellfarben mit Schriftzügen und Filzstift. Die Vernissage beginnt um 18 Uhr, ab 21 Uhr spielt Rocketfuel. Der Eintritt ist frei. cweb

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