Carpe diem – nutze den Tag!

TRIER. Roman Flesch ist ein Mann der Wirtschaftswunderzeit. Sein beruflicher Aufstieg begann in den 1950er-Jahren in Trier bei der Deutschen Bank. Bis zu seiner Pensionierung 1991 hatte er es bis zum Vizepräsidenten der Landeszentralbank Niedersachsen gebracht.

"Ich habe ein bewegtes Leben hinter mir", sagt Roman Flesch. Er hat den Wiederaufbau des durch den Zweiten Weltkrieg zerschlagenen Landes mitgestaltet und die Höhepunkte des Aufschwungs miterlebt. "Und meine Arbeit hat mir immer viel Freude gemacht." Roman Flesch nimmt einen großen goldenen Ring von seinem Finger, den er sich nach seinen Wünschen hat anfertigen lassen. "Carpe diem", steht darauf zu lesen: "Nutze den Tag." Diesen lateinischen Spruch hat sich Flesch schon früh zu seinem Lebensmotto gemacht. Auch die Erfahrungen, die er während des Zweiten Weltkriegs und in der Kriegsgefangenschaft in Frankreich gemacht hat, waren ihm ein Ansporn vor allem für seinen beruflichen Weg. In Frankreich habe er starke Persönlichkeiten kennen gelernt, ob Offiziere oder Gefangene. "Eine Persönlichkeit will ich auch werden", habe er sich als 19-Jähriger gedacht. Als er 1947 nach Konz zurückkehrte, stand Flesch nicht vor rosigen Perspektiven. Die Region litt unter den Kriegsfolgen, und die Familie hatte kein Geld. "Ich hatte ja nur das Notabitur, und weiter zur Schule zu gehen, konnten wir uns nicht leisten." Flesch schrieb Bewerbungen, erhielt aber nur Absagen. "Aber ich habe im Leben viel Glück gehabt, war davon sehr begünstigt", sagt Flesch. Ein ehemaliger Lehrer hatte ihm den Hinweis gegeben, es bei der Deutschen Bank zu versuchen. Dort begann Flesch mit seiner Ausbildung und wurde übernommen. Doch er wollte mehr. "Hier sitzt du nur in Trier fest", habe er sich gedacht. So bewarb er sich bei der Landeszentralbank (LZB) als Inspektoranwärter. "Ein Glücksfall", sagt Flesch. Dieser Entschluss sollte ihn schließlich aus Trier fortführen und ihn sein Glück fern der Heimat finden lassen, zunächst in Landau und Ludwigshafen. Flesch ging zur Wirtschaftshochschule in Wiesbaden, besuchte Vorlesungen in Jura, Volkswirtschafts- und Betriebswirtschaftslehre, legte 1958 die Prüfung für den höheren Bankdienst ab und wurde als Bankrat Assistent des LZB-Präsidenten in Mainz. Schließlich konnte er 1963 das Direktorat der LZB-Zweigstelle in Holzminden in Niedersachsen übernehmen und erarbeitete sich gute Kontakte. "Da war ich wer, eine Persönlichkeit." In Hannover leitete er zunächst die volkswirtschaftliche und statistische Abteilung sowie die Personalabteilung, wurde Vorsitzender des Prüfungsausschusses für den gehobenen Dienst und Mitglied der Tarifkommission der Bundesbank. Großes Verdienstkreuz

Außerdem gehörte er dem Senat der Fachhochschule der Deutschen Bundesbank in Hachenburg an, setzte seine Erfahrung für die Ausbildung des Banknachwuchses ein. "Was ich angepackt habe, das ist mir gelungen", sagt Flesch rückblickend. Bereits 1983 erhielt er das Verdienstkreuz Erster Klasse des Verdienstordens. Ein Jahr später wurde Flesch als Vizepräsident der LZB Niedersachsen in sein Amt eingesetzt. Nach dem Fall der Mauer konnte Flesch an einem Stück deutscher Geschichte mitwirken, als die LZB Niedersachsen die Patenschaft über das neue Bundesland Sachsen-Anhalt übernahm. "Das war eine schwierige, aber sehr interessante Aufgabe." Als Flesch 1991 pensioniert wurde, erhielt er mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens die zweite bedeutende Auszeichnung.

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