Chaostage an der Uni

Die Universität Trier platzt aus den Nähten. Laut Hochschulpakt muss sie immer mehr Erstsemester aufnehmen - was für pures Chaos sorgt.

Trier. Montag, 13.45 Uhr, Uni Trier. Im Hörsaal 2 steht die Luft. Rund 200 Sitzplätze gibt es, doch schon eine halbe Stunde vor Vorlesungsbeginn geht nichts mehr: Auf den Treppen stehen, sitzen und drängeln sich Studenten. Hinter der letzten Sitzreihe drückt sich eine so große Menschentraube zusammen, dass die Tür kaum zu geht. "Puh, stinkt das, das halte ich nicht aus", stöhnt eine junge Frau und schiebt sich nach draußen. Drei- bis Vierhundert Englisch-Studenten sind es insgesamt, viele davon Erstsemester, viele schon in ihrer zweiten Uniwoche völlig frustriert. "Und wenn man sich beschwert, heißt es, man könne sich die Vorlesung ja im Internet herunterladen", sagt die 20-jährige Katharina. "Aber das ist nicht das gleiche, als wenn man dem Professor direkt zuhört."

Auch im Fach Pädagogik kamen zur Erstsemester-Vorlesung im 200-Plätze-Hörsaal rund 400 Studenten. Zum Seminar "Molekularbiologie" haben sich 61 Studenten angemeldet - 24 Laborplätze gibt es.

Auch Silke ist frustriert: "In einem Geografie-Seminar sind wir 170 Leute, viele müssen auf dem Flur sitzen." Die Chance, weniger gut besuchte Vorlesungen oder Seminare zu besuchen, haben Katharina und Silke nicht: Die neuen Bachelor-Studiengänge schreiben - ähnlich wie in der Schule - strikte Stundenpläne vor.

"Neben der Umstellung auf die Bachelor- und Master-Studiengänge gibt es weitere Gründe für die Überfüllung", erklärt Uni-Präsident Peter Schwenkmezger. "Mit dem Land haben wir den Hochschulpakt geschlossen, gemäß dem wir unsere Studentenzahl um 668 steigern müssen, dieses Jahr haben wir deshalb rund 310 Erstsemester mehr aufgenommen als sonst - dafür aber auch Zuschüsse bekommen und rund ein Dutzend Stellen geschaffen." Außerdem gibt es in Trier bei vielen Fächern keine Zulassungsbeschränkungen mehr, während die Universitäten in Mainz und Koblenz zum Beispiel für Pädagogik bestimmte Abiturnoten voraussetzen. "Das hat auch dazu beigetragen, dass wir so viele unvorhergesehene Pädagogik-Erstsemester haben", argumentiert Schwenkmezger. In den nächsten Wochen sollen die überfüllten Vorlesungen in den 550 Studenten fassenden Audimax-Hörsal verlegt werden. "Überfüllte Seminare werden wir in mehrere Gruppen aufteilen", verspricht der Uni-Chef.

Die Studenten sind trotzdem sauer: "Es kann nicht sein, dass die Uni immer mehr Studenten aufnimmt, obwohl dafür die Kapazitäten - sowohl bei den Räumen als auch bei der Betreuung - fehlen", sagt Asta-Sprecher Florian Krause. Die Studentenvertretung lädt daher für Mittwoch, 14 Uhr, zur Vollversammlung ein. "Wir wollen einen Forderungskatalog erstellen, der auch nach Mainz gehen soll", sagt Krause. Auch ein Studenten-Streik sei möglich.

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