Bildung Charakterbildung mit Steinen, Holz und Videos

Trier · In der Kurfürst-Balduin-Realschule in Trier-West arbeiten Künstler mit Schülern zusammen. Die Ergebnisse sind ermutigend. Ein Projekt für die Zukunft?

 Sie präsentieren das Projekt Generaktion K (von links): Bildhauer Engel Mathias Koch, Geschäftsführerin Tufa Teneka Beckers, Bildhauerin Sabine Horras, Projektleiterin der Kunstfähre Christina Biundo, die bildende Künstlerin Sabine Amelung, Regisseur Omar Abouhamdan, Schulleiter Eugen Lang und der Vorstandsreferent der Sparkasse Trier, Stefan Schmitt.

Sie präsentieren das Projekt Generaktion K (von links): Bildhauer Engel Mathias Koch, Geschäftsführerin Tufa Teneka Beckers, Bildhauerin Sabine Horras, Projektleiterin der Kunstfähre Christina Biundo, die bildende Künstlerin Sabine Amelung, Regisseur Omar Abouhamdan, Schulleiter Eugen Lang und der Vorstandsreferent der Sparkasse Trier, Stefan Schmitt.

Foto: Jan Söfjer

Es gab diesen Schüler, bei dem selbst der Sozialarbeiter der Kurfürst-Balduin-Realschule plus auf Granit gebissen hat. Dann kam der Bildkünstler Sebastian Böhm an die Schule und arbeitete mit den Kindern.

Der Junge öffnete sich. „Das hat uns sehr ermutigt“, sagt Schulleiter Eugen Lang. Es sei dann ein Glücksfall gewesen, als das Landesministerium dazu aufrief, sich bei dem Projekt „Generation K – Kultur trifft Schule“ zu bewerben. Künstler bieten dabei auf dem Schulgelände Workshops für Schüler an, aber auch für alle anderen Bürger insbesondere von Trier-West, wo sich die Schule befindet. Die Kulturagentur der Tufa, Kunstfähre, hat die Künstler vermittelt und Sponsoren wie den Fonds Soziokultur, die Sparkasse Trier und die Reh-Stiftung an Bord geholt.

„Trier West ist kulturell gesehen eher schwach“, sagt Lang. Viele seiner Schüler würden mit ihren Familien auch nicht ins Theater oder auf  Konzerte gehen. Es gebe keinen Kontakt zur kulturellen Szene. Das Projekt „Kuba goes West“ als Teil des Projektes „Generation K“ soll das ändern. Zuerst ging es darum, den Unterricht mit Künstlern zu befruchten, vor allem in naturwissenschaftlichen Fächern. „Sieben Kollegen haben das probiert, die waren alle begeistert“, sagt Lang. „In der Lehrerausbildung wird man auf ein anderes Pferd gesetzt, da steht die reine Fachlichkeit im Vordergrund.“ Nun würden die Lehrer ganz anders auf die Schüler zugehen.

Eine Woche lang vor den Herbstferien boten mehrere Künstler Workshops an, um insbesondere die Schüler zu überzeugen, auch während der Herbstferien mitzumachen. Denn alles war freiwillig und außerhalb der Unterrichtszeiten. Bis zu 40 Schüler waren dann dabei. Der Holzbildhauer Engel Mathias Koch hat mit den Schülern einen Totempfahl mit Figuren und Masken geschaffen. „Man gibt den Kindern etwas Grundwissen und Werkzeuge in die Hand und sie machen, sie spüren das Holz. Da gab es kräftige Jungs, die froh waren, mal ihre Power heraus zu lassen, aber auch kleine Mädchen, die stundenlang und über Tage konzentriert gearbeitet haben“, sagt Koch. Auch die Steinbildhauerin Sabine Horras-Cornelius war fasziniert vom Tatendrang. „Der Stein gibt Widerstand und es passiert etwas zwischen dem Stein und dem Kind.“

Der Medienkünstler Olaf Simon gestaltete Logos mit den Kindern. Die Zeichnerin und Malerin Sabine Amelung schnitt mit den Schülern Überschriften aus Zeitungen aus, wozu die Schüler etwas malten. „Manchmal fehlt die gestalterische Sprache, aber ein Ausdruck ist doch möglich.“ Das merkte auch Omar Abouhamdan – unterstützt von Sarah Seelbach – in seinem Theaterprojekt, in dem sich Schüler mit dem Begriff der Freiheit auseinandersetzten.

In einem Video, das der ehrenamtliche Helfer Fabian Daubenspeck produzierte, reden Kinder frei vor der Kamera, was Freiheit, aber auch Humanismus und Aufklärung für sie bedeuten. Alle Schüler bauten gemeinsam mit dem Schreinergesellen Aziz Amri und dem Hausmeister Olli Horn die „Speaker‘s Corner“, einen Holzpavillon auf dem Schulhof, der ein Platz für die Meinungsfreiheit sein soll. Schulleiter Lang sagt: „Uns fehlt eine Aula mit Bühne, nun haben wir wenigstens eine Minibühne.“

Das Projekt „Generation K“, an dem sechs Schulen im Bundesland mitmachen, soll in Trier auch Anwohner anlocken, um die Schule zu einem soziokulturellem Stadtteilzentrum zu entwickeln, sagt Christina Biundo, Leiterin der Servicestelle Kulturelle Bildung Rheinland-Pfalz und der Kunstfähre. Beim Start sei es noch nicht gelungen, viele Menschen außerhalb der Schule anzusprechen, sagt Lang, „aber es gab immer Zaungäste und ein Vater habe mit den Kindern gekocht. Wir müssen das Projekt mit großer Offenheit fortführen“.

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