Chinas Stadtplaner lernen in Trier

Trier · Die besten Studenten aus Deutschland und dem Reich der Mitte sollen künftig in einem dreijährigen Masterstudium an deutschen und chinesischen Universitäten zu Stadt- und Verkehrsplanern ausgebildet werden. Das hat ein von Trier aus gesteuertes Netzwerk beschlossen.

 OB Klaus Jensen (rechts) und Binglin Zhong, Unipräsident in Peking, wollen bei der Ausbildung von Raumplanern kooperieren. TV-Foto: Christa Weber

OB Klaus Jensen (rechts) und Binglin Zhong, Unipräsident in Peking, wollen bei der Ausbildung von Raumplanern kooperieren. TV-Foto: Christa Weber

Trier. Die Volksrepublik China ist ein reiches Land, eine rasant wachsende Wirtschaftsmacht. Doch die räumlichen und sozialen Unterschiede sind groß, zwischen Ballungsräumen im Süden und ärmlichen Provinzen im Norden, zwischen Stadt und Land. Ein Problem, das die Chinesen lösen wollen - mit Hilfe deutschen Know-how.
Die Stadt Trier hat bereits vor vier Jahren eine intensive Zusammenarbeit mit China begonnen. 2007 wurde das Europäisch-chinesische Zentrum für Ausbildung und Forschung in Entwicklungs- und Raumplanung (Ecer) ins Leben gerufen.
Am Montag unterzeichneten Triers Oberbürgermeister Klaus Jensen und Binglin Zhong, Präsident der Universität Peking, in Trier ein Papier, das die nächsten Ziele des Zentrums formuliert. Die Stadt- und Regionalentwicklung in China soll nachhaltig verbessert werden, durch Kooperationen in der akademischen Ausbildung, beruflichen Weiterbildung und Forschung.
"Deutschland ist für uns ein Vorbild. Wir wollen von Ihrem Wissen profitieren", erklärte Uni-Präsident Zhong vor einer am Petrisberg versammelten deutsch-chinesischen Delegation. Darunter waren Vertreter des Netzwerks aus 15 Hochschulen (siehe Extra), das mit Hilfe der Stadt Trier, Projektträger auf deutscher Seite, aufgebaut wurde. "Wir haben jetzt ein gutes Fundament", urteilte Jensen.
Strategien für die Wirtschaft


Geplant ist der Aufbau eines dreijährigen Masterstudiums für Stadt- und Regionalplaner, gefördert von den Bildungsministerien beider Länder. Angesprochen sind die besten Bachelorabsolventen aus China und Deutschland, die nach dem Abschluss in ein deutsch-chinesisches Forschungsprogramm wechseln sollen.
Laut Johannes Weinand, Projektleiter beim Amt für Stadtentwicklung der Stadt Trier, könnten die Universitäten im Ecer-Netzwerk bis 2015 etwa 455 chinesische Studenten aufnehmen, Trier davon etwa 35. "Wir haben schon große Erfolge erzielt", bekräftigte Zhong. Bisher seien 27 chinesische Studenten nach Stuttgart vermittelt worden, 200 leitende Beamte aus China hätten Kurse zu Verkehrsentwicklung oder Katastrophenschutz besucht. Mittelfristig sollen es 2000 sein.
Und was haben die deutschen Partner von der Kooperation? "Wir hatten in China trotz Wirtschaftskrise ein hohes Wachstum. Unsere Strategien könnten die deutsche Wirtschaft anregen", erklärte Peijun Shi, Vizepräsident der Uni Peking. Laut Triers OB habe die "Geburtsstadt von Karl Marx" vielfältige Beziehungen zu China, die man "intensivieren" wolle. Chinas Probleme habe Europa im Zusammenspiel mit seinen Ländern.Extra

Das Projekt Ecer wurde 2007 gestartet und tritt jetzt in die Phase seiner konkreten Umsetzung ein. Koordiniert wird Ecer auf deutscher Seite von der Stadt Trier, auf chinesischer Seite von der Beijing Normal University. Im Hochschul-Netzwerk, das qualifizierte Bachelorstudenten aus Europa und China im Masterstudiengang weiter ausbilden soll, sind dabei, auf europäischer Seite die Universitäten Trier, Bremen, Bremerhaven, Kaiserslautern, Berlin, Stuttgart und Luxemburg, die Rheinisch-Westfaelische Technische Hochschule Aachen sowie die Akademie für Raumforschung und Landesplanung Hannover vertreten. Partner in China sind die Beijing Jiaotong University, die East China Normal University Shanghai, die Sun Tat-sen Universitiy Guangzhou, die Xiamen University sowie die Hochschulen in Yunnan und Wuhan. cweb

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