Chronologie: Hitlers antisemitische Politik in Trier seit 1933

Trier · Der Antisemitismus verbreitete sich in der Region Trier nicht schlagartig. Noch bei der Reichtagswahl 1933 war die Zentrumspartei noch stärkste Partei in Trier. Unsere Chronologie zeigt, wie der Judenhass in der Region Trier einzug hielt.

 Zerstörtes jüdisches Geschäft in der Nagelstraße.

Zerstörtes jüdisches Geschäft in der Nagelstraße.

Foto: Stadtarchiv Trier

1933, 5. März: Bei der Reichstagswahl erreichen die NSDAP und Kampffront Schwarz-Weiß-Rot im Reich mit 51,9 Prozent die absolute Mehrheit. In Trier kommen beide Gruppen auf 38,4 Prozent. Stärkste Partei bleibt das Zentrum mit 43,5 Prozent.

1933: 10. März: Boykott dreier jüdischer Kaufhäuser in Trier durch die SA. Käufer werden eingeschüchtert, in dem man sie fotografiert.

1933, 12. März: Bei der Stadtratswahl erhalten das Zentrum 46,1 Prozent, die NSDAP 30 Prozent, die Kampffront 7,7 und die SPD 7,5 Prozent.

1933, 23. März: Gegen die Stimmen der SPD wird das Ermächtigungsgesetz in Berlin angenommen. Die Regierung kann Gesetze ohne Reichstagsbeschlüsse erlassen.

1933, 1. April: General-Boykott. Durch Trier fahren Lastwagen mit Transparenten: "Kauft nicht in jüdischen Warenhäusern. Die Juden sind unser Unglück." SA-Posten notieren Name und Adresse von Trierern, die bei Juden kaufen. Per Post werden sie gewarnt: "Wir verwarnen Sie dringend und weisen Sie auf die volksschädigenden Folgen Ihres Verhaltens hin. Als Deutscher müssen Sie Charakter haben und jüdische Geschäfte meiden. Wir haben Sie in unsere Liste eingetragen und werden Sie und Ihre Angehörigen in Zukunft genau überwachen."

1933 bis 1938: 444 Juden aus Trier und Umgebung emigrieren ins Ausland.

1935, 1. Juli: Oberbürgermeister Ludwig Christ, dessen Vorgänger Dr. Heinrich Weitz von den Nazis seines Amtes enthoben worden war, untersagt Juden den Zutritt zum Hallenbad.

1937, 15. Juni: Das Trierer Nationalblatt prangert das "mangelnde nationalsozialistische Verhalten" einiger Kaufleute an.

1937, 3. November: Entgegen dem Konkordat werden in Trier die konfessionellen Volksschulen abgeschafft.

1938, 9. November: Reichspogromnacht.

(aus: Chronik der Stadt Trier, Emil Zenz, Verlag der Akademischen Buchhandlung Interbook, 1985)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort