Creme und Lippenstift für Frauen mit Krebs

Trier · Krebspatientinnen fehlt es oft an Zeit und Kraft, sich selbst etwas Gutes zu tun. In speziellen Kosmetikseminaren lernen betroffene Frauen jedoch nicht nur, wie sie sich während ihrer Erkrankung richtig pflegen, sie sollen dort auch abschalten. Bei einem Seminar in Trier hat das gut funktioniert.

 „Krebs zu haben ist ein Vollzeitjob“, sagt eine der Teilnehmerinnen des Kosmetikseminars für kranke Frauen in Trier. Marion Wehmeier-Kissel (hinten) zeigt ihnen, wie sie es trotzdem schaffen, sich etwas Gutes zu tun. TV-Foto: Louisa Klein

„Krebs zu haben ist ein Vollzeitjob“, sagt eine der Teilnehmerinnen des Kosmetikseminars für kranke Frauen in Trier. Marion Wehmeier-Kissel (hinten) zeigt ihnen, wie sie es trotzdem schaffen, sich etwas Gutes zu tun. TV-Foto: Louisa Klein

Trier. Wie pflegt man Gesichtshaut, die von einer Chemotherapie ausgetrocknet ist? Wie können die Augen betont werden, wenn die Wimpern ausgefallen sind? Solche Fragen hört Marion Wehmeier-Kissel oft. Die Kosmetikerin ist eine von vielen Ehrenamtlichen, die für die Organisation DKMS (Deutsche Knochenmarkspender-Datei) Life Seminare speziell für Krebspatientinnen durchführt. In Trier bietet die DKMS Life solche Seminare in Zusammenarbeit mit der Krebsgesellschaft Trier an, Marion Wehmeier-Kissel kommt dazu regelmäßig in die Geschäftsstelle der Gesellschaft in der Brotstraße. Zu dem Seminar an diesem Nachmittag sind sechs Frauen gekommen, alle Krebspatientinnen aus Trier und Umgebung. "Krebs zu haben ist fast ein Vollzeitjob", sagt eine von ihnen. "Im Alltag ist es schwierig, qualitative Zeit für sich zu finden zwischen Arztterminen, Chemotherapie und der Organisation der Familie, die in einer solchen Situation Kopf steht." Dass schon Kleinigkeiten helfen können, sich etwas Gutes zu tun, zeigt ihnen Wehmeier-Kissel. Unterstützt wird die Arbeit der DKMS Life von der Kosmetikindustrie, die die Teilnehmerinnen mit Produktspenden ausstattet - jede von ihnen bekommt eine prall gefüllte Tasche. Deren Inhalt wird gleich ausprobiert. Wehmeier-Kissel zeigt den Patientinnen, wie man die Haut mit Feuchtigkeit versorgt. "Auch die Kopfhaut darf etwas abbekommen, wenn man durch die Chemo die Haare verloren hat", ruft sie den Frauen zu, die fleißig cremen. Haarverlust ist ein ständiges Thema während des Seminars. Auch verschiedene Tragevarianten für Kopfbedeckungen werden gezeigt und gemeinsam geübt, und die Frauen tauschen sich über ihre Erfahrungen mit dem Tragen von Perücken aus."Bei diesem Seminar geht es eigentlich um viel mehr als Make-Up und Pflege", sagt Wehmeier-Kissel und hilft einer Teilnehmerin beim Auftragen von Wimperntusche. "Die Frauen haben die Möglichkeit, einfach einmal unbeschwert mit anderen zusammen zu sein und sich wohlzufühlen."Die Stimmung unter den Frauen wird zunehmend lebendig, die beiden Stunden sind schnell vorbei. Am Ende des Seminars betrachten sich die Frauen fröhlich im Spiegel. Eine von ihnen fragt: "Und, wo gehen wir heute Abend noch hin?" Extra

Die Kosmetikseminare sind für Teilnehmerinnen kostenfrei und finden in den Räumen der Krebsgesellschaft Trier in der Brotstraße statt. Die nächsten Termine sind am 27. März, 22. Mai, 26. Juni. lok Weitere Infos zur Anmeldung gibt es unter Telefon 0651/40551 oder unter www.krebsgesellschaft-rpl.deExtra

"Jung. Schön. Krebs. - Schönheit, Selbstbewusstsein und Sexualität in der Krebserkrankung": So lautet der Titel eines druckfrischen Buchs von Barbara Stäcker, Dorothea Seitz und Sandra Kader. Betroffene lernen, sich mit Make-up, Perücken & Co. in Szene zu setzen. Dass man trotz Krebs schön sein kann, zeigen kunstvoll inszenierte Fotos junger Krebspatientinnen unter anderem aus Koblenz. Die Autoren widmen sich den Themen Brustkrebs, Kinderwunsch und Mutterschaft, Freundschaft, Beziehung und Sex. Interviews mit Betroffenen und Ärzten zeigen, was trotz Krebs alles möglich ist. cus jungschoenkrebs.de

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