Ehe-Jubiläum Ein Blick zurück mit viel Humor

Trier-Feyen · Ingeborg und Erich Neutzsch feiern ein selteneres Ehejubiläum: diamantene Hochzeit. An Grund zur Erheiterung beim Rückblick auf die 60 gemeinsam verbrachten Jahre sowie an Witz mangelt es  dem Paar nicht.

 Auch nach 60 Jahren Ehe gibt es bei Ingeborg und Erich Neutzsch (links) noch viel zu lachen. Der Ortsvorsteher von Feyen/Weismark, Rainer Lehnart (SPD, rechts), freut sich  mit den beiden.

Auch nach 60 Jahren Ehe gibt es bei Ingeborg und Erich Neutzsch (links) noch viel zu lachen. Der Ortsvorsteher von Feyen/Weismark, Rainer Lehnart (SPD, rechts), freut sich  mit den beiden.

Foto: Lisanne Dornoff

  Es ist nicht leicht, den richtigen Partner fürs Leben zu finden. Wer auf fünf oder sechs Jahrzehnte einer glücklichen Beziehung zurückblicken kann, tut das nicht selten mit Stolz.

Ingeborg und Erich Neutzsch haben sich am 12. August 1958 das Ja-Wort gegeben: „Bis dass der Tod uns scheidet“. 60 Jahre Ehe liegen nun hinter ihnen.

Der 84-jährige Erich und seine 82-jährige Ingeborg betrachten ihre diamantene Hochzeit aus einem sehr pragmatischen Blickwinkel:
Im Alter von 22 und 24 Jahren haben sich die beiden in Himmerod das Ja-Wort gegeben. Was heute früh ist, war damals „ganz normal“, meint Erich  Neutzsch. „Wir haben uns schon jahrelang gekannt.“

Ingeborg hat in Heiligkreuz in der Bäckerei der Eltern gearbeitet und dort die Brötchen ausgefahren. Den Führerschein hatte die junge Dame bereits mit 18 Jahren bei der Fahrschule Adams gemacht. Eine Frau am Steuer, in den 50ern? Haben die Leute damals nicht Augen gemacht? Sie nickt vehement mit dem Kopf und grinst breit.
Augen gemacht hat auch Erich Neutzsch. Kennengelernt haben sie sich bei den „Tanzkränzchen“ in der Tanzschule Hassdenteufel. Außerdem hat Ingeborg die Brötchen zur Uhrmacherei in der Fleischstraße geliefert, in der Erich Neutzsch damals arbeitete.

Auf die Frage, warum sich Ingeborg damals für Erich und Erich sich für Ingeborg entschieden hat, schweigen die beiden einen Moment.
„Na ja, so lief das denn so“, meint Erich Neutzsch. Feyens Ortsvorsteher Rainer Lehnart hilft nach: „Sie hatte ja ein Auto“. „Und er ´ne Vespa“, ruft Ingeborg.

Als sie früher noch die Brötchen mit dem Auto ausgeliefert hat, meinten ihre Freunde: „Die Inge, die stirbt in keinem Bett.“
Lachend gesteht sie: „Ich muss so gerast sein.“ An diesem Sonntagvormittag wird in dem kleinen Häuschen mit angrenzendem, noch selbst  gepflegten Garten in der Feyener Cusanusstraße viel gelacht. Viele alte Erinnerungen und Anekdoten werden ausgepackt.
Erich  Neutzsch erinnernt sich an seine Zeit als Uhrmacher zurück. So „Piedelarbeit, so Technisches“, das hat ihm gut an seinem Beruf gefallen. „Früher, da hatten wir einen Lehrling“, erzählt er weiter, „der musste  Milch mit der Milchkanne holen gehen. Da haben wir dann Pause gemacht.“ Das Ehepaar schwelgt mit Ortsvorsteher Lehnart in alten Zeiten, als wäre es erst gestern gewesen.
Für Erich Neutzsch steht allerdings fest: „Früher war alles anders, aber nicht besser.“
Kürzlich, erzählt der Senior, hat Ingeborg einen Hörtest gemacht. „Sie meinte immer, sie würde nicht mehr gut hören“, erzählt ihr Mann. Schon als der Arzt Ingeborg  Neutzsch mit ihrem Mann im Wartezimmer sitzen sah, flüssig, ohne Unterbrechungen ins Gespräch vertieft, war ihm klar: Ein Hörgerät braucht sie nicht.

Ortsvorsteher Rainer Lehnart erkennt den Kern des Problems: „Sie hört gut, nur nicht bei ihm.“ Lautes Gelächter im Wohnzimmer der Neutzschs.
Am Ende des Vormittags ist klar: Auch wenn das Ehepaar die Dauer seiner  Ehe, aus der ein Sohn und ein Enkel hervorgegangen sind, gerne unter den Scheffel stellt: Einem Auto und einer Vespa kann man nicht das Glück und den Humor zuschreiben, die auch nach 60 Jahren Ehe bei dem Paar so präsent sind. Dazu gehört mehr.
Als die beiden nach der Fotoaufnahme der TV-Reporterin   im Garten wieder in das Haus gehen wollen, erkundigt sich Erich bei Ingeborg: „Mach langsam. Geht´s? Du solltest den Rollator auch häufiger benutzen.“
Doch Ingeborg schafft den Weg alleine. Nicht nur geistig, auch körperlich sind die beiden noch fit. Wobei so ein Rollator schon eine gute Sache ist, betont Ortsvorsteher Lehnart.
„Und dann noch so´n schönes Schildchen dran. Rolls-Royce oder so.“ Beide müssen laut lachen. In Anlehnung an den Beruf des Uhrmachers, den Erich  Neutzsch bis zur Rente mit großer Begeisterung ausgeübt hat, legt Lehnart nach: „Mein Mann, der Rollator, läuft wie ein Uhrwerk.“

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