"Da liegen Welten dazwischen"

Trier · "Es war toll, noch einmal selbst Schüler zu sein", sagt Horst Schmitt. Denn als er von 1973 bis 1977 an der noch jungen Fachhochschule Grafikdesign studierte, war er bereits über 30 Jahre alt und einige Jahre im Beruf: als Berufsschullehrer. Für ihn eine lohnende Erfahrung. "Ich würde heute gern noch einmal in die Seminare reinschauen."

 Horst Schmitt bereitet eines seiner Bilder für eine Ausstellung vor. TV-Foto: Cordula Fischer

Horst Schmitt bereitet eines seiner Bilder für eine Ausstellung vor. TV-Foto: Cordula Fischer



Trier. "Die Einrichtung von damals fände man heute bestimmt im Museum", sagt Horst Schmitt (74). Setzkästen und Winkelhaken, Bleigießmaschinen, Belichtungsgeräte mit Kohlestäben - zu seiner Studienzeit sei das Arbeitsmaterial fast "mittelalterlich" gewesen, erklärt er. Vielfach seien traditionelle Arbeitstechniken gelehrt worden. Heute dagegen gehe nichts mehr ohne Computer: "Da liegen Welten dazwischen", sagt Schmitt.
In der Umbruchzeit von Werkkunstschule zu Fachhochschule (ab 1971) habe sich in der Ausbildung nicht allzu viel geändert, auch die Dozenten blieben die gleichen.
Schmitt war schon Malermeister, wurde dann Berufsschullehrer, gab sein Wissen im Bereich der gestaltenden Berufe an Jüngere weiter. Trotzdem entschied er sich als über 30-Jähriger noch einmal, selbst die Schulbank zu drücken. "Denn mit meinem handwerklichen Abschluss konnte ich in der Schule nichts werden." Das Studium ermöglichte ihm, Studienrat zu werden. Besonders günstig: Zwischen dem Ort, an dem er lehrte, und dem Ort, an dem er lernte, lagen nur wenige Meter.
"Die Atmosphäre in dem Jugendstilgebäude mit den hohen Räumen war toll", schwärmt Schmitt. Obwohl zuweilen "bohemeartige" Zustände herrschten: "Heilloses Durcheinander, Ordnung gab es nie, Kunst stand neben dem Getränkeautomat, entsprechend paradiesvogelartig waren die Studenten." Dennoch: "Wir haben vieles erfahren, gelernt, wie man Gefühle zu Papier bringt."
Erst nach dem Examen habe er sich getraut, seine Kunst auszustellen. Er wurde Mitglied in der Gesellschaft für Bildende Kunst, deren Vorsitzender er zwölf Jahre war. Dennoch war er in erster Linie Lehrer. Seit er pensioniert ist, widmet er sich komplett der Kunst. Er malt abstrakt, seine Werke tragen in letzter Zeit verstärkt eine grafische Handschrift. Gelernt ist gelernt. cofi

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