Dachschaden im Bistum

TRIER. Ein Dachdecker und ein Schiefer-Lieferant nehmen das Bistum Trier ins Kreuzfeuer. Dabei fallen harte Worte: Das Bistum verschwende fünfstellige Summen und treibe Handwerksbetriebe ohne Not an den Rand des Konkurses. Dahinter steckt eine Auseinandersetzung um Kirchendächer und Schiefersorten.

Das Dach des Gotteshauses in Merxheim bei Bad Kreuznach war in die Jahre gekommen, eine Renovierung stand an. Ein Dachdeckerbetrieb aus dem Hunsrück gewann die Ausschreibung des Bistums Trier. Das mehr als 40 Jahre alte Unternehmen, das sich zu 90 Prozent mit öffentlichen Gebäuden beschäftigt, mobilisierte sein gesamtes Personal und nahm das 1000 Quadratmeter umfassende Kirchendach in Angriff. Kurz vor dem Abschluss der Arbeiten verlangte das Bistum den Abriss und die Neueindeckung des zu 98 Prozent fertigen Daches, denn der Dachdecker hatte nicht die Schiefersorte benutzt, die er in seinem Angebot genannt hatte."Dann droht mir der Konkurs"

"Das hält unser Betrieb nicht aus", sagt der Dachdecker, der vor einer rechtlich verbindlichen Klärung des Konflikts nicht genannt werden will. "Dieser Auftrag hat einen Umfang von 90 000 Euro. Wenn ich das Dach abreißen und nochmal eindecken muss, droht mir der Konkurs." Der Wechsel der Schiefer-Sorte könne seinen Verdienst nicht steigern: "Beide Sorten kosten 67 Cent pro Stück." Er habe nicht den ursprünglich angegebenen Schiefer benutzt, räumt der Handwerker aus dem Hunsrück ein. "Aber die Ausschreibung ermöglichte auch den Einsatz einer gleichwertigen Sorte." Und eine solche habe er von seinem Lieferanten erhalten. Dieser Lieferant ist die Firma Johann und Backes aus Bundenbach bei Idar-Oberstein. "Klar hat der Dachdecker einen Fehler gemacht", sagt Vertriebsleiter Harald Johann. "Aber der von uns gelieferte Schiefer ist gleichwertig mit dem vom Bistum geforderten Material." Johann verweist auf ein Zeugnis des Instituts für Baustoffe und Umwelt bei Weimar. "Doch das Bistum will unseren Schiefer nicht akzeptieren und fordert mitten im Winter den Abriss eines Daches, das völlig in Ordnung ist." Das sei schon einmal passiert. Das Kirchendach von Oberwesel, eines der größten Weinanbaugebiete des Mittelrheins, musste ebenfalls nach der Eindeckung abgerissen und erneuert werden, weil nicht die im Angebot genannte Schiefersorte zum Einsatz kam. Das Bistum Trier blieb hart, die beauftragte Dachdeckerfirma überlebte nur knapp. Und auch hier kam der vom Bistum beanstandete Schiefer von der Firma Johann und Backes. Diese sagt: "Eine solche Verschwendung führt dazu, dass kleinere Betriebe schließen müssen." Doch nicht der Lieferant, sondern der Dachdecker ist vom Ruin bedroht, und deshalb wehrt er sich. Ein Beweissicherungsverfahren vor dem Amtsgericht Bad Kreuznach läuft. "Das Bistum will uns zum Abriss drängen und uns als Betrüger abstempeln. Das lassen wir nicht zu."Anspruch des Auftraggebers

"Wenn ein Dachdecker ohne Absprache ein anderes Produkt als vertraglich vereinbart verwendet, so hat der Auftraggeber einen Anspruch auf nochmalige Leistung", kommentiert Hans Casel von der Bischöflichen Pressestelle Trier. "Dieses Problem gab es in der Tat schon einmal in Oberwesel. Es wurde ein bestimmter Schiefer angeboten und dann ein anderer geliefert. Auch hier war die Firma Johann und Backes der Lieferant. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt."

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