Damen-Duell im Stadtrat?

TRIER. Nach dem Willen der Grünen-Stadtratsfraktion sollen sich die beiden Bewerberinnen für den Chefsessel im Trierer Baudezernat, Beatrice Soltys und Simone Kaes Torchiani, vor der Wahl am 20. März dem Stadtrat und der Öffentlichkeit vorstellen. SPD und FDP unterstützen dieses Verfahren.

Es wäre ein Novum für Trier: Wird dem Ansinnen der Grünen entsprochen, dann kommt es am kommenden Dienstag zu einer Anhörung der beiden Bewerberinnen Beatrice Soltys aus Ludwigsburg (40, parteilos) und Simone Kaes-Torchiani aus Stolberg (53, CDU) im Stadtrat, bevor die Ratsmitglieder in geheimer Wahl die künftige Chefin des Baudezernats wählen. Bisher wurden in Trier alle Dezernenten ohne vorherige öffentliche Anhörung gewählt. Einen Vorstoß gab es zwar im Jahr 2001 im Vorfeld der Wahl von Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink, doch wurde damals ein in diese Richtung gehender Antrag der Sozialdemokraten vom Rat mehrheitlich abgelehnt. Am Dienstagabend bekräftigte der Grünen-Kreisverband auf seiner Mitgliederversammlung die Unterstützung für Soltys ("Sie ist die fachlich bessere Kandidatin") und gab den Stadtrats-Grünen Rückenwind für ihr Anliegen der öffentlichen Kandidatinnen-Präsentation. "Die Fraktionen im Stadtrat, aber auch die interessierten Bürger sollen dadurch Gelegenheit haben, sich ein persönliches Urteil zu bilden", heißt es in dem einstimmig verabschiedeten Antrag zur Dezernentinnen-Wahl. Grünen-Fraktionssprecher Gerd Dahm hofft, dass "der eine oder andere im Rat noch zur Vernunft kommt", wenn er die Bewerberinnen im direkten Vergleich erlebt.UBM: Show-Antrag ändert nichts an Ergebnis

Die Soltys-Befürworter SPD, FDP und Grüne sind rein rechnerisch mit 23 Mandaten in der Unterzahl. CDU und UBM, die Kaes-Torchiani favorisieren, verfügen zusammen über 29 Stadtratssitze. SPD-Sprecher Peter Spang findet, dass "die Bürger ein Anrecht darauf haben, sich einen persönlichen Eindruck von den Kandidatinnen zu verschaffen". Auch Thomas Egger (FDP) hält die Idee für gut. Der Beurteilungsweg müsse transparent sein. CDU-Fraktionschef Berti Adams will seiner Fraktion bei der nächsten Zusammenkunft am Montag eine Zustimmung empfehlen, wenn "die Gemeindeordnung eine solche öffentliche Anhörung hergibt". Adams: "Damit haben wir kein Problem, aber es ist doch klar, dass damit versucht werden soll, die Qualifikation von Frau Kaes-Torchiani in Frage zu stellen." Wenn es zur Anhörung komme, werde seine Fraktion auch Fragen parat haben, kündigt er an. "Ist das überhaupt den Kandidatinnen zuzumuten?", fragt UBM-Chef Manfred Maximini. Dieser "Show-Antrag" der Grünen werde nichts an dem Ergebnis der Meinungsbildung ändern. Schließlich habe jede Fraktion Gelegenheit gehabt, sich intensiv mit den Bewerberinnen und deren Vorstellungen zu befassen. Dennoch werde sich die UBM einer öffentlichen Präsentation der Kandidatinnen nicht verschließen, wenn dies rechtlich möglich sei, so Maximini. Mit der rechtlichen Seite des Grünen-Vorschlags befasste sich gestern auch das Presseamt der Stadtverwaltung. Wie Sprecher Ralf Frühauf mitteilt, ist die Formulierung "...bittet den Oberbürgermeister dafür Sorge zu tragen, dass ... die Kandidatinnen anzuhören sind" nicht eindeutig. Auf Anweisung des auf Dienstreise im Ausland weilenden Oberbürgermeisters Helmut Schröer werde man die Grünen um Konkretisierung ihres Anliegens bitten. Der TV wird beide Kandidatinnen in der Ausgabe vom Montag, 19. März, ausführlich zu Wort kommen lassen.

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