Damit Bagger nicht bald wieder alles aufreißen

Kordel · Niemand möchte alle zwei Jahre Straßenbaumaschinen vor der Haustür stehen haben. Auch den Kimmlingern bleibt dieses Schicksal erspart, da sich Landkreis und Landesbetrieb Mobilität in letzter Minute auf einen Kompromiss geeinigt haben.

 Komplett weggebaggert: die schmale Ortsdurchfahrt in Kimmlingen. TV-Foto: Harald Jansen

Komplett weggebaggert: die schmale Ortsdurchfahrt in Kimmlingen. TV-Foto: Harald Jansen

Kordel. Freudenfeuer und spontane Feiern gibt es normalerweise nicht, wenn der Kreistag sein Kreisstraßenbauprogramm beschließt. Hinter diesem Wortungetüm verbirgt sich eine Liste, deren Erstellung sicher viel Nerven gekostet hat. Denn es gibt viele Kreisstraßen, die repariert werden müssten. Und viel zu wenig Geld, um alle Straßen zu sanieren. Auch wenn spontane Feiern ausbleiben, so ist die Freude in den Orten dann doch da, wenn die viel zu enge und/oder viel zu kaputte Straße auf der Liste auftaucht. Die Kreisstraße 22 bei Kimmlingen steht zwar auch auf dieser Liste. Doch das hat eher für Frust gesorgt und hektische Betriebsamkeit ausgelöst. Die Ausgangslage: Wer aus dem Kylltal zur B 51 will, hat mehrere Strecken zur Auswahl. Die Kreisstraße über Kimmlingen und Newel werden nur wenige wählen. Denn die Fahrbahn war bisher schmal und in einem miserablen Zustand. Zwar befindet sich ein Teilstück der Straße inzwischen in einem passablen Zustand. Die 454 Meter lange Kimmlinger Ortsdurchfahrt sowie die Straßenstück Richtung Kordel fehlten bisher. Der Plan: Aufgrund gesetzlicher Vorgaben muss der Kordeler Ortsteil mit seinen rund 90 Einwohnern kanalisiert werden. Deshalb werden derzeit Kanäle verlegt. Dafür wurde die schmale Ortsdurchfahrt komplett weggebaggert. Was liegt da näher, als nach dem Ende der Arbeiten die Straße so herzurichten, dass Anwohner und Verkehrsteilnehmer möglichst viele Jahre Freude an ihr haben? Diese Frage haben sich viele Kimmlinger sowie Mitglieder des Ortsgemeinderats Kordel gestellt. Ortsbürgermeister Medard Roth: "Es wäre Wahnsinn, die Straße jetzt notdürftig mit einer Fahrbahn zu versehen und in zwei Jahren die Straße wieder aufzureißen." Doch genau das war der Plan der Straßenplaner. Das Problem: Der Auftrag an die Baufirma umfasst nur den Bau einer neuen Kanalisation. Ein Ausbau der Straße wurde nicht beauftragt. Vielmehr sollten 2015/16 die Straßenbauer erneut anrücken, um die Strecke endgültig herzurichten. Die Lösung: Wochenlang haben Vertreter der Ortsgemeinde Kordel, Mitarbeiter der Verbandsgemeinde Trier-Land, Angehörige der Kreisverwaltung Trier-Saarburg sowie Verantwortliche des Landesbetriebs Mobilität Trier nach einer Möglichkeit gesucht, wie den Kimmlingern geholfen werden kann. Und sie sind fündig geworden: Nach dem Ende der Kanalarbeiten in der Ortsdurchfahrt erhält die Strecke eine Deckschicht, die nach Auskunft des Ortsbürgermeisters zwischen zehn und 15 Jahren hält. Außerdem werden Randsteine gesetzt, so dass die Anwohner ihre Hofflächen anpassen werden. Der zuständige Kreisausschuss hat diesem Vorgehen inzwischen zugestimmt. Thomas Müller, Pressesprecher der Kreisverwaltung, sagt: "Der Ausschuss hat Landrat Günther Schartz damit beauftragt, wegen der Kosten noch einmal mit den Beteiligten zu sprechen." Fest steht jedoch, dass die nun ins Auge gefasste Lösung billiger als das wird, was im Kreisstraßenbauprogramm vorgesehen war. Dort stehen Kosten in Höhe von 550 000 Euro für die 454 Meter Ortsdurchfahrt sowie für die 1,25 Kilometer lange Strecke zwischen Kimmlingen und Kordel. Meinung

Bitte nur gemeinsamOrtsbürgermeister Medard Roth hat recht. Es wäre wirklich Wahnsinn, wenn nach den Kanalarbeiten in Kimmlingen in zwei Jahren wieder die Baumaschinen anrücken würden. Das muss doch nicht sein. Entweder haben da die Verantwortlichen von Landesbetrieb Mobilität, Kreisverwaltung und Verbandsgemeinde Trier-Land in der Planungsphase nicht miteinander gesprochen. Das wäre kein Zeichen von Professionalität. Oder die Behörden kümmern sich nur um die eigenen Projekte ohne nach links oder rechts zu schauen. Das wäre auch nicht das, was man sich unter effizientem Verwaltungshandeln vorstellt. Ein Blick über die Kreisgrenze nach Norden lohnt in diesem Zusammenhang. Im Eifelkreis Bitburg-Prüm gab es über Jahre hinweg die Gemeinschaftsmaßnahmen im Kanal- und Straßenbau. Dort wurde in vielen Orten nur dann die Straße erneuert, wenn gleichzeitig die Kanalisation in Angriff genommen wurde. Solch ein Vorgehen hätte in Kimmlingen viel Ärger und Nachverhandlerei überflüssig gemacht. Hoffentlich lernen alle Beteiligten aus dieser Erfahrung. Das würde vor allem den Bürgern helfen, denen man nur einmal aufgerissene Straße und viel Baulärm zumuten müsste. h.jansen@volksfreund.deExtra

Kreisstraßen: Diese Strecken sollen im kommenden Jahr angegangen werden: Die Ortsdurchfahrten Mertesdorf (1390 Meter Länge, 1,1 Millionen Euro Gesamtkosten, Endausbau 2014/15), Kastel-Staadt (963 m, 1,1 Millionen Euro, Endausbau 2014), Gutweiler (380 m, 250 000 Euro, 2014/15), und Detzem (630 m, 500 000 Euro, 2014/15). Außerdem stehen folgende Freie Strecken auf dem Programm: Freie Strecken: Lorich, L 43 (2085 m, 1,9 Millionen Euro, Endausbau 2014/15), Konz, K 134 (2200 m, 1,1 Millionen Euro, 2014/15), Kernscheid-Franzenheim (2692 m, 450 000 Euro, 2014), Kelsen, B 407 (700 m, 120 000 Euro, 2014). har/alf

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