Damit es keine Sturzfluten mehr gibt

Kasel · Gleich von mehreren Seiten schießt das Wasser bei Starkregen in den Ort Kasel hinab. Um die Bürger besser vor Fluten zu schützen, aber auch, um Wingerte an der Ruwer neu zu ordnen, wurde eine Flurbereinigung beschlossen.

Damit es keine Sturzfluten mehr gibt
Foto: (h_tl )

Kasel. An das Weinfestwochenende vom Juni 2013 erinnert man sich in Kasel nur ungern. Ein Unwetter mit Hagel und Starkregen überschwemmte damals Straßen und ließ Keller voll laufen. Der Festumzug des Weinfestivals fiel im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser, die Weinhoheiten von Ruwer und Mosel standen mit ihren Roben knietief im Wasser.
Bereits ein knappes Jahr vorher war ein Unwetter über das Ruwertal hinweggezogen, das ebenfalls Schäden hinterließ. Dieser "Doppelschlag" in den Jahren 2012 und 2013 führte dazu, dass die Gemeinde Kasel und die Verbandsgemeinde Ruwer Maßnahmen ergriffen, um das Wasser vom Ort fern zu halten. Unter anderem wurde ein Rohr, das Oberflächenwasser aus dem Gebiet der Bundesstraße 52 (heutige L 151) in den Kundelbach ableitet, größer dimensioniert - von 30 Zentimeter Durchmesser auf einen Meter (siehe obiges Foto). Auch wurde ein altes Regenrückhaltebecken so aufbereitet, dass es große Mengen Wasser auffangen und dosiert an den Kundelbach abgeben kann, der es weiter zur Ruwer transportiert.
Doch das soll nicht alles gewesen sein, um das untere Ruwertal vor Wassermassen zu schützen. Das neueste Projekt ist umfassender als alle bisherigen Sofortmaßnahmen und soll neben dem Hochwasserschutz auch dem Weinbau an der Ruwer zugute kommen: die Flurbereinigung "Untere Ruwer". Unter Federführung des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Mosel sollen in den nächsten zwei bis drei Jahren Furten gezogen, Wirtschaftswege gebaut und Weinbergsflächen neu geordnet werden. Nicht nur Kasel, auch Mertesdorf und Ruwer-Eitelsbach sollen einbezogen werden. Bürgermeister Bernhard Busch (VG Ruwer) sieht die Flurbereinigung als "wichtiges Instrument zur Zukunftssicherung des Weinbaus an der Ruwer". Jeder Quadratmeter, der im kleinen Anbaugebiet Ruwer (rund 170 Hektar) aufgegeben werden müsse, tue weh, so Busch. Dank der Flurbereinigung, die zu 80 Prozent von Land und EU bezuschusst wird, könnten die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessert werden. Neben großen, renommierten Prädikatsweingütern sowie der knapp 20 Mitglieder umfassenden Winzergenossenschaft gibt es an der Ruwer auch viele Nebenerwerbswinzer, die kleine Flächen bewirtschaften.
Auf der konstituierenden Sitzung der Teilnehmergemeinschaft wurde der Kaseler Ortsbürgermeister Karl-Heinrich Ewald zum Vorsitzenden gewählt. Ferner gehören dem Vorstand an: Herbert Weis (Mertesdorf), Werner Longen (Ruwer), Josef-Matthias Longen (Eitelsbach) sowie Ernst Thesen und Erhard Scherf (beide Kasel). Knapp 100 Grundstücksbesitzer sind einbezogen. Laut Ewald hat das DLR im Vorfeld kostenlose Beratungsgespräche mit den Winzern geführt. Dabei seien auch Themen wie die Bewirtschaftung, die Vermarktung und die Betriebsnachfolge angesprochen worden.Meinung

Begrüßenswertes Projekt
Das Kaseler Nies'chen, der Kehrnagel, aber auch Weinlagen in Mertesdorf, Waldrach und Eitelsbach, genießen Weltruf. Sie sind das Aushängeschild des Ruwerweinbaus. Doch sollte man nicht nur auf die Premiumgüter schauen, auch die vielen Produzenten mit wenig Fläche sind enorm wichtig für die Wein- und Kulturlandschaft im Ruwertal. Sterben die Kleinen, dann gibt es mehr Brachen, und das schadet der gesamten Weinbau- und Touristikregion. Insofern ist die Flurbereinigung an der unteren Ruwer nur zu begrüßen. Sie sorgt dafür, dass Parzellen besser erschlossen werden und kostengünstiger zu bewirtschaften sind. Angesichts der Vorteile für die Winzer und die überschaubaren Kosten (der Eigenanteil für die Grundstücksbesitzer beträgt nur 20 Prozent) hätte man erwarten können, dass sich auch die Waldracher an dem Projekt beteiligen. Aber die wollen offensichtlich andere Wege gehen. Für den Hochwasserschutz ist zwar seit den großen Unwettern einiges getan worden, doch es gibt noch Luft nach oben. Ziel muss es sein, noch mehr Wasser am Berg abzufangen. a.follmann@volksfreund.de

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