Damit nach Depression der Weg zurück gelingt

Trier · Wer an Depressionen erkrankt ist, benötigt häufig Hilfe bei der Rückkehr in den Job. Um sich im Dschungel aus Möglichkeiten und Gesetzen zurechtzufinden, hat das Kompetenznetz Depression Eifel-Mosel zu einem Infotreffen mit Referenten eingeladen. Fazit des Abends: Je individueller die Unterstützung, desto besser gelingt der Weg zurück.

Trier. Ein Schreiner, Mitte 50, ist psychisch erkrankt. Welche Rolle spielt der Beruf dabei? Kann er noch eine Umschulung machen? Eine Krankenschwester, geschätzt Anfang 40, ist nach einer seelischen Erkrankung in einer Phase der Wiedereingliederung. Behutsam soll sie in ihren Job zurückfinden. Doch die Belastung ist noch zu groß. Welche Möglichkeiten hat sie nun?
Die rund 50 Teilnehmenden der Infoveranstaltung in der Volkshochschule Trier hatten viele Fragen - und bekamen zahlreiche Antworten. Das Kompetenznetz Depression Eifel-Mosel (siehe Extra), vertreten durch Elke Thees von der Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle Trier (Sekis), hatte zu der zweieinhalbstündigen Veranstaltung "Beruflicher Wiedereinstieg nach oder mit Depression" eingeladen.
Einer der beiden Referenten, den Moderatorin Pia Reichard von den AHG-Kliniken Daun ankündigte, war Alfred Simon. Der Reha-Berater bei der Agentur für Arbeit in Trier hat 32 Jahre Berufserfahrung und ist vielen Menschen begegnet, die aufgrund einer Behinderung Unterstützung benötigten. Mit seinem Vortrag brachte er mehr Licht ins Dickicht aus Begriffen und Möglichkeiten, die im neunten Buch des Sozialgesetzbuches als Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen stehen.
Laut Simon gibt es eine Fülle an Maßnahmen, die bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz helfen könne. Angefangen von der Beratung über Umschulungen bis hin zur Arbeitserprobung. Auf besonderes Interesse der Zuhörer stieß das sogenannte Persönliche Budget: "Das ist Geld, das ein behinderter Mensch erhält, um sich die notwendige Dienstleistung, etwa die eines Psychotherapeuten, auf dem Markt einkaufen zu können."
Persönliches Budget


Seit 2008 hätten Menschen mit einer Behinderung einen Rechtsanspruch auf das Persönliche Budget. Simon ließ durchblicken, dass er das Budget sehr schätzt. Denn die Erfahrung habe gezeigt: "Je individueller die Maßnahmen, umso größer der Erfolg."
Frank Hauser vom Integrationsfachdienst (IFD) Trier erläuterte die stufenweise Wiedereingliederung: "Der Betroffene ist grundsätzlich arbeitsunfähig und kann sich ausprobieren, inwieweit er an seinem Arbeitsplatz belastbar ist." Ein weiteres Mittel, das Arbeitgeber anwenden sollten, sei das betriebliche Eingliederungsmanagement, kurz BME. "Arbeitgeber sind verpflichtet, länger als sechs Wochen erkrankten Beschäftigten ein BEM anzubieten", sagte Hauser. Das BME umfasse alle Maßnahmen innerhalb eines Betriebes, die der Vorbeugung und Gesundheitsförderung dienten.
Das Problem: Dies sei nicht immer bekannt. Der Vortrag zeigte: Informationen über Möglichkeiten, Voraussetzungen oder Zuständigkeiten, welcher Träger wann was zahlt, sind das A und O.
Elke Thees sieht in der Komplexität rund um die Teilhabe am Arbeitsleben eine Tücke für Menschen, die an Depressionen erkrankt sind. "Diesen Weg depressiv Erkrankten zuzumuten, ist eine hohe Aufgabe."
Sowohl Hauser als auch Simon appellierten an die Zuhörenden: "Fragen Sie nach, suchen Sie das Gespräch!" Infoabende wie diese sollen helfen, aufzuklären und Hemmschwellen etwa zu Reha-Beratern abzubauen.Extra

Das Kompetenznetz Depression Eifel-Mosel ist ein Zusammenschluss verschiedener Einrichtungen, Institutionen und Interessierter aus der Stadt Trier, den Landkreisen Trier-Saarburg und Vulkaneifel sowie aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm. Ziel des Fachforums ist, Betroffene und Angehörige zu unterstützen, die Krankheit zu bewältigen und Öffentlichkeit für das Thema Depression zu schaffen. kat Kontakt: Elke Thees von der Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle Trier unter Telefon 0651/141180 oder per E-Mail kontakt@sekis-trier.de

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