Damit Vielfalt und Toleranz keine Worthülsen bleiben

Die "Aktionstage für Vielfalt und Toleranz" brachten im wahrsten Sinne des Wortes Bewegung in die Schweicher Schullandschaft: 300 Schüler aus allen achten Klassen der unterschiedlichen Schulen trafen sich mit ihren Lehrern jeweils schulübergreifend an zwei Tagen zu Workshops und Diskussionsgruppen.

Schweich. (sbn) "Wir wollen Vielfalt statt Einfalt" formuliert Koordinator und Jugendpfleger Dirk Marmann wortspielerisch das Ziel des ehrgeizigen, zum zweiten Mal initiierten Projektes. "Im Alter von 14, 15, also in der achten Klasse, entwickeln Jugendliche ihre sozialen Kontakte, verfestigen sie oder gehen neue Wege. Wir möchten, dass Schülerinnen und Schüler über den eigenen Tellerrand blicken und erkennen, wie viel man von anderen Menschen, Sitten, Bräuchen und Kulturen lernen kann", sagt der Jugendpfleger der Verbandsgemeinde Schweich auch im Hinblick auf die Konfrontation junger Leute mit stupidem Gedankengut extremistischer Gruppen.

Gleichzeitig gehe es darum, die Jugendlichen aus den verschiedenen Schulen zusammenzubringen und in den Workshops gemeinsam arbeiten zu lassen. Gymnasiasten, Förder-, Real- und Hauptschüler lernen sich näher kennen, sprechen über ihre Vorurteile und reflektieren das eigene Handeln.

In acht Workshops - vom kreativen Schreiben, Klettern und Zeichnen bis zum HipHop, Trommeln und Tanzen - drehte sich alles um das Thema kulturelle Vielfalt. Realschüler Marvin Wirtz, der an der Kletterwand gerade die Gymnasiastin Lisa Fröhlich sichert, sagt, dass er ganz erstaunt sei, "wie normal" doch die Schüler von den Förderschulen seien. Franziska Nisius und An dreas Donwin von der Levana-Schule finden es umgekehrt "richtig gut, dass wir uns hier alle besser kennenlernen." Sina Sedlaczek vom Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium hat selbst einen behinderten Bruder und sieht es als Chance, die Welt mit den Augen der anderen zu sehen. "Ich freue mich, gerade mit den Levana-Schülern zusammenzuarbeiten und zu erleben, wie sie sich in die Gruppe integrieren können."

Jedoch: Ganz so rosarot harmonisch gingen die beiden Tage nicht bei allen über die Bühne. Besonders den Schülern der Meulenwald-Schule blieben Pöbeleien und Rempeleien nicht erspart. "Es gibt noch viel zu tun!", resümiert Schulsozialarbeiterin Irina Galliardt. "Die Lehrer sind gefordert und müssen hier nachbereitend im Unterricht tätig werden. Wir können mit unserem Projekt keine Gesellschaft ändern, aber wir können mit kleinen Schritten das Bewusstsein junger Leute ändern."

Für Jugendpfleger Dirk Marmann steht fest: "Wir werden im nächsten Jahr weitermachen, dranbleiben und aus den Schwächen lernen."

Hintergrund Die Verbandsgemeinde Schweich wurde im Mai 2009 als ein Ort der Vielfalt von der Bundesregierung ausgezeichnet. Um diese Auszeichnung mit Leben zu erfüllen, hat das Kinder- und Jugendbüro der Verbandsgemeinde Schweich die Aktionstage veranstaltet. Zum Organisationsteam (von jeder Schule ein Lehrer) gehörten auch Schülerinnen des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums, das den Titel "Schule gegen Rassismus und mit Courage" trägt. Das Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus in Rheinland-Pfalz hat das Projekt finanziell unterstützt.

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