"Dann mache ich meinen Laden eben dicht"

Das Raucherverbot in Kneipen und Restaurants naht mit Riesenschritten. Am 15. Februar sollen an den Theken die Glimmstängel für immer verlöschen und die vertrauten Aschenbecher von den Tischen verschwinden. Die Freude in der Gastronomie indessen hält sich sehr in Grenzen.

 Sieht dem Rauchverbot gelassen entgegen: Heinz-Josef Roth vom Gasthaus Junges. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Sieht dem Rauchverbot gelassen entgegen: Heinz-Josef Roth vom Gasthaus Junges. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Schweich. Fast alle vom TV befragten Gastwirte sehen dem Gesetz mit gemischten Gefühlen entgegen. Doch es ist ein Unterschied, ob eine Gaststätte über Nebenräume verfügt, die als "Raucherabteil" geeignet sind, oder ob die Kneipe nur aus einem Raum besteht. In diesem Fall wird es im wörtlichen Sinne eng. Und viele Betriebe scheuen zum Wohl ihrer rauchenden Gäste auch keine (Umbau-) Kosten. Auch Heinz-Josef Roth vom Gasthaus Junges in Schweich plant nun "bauliche Maßnahmen". Auf einem Teil seiner Terrasse an der Ecke Oberstiftstraße/Uhlengarten wird er eine Art Wintergarten für Raucher errichten. Außerdem verfügt sein Lokal noch über zwei Nebenräume. Dennoch findet es Raucher Roth "absurd, dass er demnächst für jede Zigarette seinen eigenen Hauptraum verlassen muss". Karl-Heinz Karrenbauer vom "Altstadtkeller" in Schweich hat solche Möglichkeiten nicht. "Ich plane ein reines Nichtraucherlokal. Mal sehen, wie sich dann das Gästeverhalten entwickelt", sagt er. Auch Karrenbauer ist Raucher und denkt nun selbst ans Aufhören. Begründung: "Ich kann ja schließlich nicht ständig rauslaufen, um selbst mal eine anzuzünden."Auch im griechischen Restaurant "Delphi" in Schweich werden die Zigaretten künftig tabu bleiben. "Obwohl die meisten unserer Gäste rauchen", sagt Georgeos Mastos. Andere Wirte machen ihrer Wut richtig Luft. Etwa Sieglinde Reiland, die in Gusterath eine kleine Ein-Raum-Kneipe betreibt. "Seit 37 Jahren kommen Raucher und Nichtraucher zu mir, und noch nie hat sich einer beschwert", sagt sie. Sollten nun die Raucher wegbleiben, werde sie ihren Laden eben dichtmachen, erklärt die Wirtin, die selber raucht. Auch sie hat keine Lust, für jede Zigarette vors eigene Lokal zu gehen."Das Gesetz ist eine Unverschämtheit", schimpft Annemie Jacobs, Wirtin der Gaststätte Haubrich in Longuich. Sie sieht einige Existenzen gefährdet, wenn es zu Einbußen aufgrund des Rauchverbots kommen sollte. Welches Ambiente sie zukünftig den rauchenden Gästen bieten wird, weiß sie noch nicht genau. Ärgerlich findet sie, dass die Wirte die Infos lediglich aus den Medien erhalten hätten, ansonsten Ansprechpartner aber fehlten. "Als Wirt nicht mehr Herr im eigenen Haus"

"Als übergestülpt und alleingelassen", beschreibt sie die Situation. Hermann Steffes vom Gasthaus Steffes in Schöndorf wird ein Schild mit der Aufschrift "Raucher" an die Tür eines Nebenraums hängen. Er findet das Gesetz "überspannt". "Der Wirt ist ja nicht mehr Herr in seinem eigenen Haus", sagt Steffes. Trotz des Gesetzes, das beständig für Diskussionen an der Theke sorgt, harrt er recht gelassen der Entwicklung. Auch Klaus Brittner, Gastwirt in Thomm, wird notgedrungen ein Raucherzimmer einrichten. "Es müsste jedem Wirt überlassen sein, ob er ein Raucher- oder ein Nichtraucherlokal macht", sagt Brittner. "Das Rauchverbot ist für mich tödlich" sagt hingegen Bernd Gressnich, Wirt vom "Zum Nussbaum" in Longuich. Der Grund: Seine Gäste sind überwiegend Raucher, und das Lokal an der Mosel besteht aus nur einem Raum. Umbauen sei zu teuer - er denke ans Verkaufen. Für die Durchsetzung des Rauchverbots sind die örtlichen Ordnungsämter zuständig. Ordnungsamtsleiter Manfred Orth von der Verbandsgemeinde Schweich wird ab dem 15. Februar nicht zum großen Halali auf rauchende Gäste und Wirte blasen. "Wir werden uns mit ziemlicher Sicherheit in den ersten Wochen zurückhalten", sagt Orth. Die den Wirten drohende Geldbuße von 1000 Euro hält er in dieser Größenordnung für fraglich. Und keiner wisse bisher genau, wie man die Sache mit dem Rauchverbot angehen solle. Meinung In Milchbars umwandeln Kneipe, Bier und blauer Dunst - seit jeher gehörten die zusammen wie Sonne, Mond und Sterne. Dank der EU-Menschheitsbeglücker soll damit nun auch bei uns Schluss sein. Wer eine Kneipe als Ort der Geselligkeit aufsuchte, der erwartete dort sogar als Nichtraucher Tabakqualm. Die meisten Tabakabstinenzler störte es nicht. Und militante Nichtraucher mieden schon immer diese "Lasterhöhlen". Es wäre nur konsequent, die Kneipen nun in Milchbars umzuwandeln. Dies käme den EU-Milchbauern zugute. f.knopp@volksfreund.de

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