Darf’s auch eine Nummer kleiner sein? Aufsichtsbehörde will für Schweich XXL-Sporthalle genehmigen, aber die Schulträger wollen eine Sparversion

Schweich/Trier · Dass Aufsichtsbehörden oder Zuschussgeber bei öffentlichen Bauprojekten auf die Ausgabenbremse treten, das kennt man. Nun gibt es aber den umgekehrten Fall. Ministerium und ADD geben sich bei einer in Schweich geplanten Sporthalle großzügiger als die Nutznießer vor Ort es wollen.

Der an der Schweicher Bahnhofstraße geplante Neubau der Treverer-Förderschule und der Grundschule Schweich samt Sporthalle soll 44 Millionen Euro kosten. Bei einem Projekt dieser Größenordnung empfiehlt sich der Zusatz "nach heutigem Stand". Erfahrungsgemäß schnellen die Kosten eher in die Höhe als dass es billiger wird. Das weiß auch der Bauherr, der Zweckverband "Integriertes Schulprojekt Schweich". Darin haben sich die Schulträger zusammengeschlossen. Das ist der Landkreis für die derzeit noch in Trier ansässige Treverer-Schule und die Verbandsgemeinde Schweich für die Grundschule Schweich.

Bereits in der jüngsten Sitzung erörterten die Mitglieder des Zweckverbands, wo bei der Erschließung des Schulgeländes (Kosten 2,5 Millionen Euro) gespart werden kann. Erwogen wird beispielsweise, die Schulzufahrt zu teeren statt zu pflastern. Einsparpotenzial: 230.000 Euro. Billiger könnte man auch beim Boden wegkommen.

Der muss verstärkt werden, so viel ist klar, die Frage ist nur, wie. Ein Bindemittel einzubringen wäre günstiger als eine sogenannte Rüttelstopfverdichtung, wo Metallzylinder in die Erde getrieben werden. Einsparpotenzial hier: 280.000 Euro.

Weitere 350.000 Euro könnte man bei der Sporthalle sparen, haben die Planer vom Berliner Büro Numrich Albrecht Klumpp herausgefunden. Ihrer Meinung nach reicht eine 22 mal 45 Meter große Halle, die man für den Schulsport in drei Bereiche aufteilen kann, für den Schul- und Vereinsport aus. Das sieht die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD) anders und hat dem Bildungsministerium empfohlen, in Schweich eine 27 mal 45 Meter große Sporthalle bauen zu lassen. Maßgeblicher Unterschied zur kleineren Version ist, dass dort auch Zuschauer hineinpassen. Zwar reicht der Platz nicht für Tribünen, aber einige Bankreihen könnte man schon aufstellen.

Aus Sicht des Kreises und der VG Schweich sind Zuschauerränge nicht nötig. Schließlich fänden dort auch keine größeren Sportveranstaltungen wie Turniere statt, so die Begründung. Dafür gebe es in Schweich schon die Stefan-Andres-Halle und die Sporthalle am Bonhoeffer-Gymnasium. Wenn der Zweckverband auf seiner Sitzung am kommenden Donnerstag (siehe Extra) die kleinere Halle beschließen sollte, seien fördertechnisch keine Nachteile zu erwarten, sagt Büroleiter Wolfgang Deutsch von der der VG Schweich. Die Förderhöhe für Schulen und Halle stehe noch nicht fest.

Was den Hallendissens angeht, hat sich der Zweckverband bei den Schulen rückversichert. Und diese lenken ein. "Für den inklusiven Schulsport sind wir zwar froh über jeden Meter mehr Platz", sagt Christina Steinmetz, Leiterin der Grundschule Schweich. "Aber wir sehen auch ein, dass die Schulträger nach Einsparungen suchen." Mit der Größe von 22 mal 45 Meter könne man auf drei Feldern jegliche Form von Schulsport umsetzen, so die Leiterin, nur halt keine Turniere mit Zuschauern.
Meinung

Albert
Follmann

Neuland birgt Überraschungen

Das Verwirrspiel um die Sporthalle ist kurios, aber man sollte diesen Fall nicht überbewerten. Es wird vermutlich auch nicht das letzte Mal sein, dass es beim integrativen Schulprojekt in Schweich zu Irritationen kommt. Schließlich betreten alle Beteiligten Neuland - vom Land über die ADD und die Schulträger bis hin zu den Schulen, den Eltern und natürlich den Schülern.

Eine Förderschule mit teilweise schwerstbehinderten Jugendlichen und eine Regelschule sollen räumlich und pädagogisch zusammengeführt werden - das gibt es in unserer Region noch nicht. Einerseits soll die Chance genutzt werden, ein möglicherweise in ganz Deutschland beachtetes Vorzeigeprojekt zu entwickeln, andererseits sollen aber die Kosten nicht aus dem Ruder laufen. Das ist die Gemengenlage, in der sich insbesondere die Schulträger bewegen.

Als vor einigen Monaten festgestellt wurde, dass der Untergrund des Schulgeländes verstärkt werden muss, sagte Landrat Günther Schartz, dass dies wohl nicht die einzige Viertelmillion bleibe, die dem Zweckverband vor die Füße falle. Da könnte er recht behalten.
a.follmann@volksfreund.de

Extra

Der Zweckverband "Integratives Schulprojekt Schweich" tagt das nächste Mal am Donnerstag, 2. Februar, um 18 Uhr im Sitzungssaal der Verbandsgemeindeverwaltung in Schweich. Im öffentlichen Sitzungsteil geht es um die Größe der Sporthalle (siehe Bericht), die Wahl des Verbandsvorstehers, die Kostenaufteilung bei der Außenbeleuchtung und die aktuelle Entwurfsplanung.

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