Darf´s noch etwas Müll sein?

Nachhaltig leben - für immer mehr Menschen wird das wichtig. Der Begriff nachhaltig kommt aus der Forstwirtschaft. Vereinfacht gesagt: Es wird nicht mehr Holz gefällt als nachwächst. Bei der 1992 in Rio verabschiedeten Agenda 21 wurde das Prinzip in die Umwelt- und Entwicklungspolitik übertragen. Wie kann die Menschheit die vorhandenen Ressourcen auf der Erde verantwortungsbewusst nutzen? Die Frage wird seitdem nicht nur in der großen Politik gestellt, sondern auch im Lokalen. In Trier vom gemeinnützigen Verein Lokale Agenda 21 (LA 21). In loser Reihenfolge erklären LA-21-Mitglieder in einem TV-Gastbeitrag, wie sich Nachhaltigkeit konkret in der Region leben lässt. Heute: Lennart Bruhn.

W er gönnt sich das nicht selbst ab und zu? Den Kaffee zum Mitnehmen, das belegte Brötchen in der Tüte, natürlich extra in einer Serviette eingewickelt, oder die Pizza in der Pappschachtel für zu Hause. Selbstverständlich bekommt jeder zu seinem Einkauf eine Plastiktüte für den bequemen Transport dazu. Diese Liste ließe sich endlos fortführen und ist Teil unseres alltäglichen Lebens. Häufig werden die Verpackungen nur für eine äußerst kurze Zeit verwendet und landen danach auf dem Müll!
37,2 Millionen Tonnen Haushaltsabfälle wurden im Jahr 2011 von der deutschen Bevölkerung produziert. Ein leichter Anstieg um 0,4 Millionen Tonnen im Vergleich zum Vorjahr. Jede und jeder Deutsche produziert also durchschnittlich 454 Kilo Haushaltsabfälle. Diese setzen sich aus 195 Kilo Haus- und Sperrmüll, 146 Kilo Wertstoffen, 111 Kilo Bioabfällen und zwei Kilo sonstigem Abfall zusammen (Quelle: Statistisches Bundesamt 2013).
Erstaunliches ist bei dem Blick auf den direkten Ländervergleich festzustellen. In der Tabelle der Haushaltsabfälle in Deutschland je Einwohner thront Rheinland-Pfalz mit 518 Kilo an der Spitze. Gefolgt von Niedersachsen (505) und Schleswig-Holstein (481), das Saarland nimmt mit 458 Kilo Tabellenplatz sieben ein (Quelle: Statistisches Bundesamt).
Doch in Zeiten des Recycelns und Wiederverwertens ist das alles ja gar nicht schlimm - oder etwa doch? Nicht der gesamte Müll kann erneut genutzt werden. Das ist also kein Argument für einen verschwenderischen Umgang mit Material. Die Abfälle in der Natur und den Meeren liefern Beweise genug dafür. Hinzu kommt, dass schon beim Herstellungsprozess vieler Verpackungsmaterialien die Umwelt negativ beeinträchtigt wird und wichtige Ressourcen verbraucht werden.
Es liegt in der Hand jeder und jedes Einzelnen, im Alltag auf vermeidbare Müllberge im Einkaufswagen, für den Genuss zwischendurch oder zu Hause zu achten. Für zwei Kosmetikartikel im Drogeriemarkt ist keine Plastiktüte notwendig, für das asiatische Gericht in den eigenen vier Wänden kein Plastikbesteck, und der Kaffee kann auch im Café oder der Bäckerei vor Ort getrunken werden - sich die Zeit zu nehmen, schadet gewiss nicht. Der Verzicht auf Produkte mit aufwendiger Verpackung ist zu empfehlen, vielleicht findet sich ja auch eine Alternative mit weniger Müll. Verpackungen sind zwar oft ein schöner Blickfang - doch sollte sich das Hauptaugenmerk nicht auf unsere Umwelt richten?
Extra

Lennart Bruhn studiert Angewandte Geografie mit dem Schwerpunkt Freizeit und Tourismus. Er war im Frühjahr Praktikant bei der Lokalen Agenda 21 Trier e.V. red

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