Das Alarmsystem stärken

Sie haben alle schon Gewalterfahrungen gemacht: Kinder aus zerrütteten Familien oder Opfer sexueller Übergriffe, die in verschiedenen Gruppen des Kinderschutzbunds (KSB) betreut werden. Zum ersten Mal lernten sie in einem Gewaltpräventionskurs, sich zu wehren und Gefühle wahrzunehmen. Für Folgekurse werden Sponsoren benötigt.

 Der Gewaltpräventionslehrer Constantin Mock demonstriert eine Abwehrhaltung, hier auf einem gestellten Bild mit zwei Teilnehmern eines Zewener Gewaltpräventionsprojekts. TV-Foto: Gabriela Böhm

Der Gewaltpräventionslehrer Constantin Mock demonstriert eine Abwehrhaltung, hier auf einem gestellten Bild mit zwei Teilnehmern eines Zewener Gewaltpräventionsprojekts. TV-Foto: Gabriela Böhm

Trier. (gsb) Wo sitzt die Angst? Was ist ein "komisches" oder bedrohliches Gefühl? Kinder, die verschiedene Gruppen des Kinderschutzbunds besuchen, kommen meist aus sehr schwierigen familiären Situationen. Alkoholkranke Eltern, die ständig Grenzen überschreiten oder hochstrittige getrennt lebende Eltern, die ihre Kinder als Spielball benutzen. Die betroffenen Kinder haben oft ein sehr schwaches Selbstbewusstsein, glauben nicht an sich. Ihnen fehlt das Handwerkszeug, sich zu wehren. Die Folge: Die Kinder sind hoch risikogefährdet und ziehen potenzielle Täter an. Um dem entgegenzutreten, haben der Gewaltpräventionslehrer, Constantin Mock sowie Ute Isselhard-Thinnes und Kirsten Erdtmann einen Gewaltpräventionskurs mit 15 Kindern im Alter von sechs bis zwölf Jahren aus allen Abteilungen des KSB durchgeführt.Isselhard-Thinnes spricht von hochmotivierten Kindern, die eifrig geübt hätten. "Gewalt kennen unsere Kinder alle. Neu war das Gefühl, dass man was dagegen tun kann."Insbesondere in Rollenspielen übten die Kinder mit ihren Betreuern an drei Tagen, Grenzen zu setzen und Hilfe zu holen. Etwa in bedrohlichen Situationen "zwei große Erwachsenenschritte Abstand" zu halten oder eine stabile selbstbewusste Haltung einzunehmen. "Die Kinder sollten ein Gespür dafür bekommen, wann eine Situation komisch oder unheimlich ist, um sich ihr möglichst schnell zu entziehen", berichtet Isselhard-Thinnes.Man habe gemerkt, wie die Kinder aufblühten, bestätigt Mock. "Die Tür war schon offen", freut er sich über die gute Vorbereitung der Kinder. Die Kinder hätten sehr schnell gelernt. "Sie waren froh, zu erfahren, wie man Gewalt konkret angeht." Schließlich seien sie alle Opfertypen, die unbedingt einen derartigen Kurs wiederholen sollten. "Die Kinder brauchen definitiv Wiederholungen und permanente Betreuung, weil sie in einer permanenten Belastungssituation leben." Für ein regelmäßiges Kursangebot, das auch dem Kinderschutzbund ein Herzenswunsch ist, sind finanzielle Helfer vonnöten. Für diesen Kurs sprangen die ADD und der Arbeitskreis Trierer Kinder ein. Für weitere Projekte sind Sponsoren unerlässlich. Gesprächsbereitschaft habe bereits die Kostka-Stiftung signalisiert.

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